Ich versprach dir die Liebe: Roman (German Edition)
nach der Adoption des Babys wieder frei entscheiden konnte, ob ich bei Elle bleiben wollte oder nicht. Ich liebte sie, aber mir ging der Arsch auf Grundeis.
Donna kicherte. »Ich habe sie kürzlich gesehen. Sie wird fett. Du hast echt etwas Besseres verdient. Geh mit mir zu diesem Tanzabend.«
»Ich bin mit Elle zusammen.« Mit diesen Worten wandte ich mich ab und überlegte, wieso weder meine Mutter noch Hank bemerkten, dass Elles Gewichtszunahme nicht etwa mit zu vielen Süßigkeiten zu tun hatte.
Wie jeden Tag schaute ich zunächst bei den McClures vorbei, ehe ich meine Bücher nach Hause brachte. Im Wohnzimmer unserer Nachbarn herrschte noch immer der wahre Albtraum.
Alice stöhnte dumpf. Die Schwester war gerade dabei, sie umzudrehen, damit sie sich nicht wundlag. »Hey, Matt.«
»Wo ist Elle?«
»Oben. Sie fühlt sich nicht wohl. Ich habe ihr vorgeschlagen, sich hinzulegen.«
»Oh!« Ich fürchtete, ihr Unwohlsein hätte mit der Schwangerschaft zu tun, und wandte mich zur Treppe. »Ich schaue mal nach ihr.«
»Darf ich etwas sagen?«
Ich drehte mich um. Die stämmige Frau blickte mir gerade ins Gesicht.
»Hank ist nicht da und Christopher noch in der Schule, sonst würde ich bestimmt nicht davon anfangen, aber allmählich wird es offensichtlich.«
Mein Herz pochte zum Zerspringen. »Was denn?«
Sie sah mich an, als hielte sie mich für nicht ganz zurechnungsfähig. »Ich habe zufällig gehört, wie sie mit ihrer Mutter sprach.«
Wieso sprach Elle mit Alice? »Was meinen Sie?«
»Wenn ich nach draußen zur Zigarettenpause gehe, setzt sich Elle immer zu Alice. Und manchmal höre ich, dass sie mit ihr spricht. Hör zu, Elle hat schreckliche Angst. Sie wirkt immer so, als würde sie mit allem locker fertig, aber das stimmt nicht. Sie ist noch ein Kind.«
»Und was hat sie zu Alice gesagt?«
»Sie hat ihr versprochen, dem Baby ihren Namen zu geben.«
Ich erinnerte mich daran, wie mein Vater mir erzählt hatte, dass meine Mutter meinen Bruder nach dessen ersten Bewegungen nicht mehr hergeben wollte. Und Elle hatte sogar schon einen Namen ausgesucht!
»Es ist schon verdammt schwer, fünfzehn Jahre alt und schwanger zu sein«, fuhr die Schwester fort. »Aber noch schwerer ist es, seiner Mutter hilflos beim Sterben zuzusehen, ganz zu schweigen vom Zustand des Vaters. Ich weiß, dass du auch noch ziemlich jung bist, aber du musst ihr da durchhelfen, sonst schafft sie es nicht.«
Ich weiß nicht, wie die Schwester darauf kam, ich könne Elle je im Stich lassen. Ich murmelte etwas und ging weiter die Treppe hinauf. Wir hatten alle beide Angst, so viel war klar. Ich war an allen Colleges, bei denen ich mich beworben hatte, angenommen worden. Zwar wollte ich immer noch nach Columbia , aber unter den gegebenen Umständen konnte ich froh sein, wenn ich es auf die University of Southern Maine schaffte. Vielleicht musste ich auch mit einer Berufsschule vorliebnehmen. Und ich trug es Elle nach. Ich fühlte mich gleichzeitig schuldig und nachtragend. Vielleicht hatte die Schwester das erkannt.
Ich öffnete die Tür zu Elles Schlafzimmer. Sie fuhr herum, ließ sich aber sofort wieder auf das Kissen zurücksinken. Ihre Bluse verrutschte und enthüllte ihren gewölbten Leib. Dass meine Mutter noch nichts bemerkt hatte, war geradezu absurd. Bei Hank konnte als Entschuldigung gelten, dass er monatelang nicht mehr nüchtern gewesen war.
Plötzlich zog Elle die Beine an und verkrampfte sich wie in großen Schmerzen. Sie riss die Augen auf. »Oh Gott!«
Ich setzte mich auf die Bettkante. »Was ist los, Peep? Ist dir schlecht?«
»Matt? Oh, ich habe schreckliche Krämpfe.« Sie verzog das Gesicht.
»Ist es das Baby?«
Sie streichelte ihren Bauch. »Sicher nicht. Bis dahin dauert es noch Monate.«
Ich schluckte ihre Erklärung. »Sollten wir lieber zu einem Arzt fahren?«
»Ich glaube nicht. Matt, die Schwester weiß, dass ich schwanger bin. Sie hat es mir auf den Kopf zugesagt.«
»Ich weiß. Wir sollten es deinem Vater sagen, ehe er dahinterkommt.«
»Noch nicht.« Sie schob die Unterlippe vor.
Ich wusste nicht, ob es Angst oder Scham war, und ich wollte nicht fragen. Verzweifelt suchte ich nach einem Thema, um sie abzulenken. In letzter Zeit redeten wir nur noch über zwei Dinge – über ihre Mutter und das Baby. Wir bewegten uns in einem Teufelskreis. »Freitagabend ist eine Tanzveranstaltung. Sollen wir hingehen?«
Ihr Gesicht leuchtete auf. »Ist das dein Ernst?«
»Klar. Es würde doch sicher Spaß
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