Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ich Töte

Ich Töte

Titel: Ich Töte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giorgio Faletti
Vom Netzwerk:
Untersuchungen so schnell wie möglich zukommen, Fotos, Fingerabdrücke, falls es welche gibt, und den ganzen Rest. Und versuch, dafür zu sorgen, dass wir später, falls nötig, den Tatort noch selbst begehen können. Hab erst mal vielen Dank.«
    »Keine Ursache. Nicolas …?«
    »Ja?«
    »Letztes Mal habe ich es nur gedacht. Jetzt sag ich es dir ganz offen. Glaubst du mir, dass ich nicht in deiner Haut stecken möchte?«
    »Das glaub ich dir, mein Freund. Und ob ich dir das glaube …«
    Hulot legte den Hörer wieder auf, als sei er extrem zerbrechlich.
    Frank hatte sich in seinem Sessel zurückgelehnt und starrte mit leerem Blick auf einen Streifen blauen Himmel draußen vor dem Fenster. Seine Stimme schien tausend Kilometer Entfernung und tausend Jahre Zeit hinter sich zu haben.
    »Weißt du, Nicolas, manchmal, wenn ich über die Dinge nachdenke, die so in der Welt passieren, das mit dem World Trade Cen152

    ter, die Kriege überall auf der Welt und das alles, dann muss ich an die Dinosaurier denken.«
    Der Kommissar sah ihn schweigend an. Er konnte sich nicht vorstellen, worauf er hinauswollte.
    »Ziemlich lange schon müht man sich damit ab herauszufinden, warum sie aussterben mussten. Man fragt sich, warum diese Tiere, die unsere Welt beherrscht haben, mit einem Schlag verschwunden sind. Vielleicht ist unter all den Erklärungen die einfachste auch die zutreffendste. Vielleicht sind sie ausgestorben, weil sie allesamt wahnsinnig geworden sind. Genau wie wir. Schau dir doch an, was wir sind, nichts anderes als kleine Dinosaurier. Und unser Wahnsinn wird früher oder später der Grund für unser Ende sein.«
    153

20
    Morelli drückte die Kassette in den Rekorder, und fast unmittelbar danach erschienen die bunten Streifen des Bandanfangs auf dem Monitor. Hulot ließ die Rollos herunter, um die Lichtreflexe der Fenster vom Bildschirm zu verbannen. Frank saß in seinem gewohnten Sessel und hatte ihn in Richtung des Apparates gedreht, der an der Wand gegenüber vom Schreibtisch aufgestellt war.
    Neben ihm saß Luc Roncaille, der Präsident der Sûreté Publique des Fürstentums Monaco, der zufällig in Hulots Büro gekommen war, als Morelli und ein Beamter gerade den Fernseher und den Videorekorder auf einem Rolltischchen aufgebaut hatten.
    Er war ein hoch gewachsener Mann, sonnengebräunt, mit grau melierten Schläfen, eine aktualisierte Ausgabe von Stewart Granger.
    Frank hatte ihm instinktiv misstraut. Der Mann sah eher wie ein Politiker aus als wie ein waschechter Polizist. Ein schönes, vorzeigbares Gesicht und eine Karriere, die sich mehr auf Public Relations gründete als auf praktische Erfahrung. Ein wunderbares Aushängeschild für öffentliche Auftritte. Als sie von Hulot einander vorgestellt wurden, hatten er und Frank sich einen Augenblick gemustert und versucht, sich wechselseitig einzuschätzen. Ein Blick in die Augen von Roncaille hatte den Amerikaner zum Schluss kommen lassen, dass dieser Mann kein Dummkopf war. Ein Opportunist vielleicht, aber ganz sicher kein dummer. Frank hatte das untrügliche Gefühl, wenn dieser Mann jemanden ins Meer werfen müsste, um selbst nicht dort zu enden, würde er es ohne Bedenken tun. In jedem Fall würde er nicht allein im Meer untergehen. Er war sofort herbeigeeilt, als die Nachricht vom Leichenfund eingetroffen war. Bis jetzt hatte er noch keine Schwierigkeiten gemacht, aber der Grund für sein Kommen war sicher, dass er sich die notwendigen Informationen verschaffen wollte, um gegenüber seinen Vorgesetzten gut dazustehen. Das Fürstentum Monaco war vielleicht nur ein kleines Fleckchen Erde, doch es war kein Operettenstaat. Es galt, eiserne Regeln zu respektieren und eine staatliche Ordnung allererster Güte, die manch andere Nation vor Neid erblassen ließ.
    Dass seine Polizei zu den besten der Welt zählte, bestätigte dies nur.
    Endlich erschienen Bilder auf dem Schirm. Als Erstes sahen sie den an einen Sessel gefesselten Mann, den Mund mit Klebeband verschlossen, die Augen, weit aufgerissen vor Angst, etwas zu seiner 154

    Linken anstarrend. Alle erkannten sofort Allen Yoshida in diesem aufgewühlten Gesicht. Sein Bild war bereits mehrfach auf den Titelseiten von Zeitungen aus aller Welt erschienen. Dann trat ein Mann in Schwarz ins Blickfeld. Hulot stockte der Atem. Frank, als er den Mann und seine Kleidung sah, dachte für einen Augenblick, die Kassette oder die Kopie sei beschädigt, weil die Ellbogen und Knie des Mannes so absurd groß zu sein schienen.

Weitere Kostenlose Bücher