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Ich Töte

Ich Töte

Titel: Ich Töte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giorgio Faletti
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offiziellen Funktion vorgestellt wurde, lächelte er verschmitzt und ließ seine Augen blitzen.
    »FBI, hm?«, hatte er gesagt. »Bei denen war ich auch schon. Na ja, ich würde sagen, mehr als einmal. Am Anfang war es leicht, aber mittlerweile sind die auch viel cleverer geworden. Weißt du zufällig, ob die sich Hacker als Berater geholt haben?« Frank wusste nicht, wie er auf die Frage reagieren sollte, aber den Typ interessierte sowieso schon längst keine Antwort mehr. Er hatte sich weggedreht und an die Computer gesetzt.
    Er tippte jetzt wild herum, während er erklärte, was er gerade machte.
    »Erst mal werde ich eine firewall zum Schutz des Systems installieren. Wenn jemand versucht, sich einzuhacken, merke ich das. In der Regel versucht man einfach nur, den Zugriff auf die externen Schnittstellen zu unterbinden. In diesem Fall ist es anders, es geht darum, den Angriff zu entdecken, ohne dass der andere es mitbekommt. Ich habe ein Programm installiert, das ich entwickelt habe und mit dem wir uns an das Signal ranhängen und dessen Verlauf zurückverfolgen können. Es könnte auch ein ›trojanisches Pferd‹
    sein …«
    »Was heißt das, ›trojanisches Pferd‹?«, fragte Frank.
    »Damit ist eine verschlüsselte Kommunikation gemeint, die sich ausbreitet und dabei von einer anderen geschützt wird, wie bei man247

    chen Viren. Deshalb installiere ich gerade ein Virenschutzprogramm, ich möchte nicht, dass das Signal, das wir abtasten, wenn wir es abtasten …«
    Er machte eine Pause, um ein Bonbon rauszukramen, und steckte es sich in den Mund. Frank kam es so vor, als habe Pico nicht den geringsten Zweifel daran, dass man ihn abtasten würde. Er schien eine Menge Selbstvertrauen zu haben, der Typ. Andererseits gehörte das zur Philosophie der Netzpiraten. Überheblichkeit und Ironie, die sie zwar nicht zu wirklich kriminellen Aktionen verleiteten, sie aber den Nervenkitzel suchen ließ, den Opfern zu beweisen, dass jede erdenkliche Schutzvorrichtung und jede Mauer, die sie fern halten sollte, geknackt werden konnte. Ihrer Ansicht nach verkörperten sie eine Art moderne Robin Hoods mit Maus und Tastatur statt Pfeil und Bogen.
    Pico nahm seinen Vortrag wieder auf, während er heftig an dem Karamellbonbon kaute, das ihm zwischen Zähnen und Gaumen klebte.
    »Also, ich wollte sagen, es wäre nicht gut, wenn sie ein Virus eingebaut hätten, das in der Lage ist, dann aktiv zu werden, wenn das Signal abgetastet wird. Wenn dem so wäre, würden wir das Signal verlieren und damit die Möglichkeit, es zu verfolgen, und natürlich auch unseren Computer. Ein anständiges Virus kann eine Festplatte buchstäblich zum Schmelzen bringen. Wenn der Typ so etwas fertig bringt, heißt das, dass er’s verdammt gut draufhat, und das Virus, das er losballern kann, wird kein Blumenstrauß sein …«
    Bikjalo, der bis dahin schweigend an einem Schreibtisch hinter der Computeranlage gesessen hatte, schaltete sich mit einer Frage ein.
    »Denkst du, ein paar deiner Kollegen könnten solche Scherze treiben, während wir hier arbeiten?«
    Frank warf ihm einen vorwurfsvollen Blick zu, den der Intendant gar nicht bemerkte. Pico drehte seinen Stuhl herum und sah ihm ins Gesicht, ungläubig über eine derart bodenlose Ignoranz gegenüber der Welt der Telekommunikation.
    »Wir sind Hacker, keine Verbrecher. Niemand unter uns würde so etwas tun. Ich bin hier, weil derjenige, der in dieser Sache den Ton angibt, sich nicht darauf beschränkt, ein verbotenes Terrain zu betreten und ein smiley als Unterschrift zu hinterlassen. Das ist einer, der killt, das ist ein Mörder. Kein Hacker, der diese Bezeichnung verdient, würde etwas Derartiges tun.«
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    Frank legte ihm die Hand auf die Schulter, als Geste des Vertrauens, aber auch als Entschuldigung für Bikjalos Frage.
    »Okay. Mach weiter. Anscheinend gibt es auf diesem Gebiet keinen, der dir noch etwas beibringen könnte.«
    Er wandte sich Bikjalo zu, der aufgestanden und neben sie getreten war.
    »Für uns gibt es hier nichts mehr zu tun. Lass uns mal sehen, ob Jean-Loup schon da ist.«
    Er hätte diesen Mann allzu gerne gebeten, sich zu verdrücken und sie in Frieden arbeiten zu lassen, ohne seine hartnäckige Art, ihnen auf die Pelle zu rücken. Es saßen ihnen schon genug Leute im Nacken, da musste nicht noch einer dazukommen. Aus Gründen der Diplomatie konnte er ihn allerdings nicht darum bitten. Die Arbeitsatmosphäre im Sender war perfekt, und das wollte er auf keinen Fall

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