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Ich Töte

Ich Töte

Titel: Ich Töte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giorgio Faletti
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plötzlich erklären, viele vernachlässigte Details nahmen eine Form an, die sich perfekt ins Umfeld seiner Vermutungen einfügte.
    Er nahm das Handy und gab Morellis Nummer ein. Sobald Claude antwortete, überschüttete er ihn mit dem Schwall seiner Worte.
    407

    »Claude, ich bin’s, Frank. Bist du allein im Auto?«
    »Ja.«
    »Gut. Ich fahre gerade zu Roby Strickers Wohnung. Komm auch dorthin, aber sag niemandem was. Ich muss ein paar Sachen überprüfen, und hätte dich gerne dabei.«
    »Gibt es ein Problem?«
    »Würde ich nicht sagen. Nur einen so winzigen Verdacht, dass er wahrscheinlich bedeutungslos ist. Aber wenn ich richtig liege, könnte es das Ende dieser ganzen Geschichte sein.«
    »Heißt das …?«
    »Wir sehen uns bei Stricker«, schnitt Frank ihm das Wort ab.
    Jetzt bedauerte er, am Steuer eines Zivilfahrzeugs und nicht eines Polizeiwagens zu sitzen, mit allem Drum und Dran. Er bereute, nicht nach einem magnetischen Blaulicht gefragt zu haben, das man im Bedarfsfall aufs Dach stellen konnte.
    Mittlerweile bedauerte er sogar sich selbst. Wie hatte er nur so blind sein können? Wie hatte er nur zulassen können, dass sein persönlicher Groll über sein scharfes Urteilsvermögen siegte? Er hatte gesehen, was er sehen wollte, gehört, was er hören wollte, akzeptiert, was für ihn angenehm zu akzeptieren war.
    Und alle hatten die Folgen zu tragen. Allen voran Nicolas.
    Wenn er seinen Verstand benutzt hätte, wäre Nicolas vielleicht in diesem Moment noch am Leben und Keiner sicher verwahrt hinter Gefängnisgittern.
    Als er Les Caravelles erreichte, wartete Morelli bereits vor dem Eingang.
    Er ließ den Wagen auf der Straße zurück, ohne sich darum zu kümmern, ob er im Halteverbot stand. Schnell wie der Wind schoss er an Morelli vorbei. Ohne ein Wort zu sagen, folgte ihm der Inspektor ins Gebäude. Sie blieben vor der Portierloge stehen, wo der Pförtner sie bereits mit sorgenvollem Gesicht hatte kommen sehen.
    Frank stützte sich auf die Marmorplatte.
    »Die Schlüssel zu Roby Strickers Wohnung. Polizei.«
    Die Präzisierung war überflüssig. Der Pförtner konnte sich sehr genau an Frank erinnern. Die Spucke, die er schluckte, war eine allzu deutliche Bestätigung. Morelli zeigte seine Dienstmarke, und die öffnete endgültig die schon halb offene Tür. Während sie im Fahrstuhl nach oben fuhren, fand Morelli endlich Gelegenheit, sich gegen das Wüten des Amerikaners Luft zu verschaffen.
    »Was ist los, Frank?«
    408

    »Los ist, dass ich ein Idiot bin, Claude. Ein riesen-, riesengroßer Idiot. Wäre ich nicht so sehr damit beschäftigt gewesen, ein Scheißkerl zu sein, wäre mir vielleicht auch eingefallen, dass ich Polizist bin, und wir hätten vieles von dem, was geschehen ist, verhindern können.«
    Morelli verstand auch weiterhin nichts. Sie kamen vor die Wohnungstür, wo immer noch die Siegel der Polizei klebten. Fast wütend riss Frank die dünnen, gelben Plastikstreifen ab. Er öffnete die Tür, und sie betraten die Wohnung.
    Das Gefühl des Unabwendbaren schwebte noch immer im Raum wie an jedem Ort eines Verbrechens. Das kaputte Gemälde auf dem Boden, die Flecken auf dem Teppich, die Hinweise auf die Arbeit der Spurensicherung, der metallische Geruch des geronnenen Blutes erinnerten an die vergebliche Flucht eines todgeweihten Mannes vor einer Messerklinge, vor der Entschlossenheit seines Scharfrichters.
    Frank ging schnurstracks in Richtung Schlafzimmer. Morelli sah, wie er auf der Türschwelle stehen blieb, um das Zimmer zu betrachten. Das Blut auf dem Marmorboden war weggewischt worden. Was blieb, waren die Spuren an den Wänden, als einziges Zeugnis eines Verbrechens, das in diesem Zimmer begangen worden war.
    Frank stand regungslos und tat dann etwas für Morelli völlig Unverständliches. Mit zwei Schritten war er am Bett vorbei und legte sich in exakt derselben Position auf den Fußboden, in der sie Stricker gefunden hatten und die von der Spurensicherung auf den Marmorflicsen nachgezeichnet worden war, bevor sie ihn wegschafften.
    Lange blieb er so liegen und bewegte nur leicht den Oberkörper. Er hob den Kopf, um etwas zu überprüfen, das er wohl nur von diesem Punkt aus sehen konnte.
    »Da, verdammt! Da.«
    »Da was, Frank?«
    »Idioten, was waren wir nur für Idioten, allen voran ich. Alle bemühen sich, die Dinge von oben zu sehen, wo doch bisweilen die Antwort unten liegt!«
    Morelli verstand rein gar nichts. Frank erhob sich mit einem Ruck.
    »Komm mit. Es gibt noch etwas,

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