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Ich Töte

Ich Töte

Titel: Ich Töte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giorgio Faletti
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läuft’s? Alles in Ordnung?«, fragte Roberts, während er zum Hausdach sah, das zwischen den Zypressen zum Vorschein kam.
    Frank dachte an Pierrots tränenüberströmtes Gesicht, an das Gehirn eines naiven Jungen, der ihnen erst so geholfen und dann in einem einzigen Augenblick alles zerstört hatte, was mühsam und auf Kosten von Menschenleben aufgebaut worden war. Am liebsten hätte Frank geheult und gelogen, aber er zwang sich zur Wahrheit und seine Stimme zur Ruhe.
    »Ich fürchte nicht. Leider wurde die Zielperson alarmiert, und die Überraschung ist geplatzt. Da drinnen sind drei Polizisten, die über Funk nicht antworten, und wir wissen nicht, was los ist.«
    »Hm, dumme Sache! Aber drei gegen einen, scheint mir doch 424

    …«
    Roberts’ Worte wurden vom Gekrächze des Funkgeräts unterbrochen, das Morelli in der Hand hielt. Der Inspektor beeilte sich zu antworten, während er sich der Gruppe näherte.
    »Ja?«
    »Gavin hier. Wir sind drin. Wir haben die Wohnung von oben bis unten durchsucht. Das Objekt ist jetzt gesichert, aber hier gab es ein Blutbad. Drei ermordete Polizisten, und außer den Leichen ist keiner da.«
    425

48
    Der Raum, in dem die Pressekonferenz abgehalten wurde, war zum Bersten voll. In weiser Voraussicht des Medienrummels fand sie im Auditorium, einem Saal des Centre Congres, statt und nicht im Polizeipräsidium in der Rue Notari, dessen Räumlichkeiten die ganzen Leute gar nicht hätten fassen können.
    Vor der Wand, an einem langen Tisch mit grüner Decke, saßen Durand, Roncaille, Doktor Cluny und Frank vor ihren Mikrofonen.
    Alle an dem Fall beteiligten Parteien waren anwesend. Vor ihnen die Vertreter der Informationsdienste auf den ordentlich aufgereihten Plastikstühlen: Printmedien, Rundfunk und Fernsehen.
    Frank fand diese Darbietung ziemlich lächerlich, aber das Prestige des Fürstentums von Monaco und der Vereinigten Staaten von Amerika, die er als FBI-Agent vertrat, verlangte es so.
    Es störte niemanden, dass Keiner alias Jean-Loup Verdier noch immer frei war wie ein Vogel. Es störte niemanden, dass sie die Wohnung, nachdem die Männer von der task force ihren Einsatz beendet hatten, leer und den Polizeibeamten Sorel wie ein geschlachtetes Opferlamm vorgefunden hatten. Die beiden anderen, Gambetta und Megene, waren mit einem Pistolenschuss niedergestreckt worden, aus derselben Waffe, wie sich herausstellte, mit der auch Gregor Yatzimin getötet worden war.
    Ubi major, minor cessat.
    Einige peinliche Details brauchte man unter dem nützlichen Mäntelchen des Untersuchungsgeheimnisses nicht hervorzuheben.
    Der Erfolg dagegen wurde umso mehr gefeiert, die Enttarnung des Mörders, die brillante Zusammenarbeit von monegassischer Polizei und FBI, die Tüchtigkeit und unerschütterliche Entschlossenheit der Ermittler, welchen die teuflische List des Verbrechers, den sie letztendlich doch identifiziert hatten, nichts anzuhaben vermochte, et cetera, et cetera, et cetera …
    Hinter dieser Reihe von »et ceteras« verbarg sich die Flucht des Mörders, ermöglicht durch nicht vorhersehbare Ereignisse, und seine momentane Unauffindbarkeit. Dennoch war die Ergreifung des Verantwortlichen jener schrecklichen Morde nur noch eine Frage von wenigen Stunden. Alle europäischen Polizeistationen waren in Alarmbereitschaft, und man rechnete jeden Augenblick mit der Nachricht von der Festnahme.
    Frank bewunderte das Geschick von Roncaille und Durand, wie 426

    sie diesen Wust von Fragen bewältigten, wie sie sich ins Rampenlicht stellten, wo sie nur konnten, und geschickt immer neues Rampenlicht suchten, sobald jemand sie in den Schatten drängte.
    Keiner der beiden hatte auch nur mit einem Wort Kommissar Nicolas Hulot erwähnt. Frank sah wieder das Foto vom Unfall vor sich, das völlig demolierte Auto, den Körper seines Freundes über dem Lenkrad, das arme Gesicht des blutüberströmten enfant terrible. Er griff in seine Jackentasche und umklammerte einen Zettel. Als sie Jean-Loup Verdiers Wohnung Schritt für Schritt durchsucht hatten, auf der Suche nach einer Spur, nach einem Indiz von seiner Flucht, hatte er eine banale Quittung über einen Bußgeldbescheid der Verkehrspolizei wegen erhöhter Geschwindigkeit gefunden. Das Kennzeichen gehörte zu einem Avis-Mietwagen. Das Datum stimmte mit Nicolas’ Todestag überein, und der Ort des Vergehens lag nicht weit vom Unfallort entfernt.
    Frank konnte Jean-Loups Vorgehen dank dieses simplen Beweisstücks und dank der Worte eines zwar

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