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Ich versprach dir die Liebe: Roman (German Edition)

Ich versprach dir die Liebe: Roman (German Edition)

Titel: Ich versprach dir die Liebe: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Priscille Sibley
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Wochen! Er aß einen Löffel Haferflocken.
    Dass ich die Auffahrt freiräumen sollte, brauchte er mir nicht zu sagen. Das war selbstverständlich, denn drei Jahre zuvor hatte er beim Schneeräumen einen Herzanfall erlitten. Ich stand auf, ging in den Windfang und zog die dicke Jacke an.
    »Nebenan steht es nicht gut«, sagte Dad und seufzte. Eine Antwort erübrigte sich. »Deine Mutter geht davon aus, dass wir die Vormundschaft für Elle und Christopher übernehmen müssen, wenn Hank nicht mit dem Trinken aufhört«, fuhr er fort. »Allerdings hat deine Mutter bisher noch nicht bemerkt, dass Elle schwanger ist.«
    Ich fragte mich, ob sich der Kloß in meiner Kehle so ähnlich anfühlte wie das Baby, das in Elles Bauch heranwuchs. Der Blick meines Vaters brannte in meinem Rücken. Trotzig drehte ich mich um.
    Aber Dad sah nicht wütend aus. Nur traurig. »Das macht alles noch viel schwieriger. Ich glaube nicht, dass Alice noch lang durchhält.« Er seufzte erneut. »Was habt ihr hinsichtlich des Babys vor?«
    Stammelnd suchte ich nach Worten.
    Dad stand auf und legte mir eine Hand auf die Schulter. »Ich wäre ein Heuchler, wenn ich dich verurteilen würde. Aber Elle ist so jung! Ihr seid alle beide noch so jung.« Erteilte er mir etwa die Absolution? Ich wusste es nicht, aber seine Geste tröstete mich.
    »Elle möchte das Baby zur Adoption freigeben«, sagte ich.
    Dad blickte mich nachdenklich an. »Wann ist sie so weit?«
    »Ende April.«
    Er ging zum Spülbecken und sagte leise: »Ein Kind wegzugeben ist schwerer, als man denkt. Wir haben bei deinem ältesten Bruder auch darüber nachgedacht, aber als deine Mutter dann die ersten Bewegungen spürte …«
    »Elle möchte es so lange wie möglich geheim halten. Hank wird vermutlich ausflippen.«
    »Bestimmt. Keine Ahnung. Vermutlich.«
    »Sie will es ihm erst sagen, wenn Alice … du weißt schon …« Tot ist. »Nicht alle Schicksalsschläge auf einmal.«
    »Du meine Güte! Aber okay.« Dad starrte durch das Küchenfenster auf das Haus der McClures. »Ich fasse es nicht, dass sie noch immer durchhält. Die Ärzte waren überzeugt, dass sie Weihnachten nicht mehr erleben würde, und jetzt haben wir schon Mitte Januar.«
    Einige Tage später griff Elle nach meiner Hand und legte sie auf ihren Bauch. »Spürst du das? Es ist das Baby. Ich fühle es schon seit einer Woche, aber jetzt bin ich mir wirklich sicher.«
    Ich spürte überhaupt nichts und war drauf und dran, sie mit einem »Klar, cool« abzuspeisen, als ich plötzlich ein winziges Flattern unter ihrer Haut fühlte. »Scheiße«, entfuhr es mir. »Wahnsinn!«
    Sie lächelte, als wäre sie vollkommen zufrieden.
    »Wow! Machst du da irgendetwas?«
    »Nein, sie tut es ganz von allein. Komisches Gefühl, dass da jemand anders in mir drin ist.«
    »Sie?«
    Elle zuckte die Schultern. »Egal. Ich weiß ja, dass wir sie – oder ihn – nicht behalten können. Aber Matt, ich liebe dieses Baby. Ich träume davon, es im Arm zu halten und diesen süßen Babyduft zu atmen.«
    Bei Duft kam mir unwillkürlich der Windeleimer im Haus meines Bruders in den Sinn. Ein ekelhafter, säuerlicher, fauliger Geruch. Das Herz klopfte mir bis zum Hals. Plötzlich wurde mir klar, dass Elle dieses Kind niemals aufgeben würde, genau wie meine Mutter sich nicht hatte entscheiden können, meinen ältesten Bruder Doug zur Adoption freizugeben. In einem Jahr würden Elle und ich mit einem Kind und ohne Zukunft vor uns hinwursteln. Der säuerliche Geruch war alles, was mir dazu einfiel.
    »Du weißt, was ich mit Babyduft meine?«, hakte Elle nach.
    Ich wollte sie anlächeln, doch es gelang mir nicht. »Ich glaube schon.«
    »Schon gut. Ich finde nur, dass Babys nach Leben riechen. Hier im Haus dagegen riecht es nach Tod.«
    In der Schule begann eine frühere Freundin namens Donna erneut mit mir zu flirten. Ich weiß nicht, wieso sie mich für Freiwild hielt, aber immer, wenn ich an meinen Spind ging, war sie in der Nähe, schüttelte ihr Haar oder berührte meine Hand. »Am Freitag ist Tanzabend. Wenn du mich nett fragst, wäre ich vielleicht bereit, mit dir hinzugehen.«
    »Aber ich bin noch mit Elle zusammen«, erklärte ich, wobei mir aufging, dass es so für Donna nach einem vorübergehenden Zustand klingen musste. Während ihrer Schwangerschaft würde ich Elle ganz sicher nicht verlassen, und eigentlich plante ich auch nicht, ihr danach den Laufpass zu geben. Trotzdem verspürte ich so etwas wie eine Erleichterung darüber, dass ich

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