Ich versprach dir die Liebe: Roman (German Edition)
Schwangerschaft und deponierte ihn ebenfalls vor Jake. »Du kannst dich natürlich auch auf das verlassen, was Clint dir bei seiner Anhörung über APS erzählt hat.«
»Das ist ja eine ganze Menge Zeug«, stellte Jake fest, während er blätterte. »Du hast deine Hausaufgaben sehr ordentlich gemacht, mein Junge.«
»Weil sie mit Neurochirurgie nichts zu tun hat, war die Krankheit vor dem Befund bei Elle für mich nur eine Art medizinische Fußnote. In den vergangenen vier Jahren wurde sie allerdings lebensbestimmend für uns beide.«
»Gibt es irgendetwas, das ich noch darüber wissen müsste?«
»Sie war nicht für den Tod unseres letzten Babys verantwortlich.«
»Was war es dann?«
»Wir waren zu Hause. Elles Fruchtblase platzte. Und dann ging alles schief, und zwar verdammt schnell. Ich rief den Notarzt, aber …« Meine Stimme wurde brüchig. Ich begann wieder, hin und her zu laufen. »Wir haben es nicht rechtzeitigins Krankenhaus geschafft. Jedenfalls nicht rechtzeitig für das Baby.«
Jake und ich verbrachten eine zermürbende Stunde. Ich berichtete, was geschehen war, und erklärte, warum es mir danach widerstrebt hatte, es noch einmal mit einem Baby zu probieren.
Ich erzählte ihm unsere Lebensgeschichten, obwohl er meine zum größten Teil kannte. Ich sprach von Elle und der Zeit, in der wir nicht zusammen waren. Es war die Zeit von NASA und Adam, allerdings glaube ich nicht, dass ich den Namen erwähnte. Nur dass Elle mit jemandem zusammengelebt hatte.
Erst gegen sieben brach Jake nach Hause auf.
15
Tag 4
I ch betrat unsere Küche und knipste das Licht an. Elles Laufschuhe lagen unter einem Küchenstuhl, und der Schwertfarn über dem Spülbecken war so ausgetrocknet, dass er die Blätter hängen ließ. Irgendwie hatte ich mich auf die freudige Begrüßung unseres gelben Labradors Hubble eingestellt, obwohl ich wusste, dass mein Bruder Mike ihn schon vor Tagen mitgenommen hatte.
Im Haus war es sehr still.
Jedes Zimmer erinnerte an Elle. Die Farben, die sie ausgesucht hatte, die Bücher, die sie in die Regale gestellt hatte, Fotos von uns, Fotos mit unseren Freunden und Fotos aus ihrer Zeit bei der NASA . Elle war nicht extrem unordentlich, aber als Ordnungsfanatikerin hätte man sie sicher nicht bezeichnen können. Viele Dinge lagen einfach irgendwo herum. »Schwerkraft«, pflegte sie zu sagen. »Ich kümmere mich später darum.« Aber sie schaffte es nicht immer, zu den kleineren Details des Lebens vorzudringen. Manchmal fand ich Rechnungen an den merkwürdigsten Stellen. »Du bist echt ein zerstreuter Professor«, sagte ich einmal zu ihr.
»Immerhin weiß ich, wo alles ist. Alles. Trotzdem muss ich zugeben, dass mein Organisationstalent zu wünschen übrig lässt.« Elle tippte sich an die Stirn. »Aber der Algorithmus hier drin ist sehr ausgeklügelt.«
»Das glaube ich gern«, sagte ich und übernahm es ab sofort, mich um unsere Rechnungen zu kümmern.
Ich ging ins Schlafzimmer, weil ich hoffte, mich in ihren Duft versenken zu können, doch sie hatte am Morgen vor dem Unfall das Bett abgezogen. Die Tagesdecke lag ungefaltet auf der Bank am Fußende des Bettes.
Auf der Suche nach frischer Bettwäsche kam ich ins Bad. Unter dem Waschtisch lag eine Tasche mit Babyaspirin und einem Stapel Fotos von unserem Ausflug nach Prince Edward Island im vorigen Monat. Die meisten Bilder zeigten mich. Elle liebte es, mir mit einem Teleobjektiv aufzulauern, ohne dass ich es bemerkte. Sie behauptete, nur so könne man die wahre Natur einer Person einfangen.
So war Elle – voller Mystizismen, abergläubischer Anwandlungen und Widersprüche. Und genau das gefiel mir an ihr. Außenstehende sahen sie eher als die strebsame Wissenschaftlerin, die sie mit Sicherheit auch war. Wer hat schon vor seinem zweiundzwanzigsten Geburtstag einen Doktortitel in der Tasche? Und trotzdem fürchtete sich meine hochbegabte Frau davor, dass eine schwarze Katze ihren Weg kreuzen könnte. Bei Sternschnuppen wünschte sie sich etwas, obwohl sie die Abweichung einer Satellitenflugbahn mathematisch berechnen und eine Kernfusion chemisch und physikalisch erklären konnte. Niemals ließ sie einen leeren Schaukelstuhl herrenlos schaukeln – angeblich führte das zum Tod eines Kindes. Leeres Geschwafel! Wir haben unsere Kinder trotzdem verloren. Und alle vor ihrer Geburt.
Wieso glaubte ich, dass es dieses Mal anders sein könnte? Dass dieses Baby überleben und Elle lang genug durchhalten würde? Weil es dieses Mal einfach
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