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Ich Töte

Ich Töte

Titel: Ich Töte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giorgio Faletti
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und schienen einem Sturm entronnen zu sein, der seine Spuren hinterlassen hatte.
    Der Regisseur klärte sie über Dancemusic auf und darüber, dass sie eine völlig eigenständige Szene innerhalb des Musikmarktes darstelle.
    »Manchmal nehmen DJs ein Pseudonym an. Das kann ein Fantasiewort sein, aber in den meisten Fällen ist es ein englischer Name.
    Drei oder vier davon gibt es auch in Frankreich. Für gewöhnlich sind es Musiker, die sich auf Dance spezialisiert haben.«
    »Was heißt ›es ist ein Loop?‹?«, fragte Hulot.
    »Der Ausdruck kommt vom Samplen, wenn man mit dem Com259

    puter arbeitet. Ein Loop dient als Basis, er ist der Kern des Stücks.
    Man nimmt sich einen Rhythmus heraus und lässt ihn um sich selbst kreisen, so dass er immer exakt gleich bleibt.«
    »Klar, genau wie dieses Schwein gesagt hat. Ein Hund, der sich in den Schwanz beißt.«
    Frank machte kurzen Prozess mit diesen Überlegungen und vergegenwärtigte ihnen den Ernst der Lage. Es gab etwas anderes, viel Wichtigeres, das sie verstehen mussten.
    »Okay, wir haben einen Job zu erledigen. Los, fällt euch gar nichts ein? Denkt mal an einen Prominenten, so um die dreißig, fünfunddreißig Jahre, der etwas mit unseren Indizien zu tun haben könnte. Hier, in Monte Carlo.«
    Frank schien wie besessen. Er lief zwischen ihnen herum und wiederholte immer wieder jene Worte. Seine Stimme verfolgte eine Idee, wie das Gekläffe der Hundemeute einem Fuchs hinterherjagt.
    »Ein junger Mann, attraktiv, berühmt. Jemand, der hier in der Gegend verkehrt. Der hier wohnt oder momentan hier ist. Schallplatte, Kompilation, Nuclear Sun, Diskothek, Dancemusic, ein italienischer DJ mit englischem Namen, ein Pseudonym. Denkt an die Zeitungen, an die Klatschpresse, an den Jetset …«
    Franks Stimme war die Peitsche eines Jockeys, der in einem zügellosen Rennen sein Pferd antrieb. Das Gehirn jedes Einzelnen galoppierte in derselben identischen Gangart.
    »Los! Jean-Loup?«
    Der DJ schüttelte den Kopf. Jean-Loup schien sehr erschöpft, und es war klar, dass man von dieser Seite nichts erwarten konnte.
    »Laurent?«
    »Tut mir Leid, mir fällt nichts ein.«
    Barbara hob plötzlich den Kopf, so dass ihre kupferroten Haare eine Welle beschrieben. Frank sah ihr Gesicht aufleuchten.
    Er trat näher.
    »Barbara?«
    »Ich weiß nicht … vielleicht …«
    Frank stürzte sich wie ein Falke auf diese Andeutung eines Zweifels.
    »Barbara, es gibt kein Vielleicht. Sagen Sie einen Namen, wenn Ihnen einer einfällt, egal, ob er falsch oder richtig ist.«
    Die junge Frau ließ einen Augenblick den Blick über die Anwesenden schweifen, als bitte sie um Entschuldigung, falls sie Mist reden sollte.
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    »Also, ich denke, es könnte Roby Stricker sein.«
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31
    René Coletti hatte das dringende Bedürfnis zu pissen.
    Er atmete tief durch die Nase. Die volle Blase verursachte ein schreckliches Stechen in seinem Bauch. Er kam sich vor wie in einem dieser Fantasyfilme, wo die Röhren im Raumschiff anfangen, Dampf zu verlieren, und ein rotes Gefahrensignal aufleuchtet, während eine metallene Stimme ständig wiederholt: »Achtung, Achtung, in drei Minuten wird sich dieses Raumschiff zerstören, Achtung, Achtung …«
    War ja klar, dass dieses physiologische Bedürfnis im unpassendsten Moment kommen musste, gemäß der zerstörerischen Logik des Zufalls, dass er, sobald er den menschlichen Wesen auf den Sack gehen kann, dies auch tut.
    Er war versucht, aus dem Auto zu steigen und es an einem x-beliebigen Ort zu machen, im Halbschatten, ohne die paar Leute, die sich auf der Mole oder auf der anderen Straßenseite herumtrieben, zu beachten. Begehrlich sah er auf die Mauer zu seiner Rechten.
    Zur Ablenkung rauchte er eine Zigarette und blies den beißenden Rauch der Gitanes ohne Filter aus dem geöffneten Fenster. Im Aschenbecher des Autos zeugten schon mehr als genug davon, dass er seit geraumer Zeit wartete. Er streckte seine Hand aus, um das Autoradio, das auf Radio Monte Carlo eingestellt war, abzudrehen, denn das, was ihn interessierte, war bereits zu Ende.
    Er hatte seinen Mazda MX-5 am Hafen geparkt, in der Nähe der Piscine, mit der Schnauze zu dem Gebäude hin, wo sich der Sender befand und wo im Moment sicher haufenweise Polizisten wie Bohnen in einem Römertopf brodelten. Er hatte die Sendung verfolgt und mit gespitzten Ohren den Anruf des Mörders gehört, im Auto sitzend, wartend. In der Redaktion seiner Zeitung, »France Soir«, hatten viele Kollegen dasselbe

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