Ich vergesse dich niemals
früh gesteckt?“
„Ich bin mit dem Bus gefahren.“ Lässig zuckte ich mit den Schultern. „Kannst du dir nicht vorstellen, dass ich mir Sorgen gemacht habe? Und dein Dad auch und Mum auch. Sie haben mir die Schuld in die Schuhe geschoben.“ Schuldig biss ich mir auf die Lippen. „Entschuldigung, dass wusste ich nicht. Ich war einfach nur früh wach und bin los. Ist doch halb so wild.“ Jason schlug sich mit der Hand gegen die Stirn und lehnte sich an eines der Regale. Dann sah er mich wieder ernst an und mir wurde eiskalt, als ich in seine kühlen Augen sah. „Mach das nie wieder, okay?“ Zügig nickte ich und wollte wieder kehrt machen, um dieser Situation zu entfliehen. „Wo willst du denn jetzt schon wieder hin?“ Jason klang echt genervt und innerlich begann ich zu lachen. Es machte wirklich Spaß ihn zu reizen, dass musste ich schon zugeben. Besonders da er irgendwie niedlich war, wenn er genervt war. „Ich will wieder gehen. Wir sind doch jetzt fertig, oder nicht?“
„Nein sind wir nicht!“, knurrte er wütend und ich sah ihn wieder an. Diesmal ohne Furcht. „Na schön was gibt es noch?“ Jason stieß sich elegant von dem Regal ab und trat auf mich zu. Wenige Zentimeter vor mir blieb er stehen. Ich musste meinen Kopf weit in den Nacken legen, um ihm in die Augen zu sehen. „Du hast gestern Abend gesagt, dass du heute keine Ruhe mehr vor mir brauchst.“ Ich nickte kurz. „Ja und? Vorher haben wir beide auch nicht in der Schule geredet", erwiderte ich kurz angebunden und bemerkte ängstlich, dass Jason mir gerade einen Schritt näher gekommen war. Was zur Hölle hatte er vor? „Tja das hat sich jetzt geändert.“
„Was?“, fragte ich äußerst schlau, woraufhin Jason lachte und ich rot anlief. „Du hast mich doch gestern gefragt womit ich warten werde.“ Ich nickte und ließ ihn dabei nicht aus den Augen. Was hatte er nur vor? Jason grinste verschwörerisch und sprach nicht weiter. Er trat nur noch einen Schritt auf mich zu. Nun trennten uns vielleicht ein paar Millimeter voneinander und ich schluckte benommen. Langsam konnte ich mir denken was er vorhatte und fühlte mich vollkommen überfordert und trotzdem verdammt aufgeregt. Am liebsten wollte ich ihn nur noch zu mir ziehen und seine Lippen auf meinen spüren. Ich erschauderte selber über meine Gedanken und versuchte an etwas anderes zu denken, doch mal wieder hatte mein Gehirn ausgeschaltet und ich entkam meinen wirren Gedanken und Vorstellungen nicht mehr.
Sacht wanderten Jasons Hände an meine Wangen und wie schon gestern Abend lösten sie ein reines Feuerwerk auf meiner Haut aus. Das war ganz sicher nicht normal. Ich spürte die Hitze in meinen Kopf steigen und meinen Körper vor Lust brodeln. Ich wollte, dass er mich endlich küsste. Verdammt! Warum wollte ich das? Jason kam mir immer näher mit seinem Gesicht und ich hielt den Atem an. Jeden Moment würde ich umkippen, da war ich mir sicher. Oh mein Gott Jason würde mich gleich küssen!
Prompt wurde die Tür aufgerissen und Jason und ich wichen wie in Trance auseinander. Vor uns stand ein Junge mit Brille und ungekämmten Haar. Er sah uns mit weit aufgerissenen Augen an und murmelte leise „Entschuldigung“ und rannte wieder nach draußen. Entsetzt starrte ich auf die nun wieder geschlossene Tür. Ich traute mich Jason anzusehen… Dann flüchtete ich so schnell ich konnte ebenfalls aus der Tür hinaus und ließ Jason hinter mir. Nur meine wirren Gedanken blieben und brachten mich fast um den Verstand.
Wie verführt man seinen Bruder?
Bloß schnell weg hier. War der einzige Gedanke, der mir im Kopf herum spukte. Ich war mit der ganzen Situation vollkommen überfordert und fühlte mich so furchtbar. Einerseits weil ich meinen Stiefbruder so sehr wollte und ihn doch eigentlich hasste und andererseits weil ich wie ein Feigling einfach davonlief. Während ich rannte, achtete ich nicht auf die vielen Leute um mich herum. Mir war es sogar vollkommen egal, dass ich ziemlich viele unsanft anrempelte und beschimpft wurde. Ich musste einfach an die frische Luft und wieder zu klaren Gedanken kommen, ehe ich wirklich noch Dinge tat, die ich dann bereuen würde.
Mitten auf dem großen Schulgelände hielt ich endlich an und holte tief Luft. Mein Puls raste und ich fühlte mich, als wäre ich einen zehn Kilometer Marathon gelaufen. Erschöpft ließ ich mich auf eine der vielen Bänke fallen und schloss meine Augen. Das konnte alles nicht wahr sein. Ich kannte meinen "Bruder"
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