Ich Töte
alleine lassen würden, Inspektor …«
Morelli entfernte sich, nicht ganz überzeugt. Frank hörte seine Schritte auf dem Marmorfußboden des Flurs. Nathan Parker und Mosse schwiegen so lange, bis er um die Ecke gebogen war und die Schritte gänzlich verhallten.
Es war Parker, der zuerst etwas sagte.
»Dann haben Sie es also geschafft, hmm, Frank? Jetzt haben Sie Ihren Mörder. Sie sind ein Mann der Tat.«
»Das Gleiche kann man von Ihnen sagen, General, auch wenn ich auf all diese Taten nicht unbedingt stolz wäre. Und falls es Sie interessiert, Helena hat mir alles erzählt.«
Der alte Soldat verzog keine Miene.
»Mir hat sie auch alles erzählt. Sie hat mir ausführlich von Ihrer durch und durch männlichen Gabe berichtet, eine Frau zu benützen, die nicht im Vollbesitz ihrer geistigen Fähigkeiten ist.
Ich glaube, Sie haben eine ganze Reihe grober Fehler begangen, als Sie den Ritter ohne Furcht und Tadel spielten. Wenn ich mich recht erinnere, hatte ich Sie darauf hingewiesen, sich nicht in meine Angelegenheiten zu mischen, aber Sie wollten ja nicht hören.«
»Sie sind ein verachtenswertes Wesen, General Parker, und ich werde Sie zerstören.«
Ryan Mosse trat einen Schritt nach vorn. Der General signalisierte ihm, stehen zu bleiben. Er grinste mit der Boshaftigkeit einer Schlange.
»Sie sind ein Versager, und wie alle Versager ein armer Träumer, Mister Ottobre. Sie sind kein Mann, sondern nur das, was davon übrig blieb. Ich kann Sie mit einem einzigen Schlag niederstrecken und muss mir danach noch nicht mal den Staub von der Hose klopfen. Und jetzt hören Sie mal gut zu …«
431
Er kam so nah, dass Frank den warmen Atem spüren konnte, und den Speichel aus seinem Mund, als er ihm all seine Wut ins Gesicht zischte.
»Sie werden sich von meiner Tochter fern halten, Frank. Ich kann Sie abholen und so zurichten lassen, dass Sie darum flehen, umgebracht zu werden. Und auch wenn Ihnen Ihre eigene Sicherheit nicht am Herzen liegt, so sollten Sie wissen, dass ich auch die von Helena in der Hand habe. Ich kann sie jederzeit in eine Psychiatrie sperren und den Schlüssel wegwerfen lassen.«
Er begann, um ihn herumzuschleichen, und setzte seine Rede fort.
»Natürlich könnt ihr euch zusammentun und versuchen, euch gegen mich zu stellen. Ihr könnt versuchen, euer Gift auszuspucken.
Aber überleg dir das gut. Auf der einen Seite stehe ich, ein General der US-Army, ein Kriegsheld, militärischer Berater des Präsidenten der Vereinigten Staaten. Auf der anderen Seite seid ihr beiden, eine Frau mit nachgewiesener psychischer Instabilität und ein Mann, der monatelang in einer psychiatrischen Klinik war, nachdem er seine Frau praktisch in den Selbstmord getrieben hat. Na, sagen Sie schon, Frank, wer würde euch wohl glauben? Außerdem würde all das, was ihr über mich erfinden könnt, wieder auf Stuart zurückfallen, und ich glaube, das wäre das Letzte, was Helena sich wünschte. Meine Tochter hat das bereits eingesehen und versprochen, Sie nie wiederzusehen. Dasselbe erwarte ich von Ihnen, Mister Ottobre, verstanden?
Nie wieder! «
Mit triumphalem Leuchten in den Augen trat der alte Soldat einen Schritt zurück.
»Also, egal, wie diese Geschichte ausgeht, Sie sind am Ende, Mister Ottobre.«
Der General kehrte ihm den Rücken zu und ging, ohne sich nochmal umzudrehen. Mosse näherte sich Frank. In seinem Gesicht konnte man lesen, welch sadistisches Vergnügen es ihm bereitete, sich an einem schwächeren Menschen auszulassen.
»Er hat Recht, Monsieur FBI-Agent. Du bist am Ende.«
»Das hat wenigstens einen Sinn. Du bist noch nicht mal am Anfang.«
Frank trat einen Schritt zurück, eine Reaktion erwartend. Als Mosse eine Bewegung machte, sah er unversehens den Lauf der Glock auf sich gerichtet.
»Na los, Captain, liefer mir einen Grund. Einen einzigen. Der Al432
te hat Rückendeckung, aber du bist weder zu etwas zu gebrauchen, noch bist du so gefährlich, wie du zu sein glaubst.«
»Früher oder später werde ich dich schon noch in die Finger kriegen, Frank Ottobre.«
Frank hob seufzend den Arm.
»Wir alle sind in Gottes Hand, aber ich garantiere dir, du bist nicht Teil dieser Kategorie. Und jetzt hau ab, und folge deinem Gebieter.« Er blieb im Flur stehen, bis die beiden verschwunden waren.
Er steckte die Pistole wieder ins Gürtelhalfter und lehnte sich mit dem Rücken an die Wand. Langsam ließ er sich nach unten gleiten und setzte sich auf den kalten Marmorfußboden. Er bemerkte, dass er
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