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Ich Töte

Ich Töte

Titel: Ich Töte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giorgio Faletti
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meinem Starrsinn wollte ich so sehr, dass er der Täter ist, dass ich nicht mal im Entferntesten eine andere Möglichkeit in Betracht gezogen habe. Und wieder mal hat Keiner seine diabolische List unter Beweis gestellt. Er hat uns absichtlich ein Indiz geliefert, das man auf zweierlei Art entschlüsseln konnte. Es war ganz egal, man konnte es sowohl auf Roby Stricker als auch auf Gregor Yatzi411

    min beziehen. Danach blieb er seelenruhig am Fenster stehen und wartete. Als wir mit allen verfügbaren Kräften Stricker unter Polizeischutz gestellt hatten, ist er völlig ungestört zu Yatzimin gegangen und hat ihn umgebracht. Als die Leiche des Tänzers entdeckt wurde und wir Strickers Polizeischutz aufgehoben haben, um in die Wohnung des Toten zu stürzen, ist Keiner nach Les Caravelles gefahren und hat auch ihn getötet.«
    Frank machte eine Pause.
    »Das war sein wahres Ziel. Er wollte in derselben Nacht sowohl Stricker als auch Yatzimin töten.«
    Bikjalo und Morelli waren wie versteinert.
    »Zwischen Stricker und ihm fand ein Zweikampf statt, wobei er, ohne es zu wollen, sein Gesicht verletzte. Keiner hat Strickers Gesicht deswegen nicht genommen, weil es beschädigt und für seine Zwecke, welche auch immer es sein mögen, nicht mehr zu gebrauchen war. Als er die Wohnung verließ, war er davon überzeugt, dass Stricker tot sei, aber der arme Kerl lebte noch und hatte gerade noch Zeit, mit Blut eine Nachricht zu schreiben …«
    Frank sprach, als fügten sich vor seinen Augen alle Mosaiksteine perfekt zusammen, während er den Verlauf der Ereignisse darlegte.
    »Roby Stricker war einer, der das Nachtleben von Monte Carlo und der Küste in vollen Zügen genoss. Er kannte sie alle. Folglich kannte er auch seinen Mörder, aber verständlicherweise fiel ihm in diesem Moment der Name nicht ein. Er wusste allerdings, wer es war und was er trieb …«
    Frank machte wieder eine Pause, damit die beiden vor ihm das Gesagte verdauen konnten. Er sprach dann etwas ruhiger weiter, fast schon jedes einzelne Wort betonend.
    »Versuchen wir, uns Folgendes vorzustellen: Stricker liegt auf dem Boden, fast zu Tode geprügelt, der linke Arm gebrochen. In dieser Position, das habe ich selbst überprüft, kann er sich durch die offene Tür in den Badezimmerspiegeln sehen. Er schreibt auf, was er weiß, doch er sieht sich selbst spiegelverkehrt und benützt die rechte Hand, mit der er sonst nie schreibt. Es ist also normal, dass er die Nachricht verkehrt herum notiert hat, und leider ist er gestorben, bevor es ihm gelungen ist, sie fertig zu stellen …«
    Er nahm die beiden, die ihn wortlos ansahen, am Arm und zerrte sie zum Spiegel vor dem Regieraum. Mit dem Finger zeigte er auf die rote Schrift über ihren Köpfen, die sich auf der glänzenden Oberfläche widerspiegelte.
    412

    »Er wollte nicht ›RYAN‹, sondern ›ON AIR‹ schreiben, beim Radio das Signal dafür, dass man auf Sendung ist. Der angefangene Buchstabe am Wortende, den wir auch gesehen haben, war für uns nur ein wirres Zeichen, das wir für irgendein Gekritzel im Todeskampf hielten. Aber es ergab sehr wohl einen Sinn. Stricker starb, bevor er das ›O‹ vervollständigen konnte.«
    »Willst du sagen, dass …«
    Morellis Stimme kam von einem Ort, wo es schwierig ist, seinen Ohren und seinen Augen zu trauen. Bikjalo, totenbleich, versteckte das Gesicht in seinen Händen. Nur seine ungläubigen Augen schauten hervor. Der Druck der Finger hatte sie mehr als nötig aufgerissen und so den Ausdruck des Erstaunens noch verstärkt.
    »Ich will sagen, dass wir mit dem Teufel zusammenwohnten, ohne den Schwefelgestank zu riechen!«
    Frank wies auf die Schachtel in seiner Hand.
    »Ihr werdet sehen, sobald dieses Gerät hier untersucht wurde, werden wir wissen, dass es ein stinknormales, veraltetes Transistorradio ist. Wir hätten es nie entdeckt, weil es auf einer Frequenz sendet, die wir nie in Betracht gezogen hätten. Keinem von uns wäre ein so archaisches System in den Sinn gekommen. Und ihr werdet sehen, dass darin ein Timer oder eine andere teuflische Erfindung steckt, die es im gewünschten Moment starten ließ. Und wir konnten das Telefonsignal auch deswegen nicht entdecken, weil dieses Gerät hier vor der Telefonzentrale angebracht wurde, in die wir uns eingeklinkt hatten. Die Details werden uns die Techniker liefern, auch wenn das gar nichts mehr bringt. Keiner hat die zuvor aufgezeichneten Telefonate an die Person gesendet, die wissen konnte, wie die Fragen zu stellen

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