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Ich Töte

Ich Töte

Titel: Ich Töte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giorgio Faletti
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Handy. Er rief Barthelemy in der Redaktion an.
    »Ich bin’s nochmal, Coletti. Sucht mir mal eine Adresse raus.«
    »Spuck aus …«
    »Roby Stricker. Den Nachnamen schreibt man S-t-r-i-c-k-e-r, mit ck. Roby dürfte für Roberto stehen. Er wohnt hier in Monte Carlo.
    Falls heute ein Glückstag ist, steht er im Telefonbuch. Wenn nicht, finde es sonst wie raus, aber beeil dich.«
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    Natürlich war die Zeitung nicht die Polizei, aber auch sie hatte ihre Informationskanäle.
    »Bleib mal kurz in der Leitung.«
    Es vergingen ein paar Sekunden, die Coletti unendlich lang erschienen, länger noch als die vorherigen mit voller Blase. Endlich kehrte Barthelemy zum Apparat zurück.
    »Bingo, alter Knabe. Er lebt in einem Wohnkomplex namens Les Caravelles, Boulevard Albert Premier.«
    Coletti blieb die Luft weg. Er konnte sein Glück gar nicht fassen.
    Das war genau hier, an die hundert Meter von seinem Wagen entfernt.
    »Sehr gut, ich weiß, wo das ist. Wir hören voneinander.«
    »René, ich sag’s nochmal, sei auf der Hut. Nicht nur wegen der flics. Keiner ist ein gefährlicher Typ. Er hat schon drei abgemurkst.«
    »Drück mir lieber die Daumen, als hier rumzuunken! Ich häng nämlich an meinem Leben. Aber wenn die Sache so ausgeht, wie ich es sage, landen wir einen sensationellen Coup …«
    Er beendete das Gespräch.
    Einen Augenblick lang hörte er wieder die Stimme im Radio.
    Ich töte …
    Er erschauderte gegen seinen Willen. Aber die Begeisterung, das Adrenalin, war schon in Umlauf und konnte jegliche Vorsicht außer Kraft setzen. Als Mensch hatte Coletti viele Grenzen, aber als Journalist verstand er sein Handwerk, und um es ordentlich zu verrichten, war er zu jeglichem Risiko bereit. Er erkannte ein großes Ding als solches, wenn er mittendrin steckte. Ein Hinweis, dem man folgen, den man öffnen musste wie eine Auster, um der ganzen Welt zu zeigen, ob eine Perle drin war oder nicht. Und dieses Mal war da eine Perle, so groß wie ein Straußenei.
    Jeder hat seine Droge, und das hier war seine.
    Er sah die erleuchteten Fenster von Radio Monte Carlo. Verschiedene Streifenwagen waren auf dem großen Gelände vor dem Eingang geparkt. Ein Blaulicht blinkte auf, und ein Fahrzeug setzte sich in Bewegung. Coletti konnte sich entspannen. Es war bloß der Einsatzwagen, der Jean-Loup Verdier jeden Abend nach Hause brachte. Er war ihnen schon unzählige Male gefolgt und wusste, was sie gleich tun würden. Sie würden bis zum Haus des DJs vorfahren, das Tor passieren und … Na dann, gute Nacht. Die Polizisten würden weiterhin das Haus bewachen und damit jeden Versuch, Kontakt aufzunehmen, vereiteln.
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    Er hätte das halbe Vermögen von Bill Gates bezahlt, um jenen Mann zu interviewen, aber keine Chance im Moment. Der Weg nach innen und nach außen war hermetisch abgeriegelt. Er hatte jenes Haus zur Genüge belagert, um zu wissen, dass es unmöglich war.
    Zu viele Dinge schienen unmöglich, in letzter Zeit.
    Alles hatte er unternommen, um Kriegsberichterstatter in Afghanistan zu werden. Er hatte sie im Urin, diese Geschichte. Er wusste, er hätte besser als jeder andere darüber berichten können, wie er es schon aus Ex-Jugoslawien getan hatte. Man hatte ihm Rodin vorgezogen, vielleicht weil sie ihn für jünger, ambitionierter und risikobereiter hielten. Vielleicht verbarg sich auch ein politisches Komplott dahinter, irgendeine Empfehlung von wer weiß woher, von der er nichts wusste. Tatsache ist, dass er mal wieder der Arsch war.
    Coletti öffnete das Handschuhfach und holte seine Digitalkamera heraus, eine Nikon 990 Coolpix. Er legte sie auf den Beifahrersitz und überprüfte sie eingehend, wie ein Soldat vor dem Kampf seine Waffe überprüft. Die Akkus waren geladen, und er hatte vier 128
    Megabyte-Chipkarten. Damit könnte er den dritten Weltkrieg fotografieren, wenn nötig. Er stieg aus dem Mazda, ohne ihn abzuschlie
    ßen. Die Kamera versteckte er so unter der Jacke, dass sie nicht zu sehen war. Er drehte dem Wagen und der Piscine den Rücken zu und ging in die entgegengesetzte Richtung. Nach wenigen Dutzend Metern stand er vor der Treppe, die zur promenade hinaufführte. Als er oben die Straße erreichte, schoss ein Zivilfahrzeug, aber mit dem Blaulicht der Polizei auf dem Dach, aus der Rascasse und rauschte mit hoher Geschwindigkeit an ihm vorbei.
    Zwei Personen schienen darin zu sitzen. Er konnte sich vorstellen, wer es war. Mit Sicherheit Kommissar Hulot und Inspektor Morelli. Oder vielleicht der dunkle

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