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Ich Töte

Ich Töte

Titel: Ich Töte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giorgio Faletti
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Hulot die Fäuste, bis seine Knöchel weiß hervortraten.
    »Scheiße! Scheiße! Scheiße! Scheiße! Scheiße! Scheiße! …«, wiederholte er immer wieder, als könne dieser Wutausbruch irgendetwas an der Szenerie vor ihren Augen ändern.
    »Er ist es, verdammt nochmal!«
    Frank fühlte, wie die Müdigkeit der durchwachten Nacht in tiefe Mutlosigkeit umschlug. Während sie stumm wie in einem Aquarium im Büro gehockt hatten bei dem verzweifelten Versuch, die Botschaft eines Verrückten zu entschlüsseln, hatte dieser Irre erneut zugeschlagen.
    Hulot drehte sich zu den Polizisten hinter ihm um.
    »Wer hat ihn gefunden?«
    Ein Beamter in Uniform trat näher.
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    »Ich war es, Kommissar. Oder besser gesagt, ich war der erste Polizist am Tatort. Ich kam her, um ein Auto abzuschleppen, und da hab ich das Mädchen schreien hören …«
    »Welches Mädchen?«
    »Die, die den Leichnam als Erstes gefunden hat. Sie sitzt im Wagen. Steht unter Schock und heult wie ein Schlosshund. Sie arbeitet bei der ABC-Bank, hier oben drüber. Beim Einparken hat sie den Bentley angefahren und ist ausgestiegen, um sich den Schaden anzusehen, und da hat sie ihn gesehen …«
    »Niemand hat in der Zwischenzeit was angefasst?«, fragte Frank.
    »Nein, ich habe niemanden herangelassen. Wir haben auf euch gewartet.«
    »Gut.«
    Frank ging zu dem Auto, mit dem sie gekommen waren, um ein paar Latexhandschuhe herauszuholen, und er streifte sie über, während er zu der Limousine zurückkehrte. Er probierte, ob die Fahrertür aufging. Das Schloss knackte. Der Wagen war offen.
    Er kroch hinein und betrachtete die Leiche. Der Mann trug ein weißes Hemd, das jedoch so blutgetränkt war, dass man die ursprüngliche Farbe fast nicht mehr erkennen konnte. Die Hose war schwarz und gehörte wahrscheinlich zu einem Abendanzug. Überall in den Kleidungsstücken waren große Löcher zu sehen, die offensichtlich von zahlreichen Messerstichen herrührten. Neben dem Kadaver, auf der ledernen Rückenlehne, die Inschrift, in Blut geschrieben.
    Ich töte …
    Er beugte sich zwischen den gepolsterten Ledersitzen hindurch, packte den Körper bei den Schultern und versuchte, ihn aufzurichten und nach hinten zu lehnen, damit er nicht wieder umkippte. In diesem Moment hörte er, wie etwas mit einem dumpfen Aufprall auf den Boden des Autos fiel. Rückwärts stieg er aus dem Wagen wieder aus, um die andere Tür am Platz der Leiche zu öffnen. Er kauerte sich hin, mit angewinkelten Knien und die Unterarme auf die Oberschenkel gestützt. Hulot, der hinter ihm stand, beugte sich vor, um besser sehen zu können. Die Hände hielt er hinter dem Rücken, denn er hatte keine Handschuhe an und wollte nicht das Risiko eingehen, etwas zu berühren.
    Aus seiner Position sah Frank, was er auf den Teppichboden des Wagens hatte fallen hören. Es handelte sich um eine Videokassette, die fast unter den Vordersitz gerutscht war. Wahrscheinlich hatte sie 144

    im Schoß der Leiche gelegen und war durch die Bewegung heruntergefallen. Er nahm einen Kugelschreiber aus der Tasche und schob ihn in eines der beiden Löcher zum Aufspulen des Bandes. Er hob es hoch, betrachtete es einen Moment, nahm dann einen durchsichtigen Plastikbeutel aus der Tasche, ließ es hineinfallen und verschloss den Beutel.
    Während er das tat, fiel ihm auf, dass der Tote nackte Füße hatte.
    Er sah tiefe Einschnitte an den Handgelenken der Leiche. Frank streckte eine Hand aus und testete die Beweglichkeit der Finger. Er hob die Hosenbeine an, um zu sehen, ob die gleichen Male sich auch an den Fußknöcheln finden ließen.
    »Der Arme ist mit irgendetwas ziemlich Festem gefesselt worden, ich denke mit Draht. Nach der Blutgerinnung und der Beweglichkeit der Gliedmaßen zu schließen, ist er noch nicht lange tot. Und er ist nicht hier gestorben.«
    »Nach der Farbe der Hände zu urteilen, würde ich sagen, dass er an den Wunden verblutet ist.«
    »Genau. Deshalb müsste nicht nur auf seinen Kleidern, sondern auch auf den Sitzen und auf dem Boden des Wagens viel mehr Blut sein, wenn er hier gestorben wäre. Und dann scheint mir das auch nicht der geeignete Ort zu sein, um mit ihm anzustellen, was der Mörder getan haben muss. Nein, dieser arme Kerl ist anderswo ermordet und dann später in den Wagen gesetzt worden.«
    »Aber wieso die ganze Mühe?«
    Hulot trat zurück, damit Frank aufstehen konnte.
    »Ich meine, warum dieses Risiko eingehen, eine Leiche von einem Ort zum anderen zu schleppen, nachts, im Auto, in der

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