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Ich Töte

Ich Töte

Titel: Ich Töte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giorgio Faletti
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Gespräch mit seinen Leuten und hatte den anderen den Rücken zugekehrt.
    »Habt ihr ihn?«
    Seine Antwort löste wie eine Zauberformel das bisschen Luft in ihrer Lunge in nichts auf.
    »Nichts. Nichts zu machen. Kein Signal, an das man sich hätte hängen können. Picos Meinung nach muss der Anrufer ein echter Freak sein. Es ist ihm nicht gelungen, auch nur irgendetwas zu sehen. Wenn es aus dem Netz kommt, ist das Signal auf eine Weise verschlüsselt, die es unseren Apparaten unmöglich macht, es zu visualisieren. Dieser Scheißkerl hat uns schon wieder reingelegt.«
    »Jetzt sind wir fällig! Hat hier jemand das Stück erkannt?«
    Wer schweigt, stimmt zu. Das allgemeine Schweigen bedeutete in diesem Fall eher Verneinung.
    »Mist. Barbara, eine Kassette mit der Musik, möglichst schnell.
    257

    Wo ist Pierrot?«
    Barbara war bereits am Werk und begann mit dem Überspielen.
    »Im Konferenzsaal«, sagte Morelli.
    Eine fiebrige Spannung lag in der Luft. Alle wussten, dass sie schnell, schnell, schnell machen mussten. Vielleicht ging der Urheber des Telefonats gerade hinaus und begab sich auf die Jagd. Irgendein anderer, irgendwo, lebte, ohne es zu wissen, die letzten Minuten seines Lebens. Sie liefen los, um »Rain Boy« zu suchen, den Einzigen unter ihnen, der die Musik auf Anhieb erkennen könnte.
    Im Konferenzraum saß Pierrot mit gesenktem Kopf auf einem Stuhl neben seiner Mutter. Als sie kamen, sah er sie mit Tränen in den Augen an und neigte dann wieder den Kopf.
    Frank hockte sich, wie schon beim vorigen Mal, neben den Stuhl.
    Pierrot hob leicht das Gesicht, als schäme er sich, seine feuchten Augen zu zeigen.
    »Was ist los, Pierrot? Ist irgendwas nicht in Ordnung?«
    Der Junge nickte bejahend mit seinem Kopf.
    »Bist du erschrocken? Du brauchst keine Angst zu haben, wir sind alle hier, bei dir.«
    Pierrot schniefte mit der Nase.
    »Ich habe keine Angst, ich bin doch jetzt auch ein Polizist …«
    »Was ist es denn dann?«
    »Ich kenne die Musik nicht«, antwortete er zutiefst betrübt.
    In seiner Stimme lag echter Schmerz. Er blickte sich in der Runde um, als habe er die Chance seines Lebens verpasst. Die Tränen liefen ihm übers Gesicht.
    Frank fühlte sich verloren. Trotzdem bemühte er sich, Pierrot zuzulächeln.
    »Ganz ruhig. Es gibt keinen Grund zur Sorge. Wir spielen sie dir nochmal vor, und du wirst sehen, dass du sie erkennst. Es ist schwierig, aber du kannst das schaffen. Nein, ich bin mir sicher, dass du es schaffen wirst.«
    Barbara kam fast ins Zimmer gerannt. In der Hand hielt sie ein DAT. Sie legte es in den Rekorder und spielte es ab.
    »Hör aufmerksam hin, Pierrot.«
    Die elektronischen Rhythmen des Stücks ergossen sich in den Raum. Der Viervierteltakt der Dancemusic, ganz ähnlich dem menschlichen Herzschlag. Hundertsiebenunddreißig Schläge in der Minute. Ein angstgetriebenes, rasendes Herz, ein Herz, das irgendwo 258

    von einem Moment zum anderen stehen bleiben konnte.
    Pierrot lauschte schweigend, den Kopf noch immer geneigt. Als die Musik aufhörte, hob er ihn und ein schüchternes Lächeln huschte über seinen Mund.
    »Sie ist da«, sagte er leise.
    »Hast du sie erkannt? Ist sie in dem Zimmer? Dann hol sie doch, bitte.«
    Pierrot nickte und stand auf. Er verschwand in seinem stolpernden Gang. Hulot wies Morelli an, ihn zu begleiten.
    Nach einer Zeit des Wartens, die unendlich schien, kamen sie zurück, und Pierrots Hände umklammerten eine Schallplatte.
    »Hier ist sie. Es ist eine Kompilation …«
    Sie legten die Platte auf und suchten so lange, bis sie es gefunden hatten.
    Es war genau das Stück, das der Mörder ihnen kurz vorher vorgespielt hatte. Pierrot wurde gefeiert wie ein Held. Die Mutter umarmte ihn, als hätten sie ihm eben den Nobelpreis verliehen. Aus seinen Augen leuchtete ein solcher Stolz, dass sich Nicolas Hulot das Herz fast schmerzhaft zusammenzog.
    Frank las den Titel auf der Schallplattenhülle der Kompilation.
    » Nuclear Sun von Roland Brant. Wer ist dieser Roland Brant?«
    Keiner kannte ihn. Schleunigst gingen sie zu den Computern.
    Nach kurzer Internetrecherche erschien der Name auf einer italienischen Homepage. Roland Brant war das Pseudonym eines italienischen DJs, eines gewissen Rolando Bragante. Sie fanden heraus, dass Nuclear Sun ein Stück war, das ein paar Jahre zuvor in den Diskotheken ziemlich gut angekommen war.
    Zwischenzeitlich hatten Laurent und Jean-Loup die Sendung beendet und sich den anderen angeschlossen. Sie waren völlig aufgewühlt

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