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Ich und Earl und das sterbende Mädchen: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)

Ich und Earl und das sterbende Mädchen: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)

Titel: Ich und Earl und das sterbende Mädchen: Roman (Heyne fliegt) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jesse Andrews
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Weise mehr vertrauen. Als du Rachel von diesem Film erzählt hast, der eine Überraschung werden sollte, war das ein Vertrauensbruch.«
    Ich schlurfte durch die Straßen von Earls nicht ganz so tollem Teil von Homewood, bewegte die Lippen, stieß unverständliche Laute aus, ging schneller, als es für eine übergewichtige Person anmutig ist, und sonderte dabei etwa einen Liter Menschenschweiß ab.
    »Ich weiß nicht, ob ich je wieder mit dir zusammenarbeiten kann. Du wirst dir mein Vertrauen erst wieder verdienen müssen, wenn du weiter mit mir arbeiten willst. Ich weiß nicht mal, wie du das anstellen könntest.«
    Inzwischen hatte ich seine Straße erreicht, und der Anblick der komischen Bruchbude, in der er wohnte, jagte meinen Blutdruck noch höher, als er ohnehin schon war.
    »Du wirst mir erst beweisen müssen, dass ich dir wieder vertrauen kann.« Noch so ein hirnrissiger Satz, den ich vor mich hin sprach.
    Ich ging die Auffahrt hoch, auf der ich mir den Arm gebrochen hatte, und blieb stehen; ich hörte auf zu brummeln. Irgendwie hatte ich eine Heidenangst davor zu klingeln. Stattdessen schickte ich ihm eine SMS .
    Hey ich steh vor deinem haus
    Aber bevor Earl kam, schlenderte Maxwell auf die Veranda heraus.
    »Was willst du, Wichser?«, fragte er, aber irgendwie beiläufig und nicht bedrohlich.
    »Ich warte auf Earl«, sagte ich mit meiner neuen Stimme, der einer lauten jüdischen Frau mittleren Alters.
    Earl tauchte in der Tür auf.
    »Was geht ab?«, sagte er.
    »Hey«, sagte ich.
    Wir verstummten beide.
    »Willst du reinkommen?«
    »Nee, ist okay hier«, hörte ich mich sagen. Ich hatte die ganz normale Einladung ausgeschlagen, sein Haus zu betreten. Damit war klar, dass es gleich Streit geben würde.
    » O- h o !«, krähte Maxwell.
    Earl schaltete von mega-angepisst auf echt mega-angepisst, nicht nur kleine Betriebsstörung.
    »Scheiße, was ist dein Problem?«, fauchte er.
    »Ähm, ich hab mit Rachel gesprochen, und sie hat mir gesagt, dass du ihr, äh, von dem Film erzählt hast.«
    Alles, was Earl dazu sagte, war: »Genau.« Vielleicht tat er so, als wüsste er nicht, dass es eine große Sache war. Vielleicht war er auch so sauer, dass er es nicht einmal mitbekam.
    »Es ist nur«, stammelte ich, »weißt du, ich meine, du hast sowieso damit angefangen, Rachel von den Filmen zu erzählen, und dann hast du sie ihr gebracht, und es ist irgendwie so, na ja, als würdest du ihr alles erzählen, so als würde es gar keine Rolle spielen, was ich davon halte, ich sag ja nicht, dass sie von den Filmen nichts erfahren oder sie nicht sehen sollte, ich sage nur, ich hätte es besser gefunden, wenn du mich vorher gefragt hättest, ich hätte gern … «
    »Weißt du was? Halt einfach die Fresse. Halt deine beschissene Fresse.«
    »Ich sag ja bloß … «
    »Mich ödet diese ganze Scheiße an. Ödet mich voll an. Hör auf mit der Scheiße, Mann. Sonst raste ich nämlich echt aus.«
    Ich überlegte kurz, ob ich Earl einen Vortrag über Vertrauen halten sollte. Ziemlich schnell aber beschloss ich, dass das nach hinten losgehen und vielleicht sogar die Apokalypse auslösen würde. Auch fiel mir das Sprechen zunehmend schwerer. So stand ich einfach nur da und – es fällt mir schwer, es positiv darzustellen – versuchte, nicht zu heulen.
    »Nee, halt mal bloß deine Scheißfresse. Bei dir geht’s immer nur darum, was die Leute von dir denken, dass du aus allem ein Scheißgeheimnis machen musst, dich ewig überall einschleimen und so tun musst, als wärst du mit allen befreundet, weil dir so wichtig ist, was sie von dir halten, also ich sag dir mal was: Du bist denen scheißegal. Die scheißen auf dich. Du hast keine Freunde . Du hast keinen, der dich auch nur mit dem Arsch anguckt.«
    »Oka, kay.«
    » Keinen , klar? In der Schule gibt keiner einen Scheiß auf dich. Keiner, zu denen du immer so scheißfreundlich bist, gibt einen Scheiß auf dich. Du machst dir andauernd ins Hemd, was sie von dir halten, aber Mann, du bist denen so was von scheißegal . Es ist denen scheißegal, ob du am Leben oder ob du tot bist, du mieses kleines Weichei. Die scheißen auf dich. Sieh mich an. Die – scheißen – auf – dich.«
    »Oka ay. Herr … Herrgott noch mal.«
    »Mann, halt bloß deine blöde Fresse. Ich kann mir deine Scheiße nicht mehr anhören. Ja, ich hab Rachel von den Filmen erzählt, na und, ich hab ihr ein paar von den bescheuerten Filmen zum Angucken gegeben, weil sie so ungefähr der einzige Mensch ist, dem du

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