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Ich versprach dir die Liebe: Roman (German Edition)

Ich versprach dir die Liebe: Roman (German Edition)

Titel: Ich versprach dir die Liebe: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Priscille Sibley
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über.« Mom reichte Elle ein Hemd und scheuchte mich auf den Flur.
    »Warum hast du mir nichts gesagt?«, fauchte sie mich an. »Ich habe dir beigebracht, wie man verhütet. Und wenn du schon nicht zugehört hast, dann hättet ihr wenigstens abtreiben können. Mein Gott, sie ist fünfzehn. Ihr habt euer ganzes Leben weggeworfen, Matt!«
    Ich konnte mir vorstellen, dass es nicht gerade der beste Zeitpunkt war, ihr zu gestehen, dass ich nie wirklich hingehört hatte, wenn sie dozierte, oder dass ich Kondome benutzt hatte – nur eben nicht richtig. Auch dass Elle nicht hatte abtreiben wollen, gehörte nicht hierhin. Sicher war meine Mutter wütend auf mich, aber ich war noch viel wütender auf mich selbst, und in diesem Augenblick war mir völlig egal, ob meine Mutter mir verzeihen würde oder nicht. Es tat mir leid, dass ich sie verletzt und möglicherweise vor ihren Kolleginnen blamiert hatte, aber jetzt war mir nur wichtig, dass Elle nicht litt. »Sie wird doch wieder, oder?«
    Mom hob nur frustriert die Hände und verschwand wieder im Kreißsaal. Ich folgte ihr. Eine Hebamme legte Elle zwei Gurte um den Bauch. »Ich muss den Herzschlag des Babys finden.« Sie führte ein Gerät über Elles Körper, erst oberhalb des Nabels, dann unterhalb und rechts und links. Eine Art Rauschen war zu hören. Die Hebamme warf meiner Mutter einen unbehaglichen Blick zu.
    »Hattest du Blutungen?«, fragte Mom und nahm das Gerät selbst in die Hand. Nach wie vor rauschte es.
    »Nein, nur Krämpfe.« Elle atmete scharf ein. »So wie jetzt.«
    »Das ist eine Wehe, Liebes«, sagte Mom.
    »Aber dafür ist es zu früh«, entgegnete Elle.
    Ihre Reaktion verblüffte mich. Ich verstand nicht, warum sie sich gegen die Tatsachen wehrte. Von Mom wusste ich, dass man vorzeitige Wehen manchmal stoppen konnte. Aber nicht immer. Es gab Babys, die wurden so früh geboren, dass sie noch Monate im Inkubator verbringen mussten.
    Mom suchte weiter nach dem Herzschlag. Elle und ich hatten dem raschen Pochen schon oft bei den Vorsorgeuntersuchungen gelauscht. Jetzt aber war nichts zu hören.
    Mom schluckte. »Wo hat dein Gynäkologe den Herzschlag gefunden?«
    Elle zeigte auf einen Punkt auf ihrem Bauch.
    »Bewegt sich das Baby?«, fragte eine Hebamme.
    »Nein, seit gestern nicht mehr.«
    Mom presste die Lippen zusammen und wandte sich der anderen Schwester zu. »Hol mir ein Ultraschallgerät.«
    »Stimmt etwas nicht?«, warf ich ein, dachte aber nur: Kann eigentlich noch mehr schiefgehen?
    »Manchmal ist es nicht ganz leicht, den Herzschlag zu lokalisieren«, antwortete Mom.
    »Ist das Baby deswegen so ruhig?« Elles Stimme klang schrill.Allmählich dämmerte ihr, was da vor sich ging. Mir ebenfalls. Nicht nur, dass sie Wehen hatte – irgendetwas schien mit dem Baby nicht zu stimmen. Ich ging um das Bett herum zu einer Stelle, wo weder Menschen noch Maschinen zwischen uns standen. Elle vergrub ihr Gesicht an meiner Brust und ich meines in ihrem Haar.
    Die Schwester rollte ein Ultraschallgerät neben das Bett. Mit ihr betrat Dr. Clarke das Zimmer, wie immer mit einem rosa Band im Haar, als wollte sie allen zeigen, wie mädchenhaft sie war. Obwohl ihr Haar damals noch längst nicht so weiß war wie heute, kam sie mir uralt vor. »So, was haben wir denn hier? Hallo, ich bin Dr. Clarke. Hast du die Vorsorgeuntersuchungen gemacht, Süße?«
    »Ja, in Brunswick«, antwortete Elle.
    Blythe stellte uns eine Menge Fragen, die wir nach bestem Wissen beantworteten. Vitamingaben – abgehakt. Bluttest – abgehakt. Alles in Ordnung – abgehakt. Neunzehnte Woche.
    »Gut, dann sehen wir uns das einmal an.« Sie ließ den Ultraschallstab über Elles Bauch gleiten. Ein rundliches Objekt erschien auf dem Bildschirm.
    »Das ist der Kopf eures Babys.« Der Blick der Ärztin wanderte vom Bildschirm zu Elles Gesicht.
    »Und das ist der Brustkorb.« Sie schluckte.
    Meine Mutter schloss die Augen.
    Dr. Clarke atmete tief ein. »Wann hast du das letzte Mal Bewegungen gespürt?«
    »Gestern Abend beim Zubettgehen.«
    Dr. Clarke legte eine Hand auf die von Elle und zeigte mit der anderen auf den Monitor. »Das ist das Herz deines Babys. Es tut mir sehr leid, aber es schlägt nicht.«
    Elle beobachtete den Bildschirm. »Aber … aber … Es muss doch schlagen. Wollen Sie etwa sagen … Nein! Bitte nein! Lieber Gott, bitte, bitte!« Der Monitor zeigte eine ansteigende Welle. »Heißt das, sie ist tot?«
    »Ich fürchte, ja«, sagte Dr. Clarke leise.
    In mir tobte ein

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