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Ich Töte

Ich Töte

Titel: Ich Töte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giorgio Faletti
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beziehungsweise die Antworten zu geben waren, da diese Person sie bereits kannte …«
    Frank kramte in seiner Tasche und zog das Foto von der Platte von Robert Fulton heraus.
    »Und jetzt der endgültige Beweis für meine Leichtfertigkeit. Im Wahn, immer Fragen stellen zu müssen, verfolgt man manchmal die abstrusesten Ideen und übersieht völlig das Offensichtliche. Und das heißt, dass das Gehirn eines Kindes immer noch ein kindliches Gehirn ist, selbst wenn es sich im Körper eines Jugendlichen befindet.
    Pierrot!«
    Wie eine Marionette tauchte der Kopf von »Rain Boy« hinter der Holzwand auf, die den Schreibtisch der Sekretärin von der Computerecke trennte.
    413

    »Komm mal bitte kurz her.«
    Mit verwirrtem Gesicht und in seinem stolpernden Gang näherte sich der Junge. Er hatte Franks aufgeregte Worte gehört, ohne besonders viel zu verstehen, aber sein Ton hatte ihm Angst eingejagt.
    Schüchtern näherte er sich den drei Männern, als fürchte er, selbst die Ursache für die ganze Aufregung zu sein und getadelt zu werden.
    Frank hielt ihm das Foto vor die Augen.
    »Erinnerst du dich an diese Platte?«
    Pierrot nickte mit dem Kopf, wie er es meistens tat, wenn er befragt wurde.
    »Weißt du noch, dass ich dich gefragt habe, ob diese Schallplatte in dem Zimmer ist, und du Nein gesagt hast? Ich hatte dich auch gebeten, mit niemandem darüber zu reden, weil es ein Geheimnis zwischen uns ist. Ich werde dich jetzt etwas fragen, und du musst mir die Wahrheit sagen …«
    Frank gab Pierrot etwas Zeit, um die Worte zu verarbeiten.
    »Hast du mit jemandem über diese Schallplatte gesprochen?«
    Pierrot senkte plötzlich seinen Blick und blieb stumm. Frank wiederholte die Frage.
    »Hast du mit jemandem darüber gesprochen, Pierrot?«
    Pierrots Stimme schien von einem Ort unter der Erde zu kommen, genau unter seinen Füßen, die er jetzt anstarrte.
    »Ja.«
    Frank legte eine Hand auf seine Haare.
    »Mit wem hast du darüber gesprochen?«
    Der Junge hob das Gesicht. Seine Augen waren feucht.
    »Ich habe mit keinem darüber gesprochen, ich schwöre es.«
    Er hielt inne und blickte mit seinen verstörten Augen zu den drei Männern, die ihn schweigend ansahen.
    »Nur mit Jean-Loup.«
    Frank sah Bikjalo und Morelli an. Auf seinem Gesicht lag zu gleichen Teilen der Ausdruck von Bedauern und Triumph.
    »Messieurs, ob es Ihnen gefällt oder nicht, Keiner ist Jean-Loup Verdier!«
    Einen Moment lang herrschte in dem Raum das Schweigen der Ewigkeit.
    Durch die Glasscheibe des Regieraumes sah man Luisella Berrino als DJ das laufende Programm moderieren und vor ihrem Mikrofon sitzen wie vor einem Fenster zur Welt. Durch die Scheiben der Kabine blickte man auf das Hafengelände. Gerade kam die Sonne 414

    wieder hervor, strahlte auf die Leute herab, auf die vom Regen noch tropfenden Bäume, auf die Boote am Ankerplatz und auf die ganze Stadt. Da waren Worte, da war Lachen, da war Musik, da waren Personen, die sie im Radio hörten, Männer am Steuer eines Wagens, Frauen, die bügelten, Angestellte an ihren Schreibtischen, Pärchen, die miteinander schliefen, Schüler, die lernten.
    Aber hier, in diesem Raum, schien die Luft verschwunden zu sein, das Sonnenlicht eine Erinnerung ohne jede Hoffnung, das Lachen ein wertvolles, für immer verlorenes Gut.
    Morelli war der Erste, der wieder zu sich kam. Er nahm das Handy und gab hektisch die Nummer der Zentrale ein.
    »Salut, Morelli hier. Wir haben einen Code elf, ich wiederhole, Code elf, Ort Beausoleil, Haus von Jean-Loup Verdier. Verständige Roncaille, und sag ihm, dass Keiner das Zielobjekt ist. Hast du alles verstanden? Roncaille wird wissen, was zu tun ist. Und verbinde mich sofort mit dem Dienstwagen vor jenem Haus …«
    Bikjalo sank auf einen Stuhl vor einer der Computeranlagen. Er schien um hundert Jahre gealtert. Wahrscheinlich dachte er an all die Male, die er mit Jean-Loup Verdier alleine war, ohne zu ahnen, dass er sich in der Gesellschaft eines Mörders von unmenschlicher Grausamkeit befand. Als Bikjalo im Zimmer auf und ab ging wie ein Tiger im Käfig, hoffte Frank für seine Seele, dass er in diesem Moment nicht dachte, dass es mit dem Erfolg von Voices wohl vorbei sei.
    Endlich stand die Funkverbindung.
    »Hier Morelli. Wer bist du, und wer ist bei dir?«
    Er bekam die Antwort, und auf seinem Gesicht zeichnete sich ein Ausdruck der Erleichterung ab. Vermutlich handelte es sich um Polizisten, die für solche Notfälle geschult waren.
    »Ist Verdier im Haus?«
    Er wartete

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