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Ich Töte

Ich Töte

Titel: Ich Töte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giorgio Faletti
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Typ mit dem finsteren Gesicht, der an jenem Morgen aus Jean-Loup Verdiers Haus gekommen war und der ihn angesehen hatte, als er mit dem Auto an ihm vorbeifuhr.
    Ihre Blicke hatten sich gekreuzt, und er war mit einem komischen Gefühl zurückgeblieben.
    Das war ein Mann, der den Teufel in sich trug. Die Teufel, die kannte er sehr gut, und genauso gut erkannte er diejenigen, die von ihnen besessen waren. Vielleicht lohnte es sich, mehr über ihn in Erfahrung zu bringen …
    Coletti hatte seit längerem die Strategie verworfen, Polizeiwagen zu beschatten. Die Polizisten waren nicht dumm. Er würde sofort auffliegen. Sie würden ihn anhalten, und adieu, Knüller! Er durfte 266

    auf gar keinen Fall Fehler begehen.
    Am Abend hatte es schon diesen Reinfall mit dem ersten Anruf, mit diesem unglaublichen fake gegeben. Aller Wahrscheinlichkeit nach waren die Bullen auf hundertachtzig. Er wollte nicht mit dem tauschen, der es verbrochen hatte, sollte er geschnappt worden sein.
    Und es schien ihm nicht wünschenswert, sich mit gesenktem Kopf in einer ähnlichen Situation wiederzufinden.
    Wenn das nächste Opfer dieses Verrückten tatsächlich Roby Stricker sein sollte, dann würden sie diesen als Köder benutzen, und der einzige Ort, um das zu tun, war sein Zuhause. Jetzt musste er nur noch einen geeigneten Ort finden, an dem er sich platzieren konnte, einen Ort, wo er sehen konnte, ohne gesehen zu werden. Wenn seine Schlussfolgerungen richtig waren und wenn Keiner geschnappt würde, so wäre er der einzige Augenzeuge und der einzige Reporter mit Fotos von der Festnahme.
    Gelänge ihm das, wäre die Story so viel wert wie sein Gewicht in Plutonium.
    Es war praktisch niemand unterwegs. Mit Sicherheit hatten alle in dieser Stadt die Sendung verfolgt und den letzten Anruf von Keiner gehört. Man wusste, dass sich ein Mörder herumtrieb, und es gab nicht allzu viele, die Lust hatten, frohgemut draußen spazieren zu gehen.
    Coletti näherte sich dem erleuchteten Eingang von Les Caravelles. Als er vor der Glastür der Wohnblöcke stand, seufzte er erleichtert. Sie hatte ein normales Türschloss und nicht eins mit Nummerncode. Coletti kramte in der Tasche wie ein gewöhnlicher Mieter, der gerade seine Schlüssel sucht.
    Er zog ein Utensil heraus, das ihm einer seiner Informanten geschenkt hatte, ein waches Bürschchen, dem er mal aus der Patsche geholfen hatte. Einer, der das Geld liebte, ohne zu unterscheiden zwischen dem, was er ihm für seine Spitzeldienste gab, und dem, was er sich durch Einbrüche in unbewachte Wohnungen beschaffte.
    Er steckte das Teil ins Schloss, und die Tür ging auf. Coletti betrat die Eingangshalle des Luxusgebäudes. Er sah sich um. Spiegel, Ledersessel, Perserteppiche auf dem Marmorfußboden. Zu dieser Uhrzeit war es unbeaufsichtigt, aber tagsüber wurde es sicher von einem sturen Pförtner überwacht.
    Er spürte sein Herz schneller schlagen.
    Das war keine Angst.
    Das war Adrenalin pur. Das war das Paradies auf Erden. Das war 267

    sein Job.
    Zu seiner Rechten an der Stirnseite der lang gezogenen Halle befanden sich zwei Holztüren. Eine trug ein Messingschildchen mit der Aufschrift »Concierge«. Die in der anderen Ecke führte vermutlich in den Keller. Er wusste nicht, in welchem Stock Roby Stricker wohnte, aber den Pförtner um diese Uhrzeit zu wecken und danach zu fragen, schien nicht die geschickteste Taktik zu sein. Er könnte den Lieferantenfahrstuhl bis zum letzten Stock nehmen und von da aus die Treppen runtergehen, bis er das richtige Stockwerk fände.
    Dort würde er sich einen optimalen Beobachtungsposten suchen, und sei es, dass er draußen an einem Fenster hängen müsste, was er in der Vergangenheit auch schon getan hatte.
    Die Reeboks an seinen Füßen machten nicht das geringste Geräusch, als er die Kellertür erreichte. Er drückte dagegen und hoffte, dass sie nicht abgesperrt war. Klar, er hatte sein Werkzeug, aber jede gesparte Sekunde war auch eine gewonnene Sekunde. Erleichtert seufzte er auf. Die Tür war nur angelehnt. Innen war es stockdunkel.
    Im Schein der Lampen der Eingangshalle sah man die Treppenstufen hinunterführen und sich mit der Dunkelheit vereinen. Die gleichmä
    ßig verteilten, kleinen roten Lämpchen der Lichtschalter leuchteten wie Katzenaugen.
    Auf keinen Fall konnte er das Licht anmachen. Er stieg die ersten beiden Stufen hinunter, während sich die Tür sachte schloss. Im Geiste dankte er dem tüchtigen Menschen, der die Scharniere so gut geölt hielt. Er

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