Ich versprach dir die Liebe: Roman (German Edition)
wir ein Baby gemacht hatten. Zwar ein ungewolltes, aber ein Baby.
»Was glaubst du, wie lange ich es verstecken kann?«, fragte Elle.
»Man kann eine Schwangerschaft nicht verstecken. Irgendwann sieht man es.«
Sie zupfte am Vorderteil ihres voluminösen Pullovers. Damals galten die riesigen Oberteile als schick. »Irgendwann. Aber für eine gewisse Zeit sollte es möglich sein. Wenn wenigstens meine Mom nichts erfährt. Ich meine – ich will wirklich nicht, dass sie stirbt, aber die Ärzte geben ihr höchstens noch zwei, drei Monate. Wenn ich es so lange vertuschen kann, braucht sie sich wenigstens nicht auch noch Sorgen um mich zu machen. Mein Gott, wie konnte ich ihr das nur antun?« Wieder begann Elle zu weinen. Dabei streichelte sie ihren Bauch.
Ich nickte. »Und dann?«
»Keine Ahnung. Ich fühle mich einfach nicht bereit. Irgendwann möchte ich gern Kinder, aber noch nicht jetzt. Ich will doch aufs MIT . Und ich will …« Sie begann zu zittern, als wäre ihr unendlich kalt. »Sollen wir es zur Adoption freigeben?«
»Es aufgeben? Nein!«, rief ich unwillkürlich, lenkte aber sofort ein. »Also – ich weiß nicht.« Ich stand auf und reichte ihr meine Hand. Wir gingen bis zum Ende des Strandes, wo der Fluss sich auf seinem Weg zum Meer durch den Sand gräbt. »Und wenn wir heiraten würden?«
Sie schlug ihre Hand vor den Mund.
Ich hätte vor ihr auf die Knie fallen sollen. Das erwartet man von einem Mann, der ein Mädchen um seine Hand bittet. Also tat ich es. Jetzt fühlte ich mich nicht nur schuldig, sondern auch total dämlich. »Wir wollen doch für immer zusammenbleiben, nicht wahr? Also lass uns heiraten.«
Sie fiel neben mir auf die Knie und vergrub ihr Gesicht an meiner Brust. Minutenlang umklammerte sie mich so. Verrückt! Die ganze Sache war verrückt. Elle und ich sollten heiraten und Familie spielen?
»Ich liebe dich«, flüsterte sie. »Du weißt, dass ich dich liebe, oder?«
Ich nickte.
»Aber wir können nicht heiraten, Matt. Ich bin nicht alt genug. Ich bin weder bereit zu heiraten noch bereit, ein Baby zu bekommen. Ein Teil von mir würde es gern tun. All das will ich wirklich, nur jetzt noch nicht.«
Ich wusste nicht, was ich darauf erwidern sollte, also schwieg ich.
»Möchtest du wirklich heiraten und ein Baby bekommen? Jetzt?«, fragte Elle ernst.
Wir blickten einander lange in die Augen. Dann schüttelte ich den Kopf.
»Ich auch nicht«, flüsterte sie. »Was sollen wir jetzt tun?«
Das Blaulicht eines Notarztwagens warf zuckende, blaue Blitze in unsere Straße. Elle riss die Autotür auf, ehe ich anhalten konnte. »Was soll das?«, brüllte ich und trat die Bremse durch.
Sie sprang aus dem Wagen und rannte zu ihrem Haus. Ich folgte ihr.
Die Sanitäter waren gerade dabei, Alice auf einer Trage festzuschnallen. Ihr Gesicht wirkte aufgedunsen und sehr blass. Sie trug keine Perücke. Meine Eltern standen hilflos daneben und sahen zu.
»Mommy! Was ist passiert?« Elle griff nach Alices Hand. Die Sanitäter schoben die Trage in die Ambulanz. Elle versuchte einzusteigen, aber meine Mutter berührte ihre Schulter und zog sie zur Seite. Das Wort »Anfall« wurde geflüstert. Elle riss sich los, kletterte in den Krankenwagen und küsste ihrer Mutter die Stirn. »Ich hab dich lieb, Mommy.«
»Wir müssen deine Mutter jetzt ins Krankenhaus bringen«, sagte der Fahrer. »Steig bitte aus.«
»Komm jetzt, Elle«, forderte auch Hank sie auf. Er hatte Christopher auf dem Arm, drehte sich um und ging fort, als müsse Elle ihm bedingungslos gehorchen und als ob sie ihren Vater nicht ebenso nötig brauchte wie ihr kleiner Bruder.
Schluchzend verließ Elle den Krankenwagen und schmiegte sich in meine Arme. »Das darf einfach nicht sein. Nicht alles auf einmal.«
Ich hielt sie ganz fest und flüsterte: »Alles wird gut. Ganz bestimmt. Ich liebe dich, und ich schwöre dir, dass ich auf dich aufpasse.« Wir küssten uns, ohne nachzudenken. Erst als wir uns trennten, wurde mir der überraschte Blick meiner Mutter bewusst.
Mein Vater stand an der Eingangstür und fasste mich scharf ins Auge. »Wo zum Teufel seid ihr gewesen? Ihr hättet schonvor Stunden zurück sein müssen. Wir haben uns Sorgen gemacht.«
Ich schüttelte den Kopf. »Wir sind spazieren gegangen. Was ist passiert?«
Elle machte sich ganz klein und folgte Hank und Christopher durch den Garten. Mom rannte hinter ihnen her.
Dad folgte ihr mit Blicken. »Alice hat in der Küche einen Krampf bekommen. Was hat das mit
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