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Ich Töte

Ich Töte

Titel: Ich Töte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giorgio Faletti
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nahm allmählich zu. Für die Leute brach ein neuer Arbeitstag nach durchschlafener Nacht an. Für sie ein neuer Tag des Wartens nach einer Nacht voller Albträume.
    Frank saß in einem Sessel, ein Bein über die Armlehne gelegt, und schien konzentriert die Decke zu betrachten. Seit einigen Minuten hatte er den Mund nicht mehr aufgemacht. Hulot massierte sich die Nasenwurzel mit den Fingern, dann wandte er sich mit einem Seufzer der Müdigkeit und der Machtlosigkeit um.
    »Claude, tu mir einen Gefallen.«
    »Was denn, Kommissar?«
    »Ich weiß, du bist kein Kellner. Aber du bist der Jüngste hier und musst in irgendeiner Weise dafür zahlen. Meinst du, du könntest mal nachsehen, ob es möglich ist, irgendwo einen Kaffee zu bekommen, der etwas besser ist als das ekelhafte Gebräu aus dem Automaten?«
    Morelli lächelte.
    »Diese Frage habe ich kaum erwarten können. Auch ich habe Lust auf einen Kaffee, das trifft sich ja gut.«
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    Während der Inspektor das Büro verließ, fuhr sich Hulot durch die grau melierten Haare, die schon etwas dünn wurden und nach der durchwachten Nacht die Kopfhaut rosa durch den Scheitel schimmern ließen.
    Als der Anruf kam, wussten sie, dass sie versagt hatten.
    Hulot nahm den Hörer ans Ohr, und das Stück Plastik schien ihm mindestens hundert Kilo zu wiegen.
    »Hulot«, sagte er kurz.
    Er hörte zu, was man ihm vom anderen Ende der Leitung sagte, und erbleichte.
    »Wo?«
    Wieder Pause.
    »In Ordnung, wir sind sofort da.«
    Nicolas legte auf und verbarg das Gesicht in seinen Händen.
    Frank war während des Gesprächs bereits aufgestanden. Seine Müdigkeit schien wie weggeblasen. Sein Körper war plötzlich angespannt wie der eines Vorstehhundes. Er sah Hulot mit zusammengepressten Kiefern an. Die geröteten Augen hatten sich zu Schlitzen verengt.
    »Wir haben eine Leiche, Frank, in der Tiefgarage am Casino.
    Ohne Gesicht, wie die beiden anderen.«
    Hulot stand von seinem Schreibtisch auf und wandte sich zur Tür, gefolgt von Frank. Fast wären sie mit Morelli zusammengesto
    ßen, der mit einer Kanne und drei Tässchen hereinkam.
    »Kommissar, hier ist der Kaff…«
    »Morelli, stell den Kaffee hin und besorg einen Wagen. Sie haben wieder einen gefunden. Wir müssen fliegen.«
    Als sie aus dem Büro gingen, wandte sich Morelli an einen Polizisten, der durch den Flur lief.
    »Dupasquier, wir brauchen sofort ein Auto unten. Im Eiltempo.«
    Sie nahmen einen Aufzug, der vom Dach des Himalaja zu kommen schien.
    Als sie hinaustraten, fanden sie im Hof einen Wagen mit laufendem Motor vor, die Türen weit geöffnet. Sie hatten sie noch nicht ganz geschlossen, da fuhr der Wagen schon ab.
    »Zum Casino. Schalt die Sirene ein, Lacroix, und nimm keine Rücksicht auf die Reifen«, wies Hulot den Fahrer an, einen aufgeweckten jungen Mann, der sich nicht lange bitten ließ und mit quietschenden Rädern in die Kurven ging.
    Sie fuhren den Berg von Sainte-Devote hinauf und erreichten un142

    ter dem durchdringenden Geheul der Sirene und der Aufmerksamkeit der Passanten den Platz. Am Eingang zum Parkhaus sorgte eine kleine Schar von Neugierigen für eine exakte Kopie des Bildes, das sich ihnen neulich am Hafen gezeigt hatte. Vor dem Casino leuchteten die Blumenbeete und die Palmen der öffentlichen Gärten. Zu ihrer Linken, auf dem großen runden Beet vor dem Hotel de Paris, war ein fleißiger Gärtner damit beschäftigt, das Datum des heutigen Tages mit Blumen nachzupflanzen. Angesichts des neuen Opfers kam Frank nicht umhin zu denken, dass es heute jemand in Blut dargestellt habe.
    Das Polizeiauto bahnte sich, unterstützt von einigen Beamten, seinen Weg durch die Menge, gefolgt von hunderten von Augen, die ihm ängstlich nachsahen und versuchten zu erkennen, wer darin saß.
    Sie bogen in die Zufahrt zum Parkhaus ein und fuhren mit quietschenden Reifen hinunter, bis sie schließlich das Deck erreichten, wo sie bereits zwei andere Wagen mit eingeschalteten Scheinwerfern erwarteten. Die rotierenden Blaulichter warfen grelle Reflexe auf Wände und Decken.
    Frank und der Kommissar sprangen aus dem Wagen, als glühten ihre Sitze. Hulot sprach einen Polizisten an und wies auf die Fahrzeuge.
    »Sag ihnen, dass sie diese Lampen ausmachen sollen, sonst sind wir binnen fünf Minuten alle reif fürs Irrenhaus.«
    Sie gingen auf den dicken, dunklen Bentley zu, der mit der Schnauze zur Wand parkte. Am Fenster der Hintertür lehnte am blutverschmierten Glas die Leiche eines Mannes.
    Als er ihn erblickte, ballte

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