Ich Töte
Energie. Frank nahm Morelli das Mikrofon aus den Händen und fuhr mit einer Hand am Steuer weiter.
»Sprechen Sie, Roncaille.«
»Ich hoffe doch sehr für uns alle, dass Sie wissen, was Sie tun.«
»Sie können beruhigt sein, wir haben ausreichend Beweise, um sicher zu sein, dass es sich tatsächlich um ihn handelt.«
»Noch ein Fehltritt, nach allem, was passiert ist, wäre untragbar für uns.«
Natürlich, vor allem jetzt nicht, da dein Name ganz oben auf der Abschussliste steht …
Die Sorge des Polizeipräsidenten war anscheinend noch nicht 422
ausgeräumt. Das war auch an der Stimme zu hören, die leicht verzerrt aus dem Funkgerät kam.
»Da ist noch eine Sache, die ich mir nicht erklären kann, Frank.«
Nur eine?
»Wie hat es dieser Mann angestellt, die ganzen Verbrechen zu begehen, wo er doch praktisch im Haus eingesperrt war und rund um die Uhr von unseren Leuten bewacht wurde?«
Dieselbe Frage hatte sich Frank auch schon gestellt, und er gab Roncaille die Antwort, die er sich selbst auch schon gegeben hatte.
»Dieses Detail kann ich mir nicht erklären. Ich denke, das wird er selbst beantworten müssen, wenn wir ihn erst mal haben.«
Während sie dieses Gespräch führten, waren sie praktisch bei Jean-Loups Haus angekommen. Dass sie noch keinen Kontakt mit den Beamten vor Ort hatten, hielt Frank für ein äußerst schlechtes Zeichen. Wenn sie in Aktion getreten wären, hätten sie längst Bericht erstatten müssen.
Er verschwieg Morelli seine Sorge, der vermutlich, auch nicht blöd, schon längst dabei war, sie selbst zu nähren.
In perfektem Timing hielten sie gleichzeitig mit dem Auto des Kommissars von Menton vor dem Eingangstor zu Jean-Loups Haus.
Frank bemerkte, dass keine Journalisten da waren, worüber er in einer anderen Situation sicher gelächelt hätte. Noch bis vor kurzem hatten sie dieses Haus erfolglos belauert, um dann die Belagerung genau in dem Moment einzustellen, in dem sich, saftig wie ein Steak zum Reinbeißen, eine Geschichte ohnegleichen abspielen würde.
Sicher würden sie gleich scharenweise ankommen, aber von den Polizeiwagen gestoppt werden, die sich verteilten, um die Straße in beide Richtungen zu blockieren. Ein paar Polizisten hatten sich bereits weiter unten aufgestellt, auf der Höhe von Helenas Haus, so dass jede Möglichkeit verhindert wurde, über die steile Straße zur Küste hinab zu fliehen.
Er hatte noch nicht mal geparkt, da öffneten sich schon die hinteren Türen des blauen Einsatzwagens. Ein Dutzend Männer der Eingreiftruppe, Beamte in blauen Uniformen mit Helmen und kugelsicheren Kevlarwesten, sprangen heraus und bereiteten sich auf die Erstürmung des Hauses vor.
Der Wagen der Dienst habenden Beamten war auf der Straße geparkt, leer, die Türen geschlossen, aber nicht verriegelt.
Roncaille hatte höchstpersönlich kontrolliert, ob sie sich öffnen ließen. Frank ahnte Böses. Sehr Böses.
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»Versuch mal, die Polizisten zu erreichen«, sagte er zu Morelli.
Der Inspektor nickte, während Roncaille zu ihnen stieß. Frank sah, dass aus dem Wagen des Polizeipräsidenten auch Doktor Cluny stieg. Alles in allem war Roncaille anscheinend doch nicht so unfähig. Im Falle einer Verhandlung mit Geiseln könnte seine Anwesenheit äußerst nützlich sein. Morelli rief die Polizisten erfolglos über Funk, während Roncaille kam und sich zu ihm stellte.
»Was sollen wir machen?«
»Die Beamten antworten nicht, und das ist kein gutes Zeichen.
Deshalb würde ich jetzt die Spezialeinheit einsetzen.«
Roncaille wandte sich an den Anführer des Sonderkommandos, der mitten auf der Straße stand und auf Befehle wartete. Der Mann erteilte ein Kommando, und dann ging alles blitzschnell. Im Nu verteilten sich die Männer und verschwanden aus dem Blickfeld.
Ein Mann in Zivil, ziemlich jung, mit beginnender Glatze und dem schlaksigen Gang eines Basketballspielers, stieg aus dem Polizeiauto aus Menton und kam näher. Frank war es, als habe er ihn schon mal gesehen, inmitten der Leute auf der Beerdigung von Nicolas. Er streckte die Hand zum Gruß aus.
»Guten Abend. Ich bin Kommissar Roberts von der Mordkommission Menton.«
Die beiden gaben sich die Hand, und Frank fragte sich, wo er diesen Namen schon mal gehört hatte. Dann fiel es ihm wieder ein.
Er war der Polizeibeamte, mit dem Nicolas in der Nacht der Ermordung von Roby Stricker und Gregor Yatzimin gesprochen und der den Anruf lokalisiert hatte, welcher sich dann als Fehlalarm herausstellte.
»Wie
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