Ich versprach dir die Liebe: Roman (German Edition)
ins Pharmakologielehrbuch stecken sollen, aber nach Studium war mir auch nicht. Die anstehende Klausur würde ich vermutlich ohnehin vergeigen. Aber was bedeutete schon eine Klausur? Möglicherweise konnte ich nicht einmal mehr die Studiengebühren für das nächste Semester aufbringen.
Alles zerrann mir zwischen den Fingern. Elle wollte nach der Beerdigung gleich wieder nach Princeton fahren. Ob ich noch einmal mit ihr reden konnte? Sicher packte sie bereits. Ich ging zu den McClures hinüber.
Christopher öffnete. Er war schlaksig geworden, wirkte ein wenig unbeholfen, und auf seiner Oberlippe zeigte sich bereits ein dunkler Schatten. »Komm rein, Matt.«
»Ist Elle da?«
»Nee. Sie schläft eigentlich nie hier, wenn sie nach Hause kommt.«
»Nicht? Wo wohnt sie denn dann?«
»In Großvaters Haus. Es ist besser so. Wegen Dad, du weißt schon.«
»Verstehen sich die beiden nicht?«
»Elle und Dad?« Christophers ungläubiger Gesichtsausdruck verriet mehr als alle Erklärungen. Ganz offensichtlich nicht. In bester Teenie-Manier zuckte er die Schultern, als gäbe es nichts Uninteressanteres.
Hank, der inzwischen seit Jahren völlig trocken war, kam aus der Küche. Er trug noch seinen sorgfältig gebügelten Anzug, hatte eine Kaffeetasse in der Hand und hob verwundert die Augenbrauen. »Matt? Hältst du dich noch senkrecht?«
»So einigermaßen. Und du?«
»Ich habe vor zwei Tagen meinen besten Freund verloren. Das Leben ist echt beschissen. Ich könnte mir vorstellen, dass es auch dir nicht gerade blendend geht, oder?«
Meine Fassade begann zu bröckeln, und ich musste hart gegen die Tränen ankämpfen.
»Tut mir leid, ich wollte nicht verschwinden, ohne mich von dir zu verabschieden«, fuhr er fort, »aber ich wollte noch ein paar Minuten mit Elle reden, ehe sie wieder abreist. Wann fliegst du zurück nach New York?«
»Morgen früh um sechs. Ich wollte mich nur für deine schöne Rede bedanken. Kommt Elle eigentlich heute Abend noch einmal zurück?« Ich studierte sein Gesicht, um einen Hinweis auf das von Christopher angedeutete Zerwürfnis zu finden, erkannte aber nichts.
»Unwahrscheinlich. Wenn du irgendetwas brauchst, Matt, lass es mich wissen. Hast du ausreichend Geld, um das Semester zu Ende zu bringen?«
»Habe ich.« Ich schob Nachtschichten als Krankenpfleger. Es reichte, um die Miete zu bezahlen. Was die Studiengebühren anging, so würde ich mich wohl um ein Ausbildungsförderungsdarlehen kümmern müssen.
»Dein Dad hatte eine Lebensversicherung; deine Mom muss sich also keine Sorgen machen. Wusstest du, dass dein Dad mich zu seinem Testamentsvollstrecker bestimmt hat?«
Ich zuckte die Schultern. Ein wenig erstaunt war ich allerdings schon, dass meine Mutter sich jetzt in finanziellen Dingen auf Hank verlassen musste.
»Aber darüber brauchen wir jetzt nicht zu reden. Ich muss erst die Vermögenswerte deines Vaters überschlagen. Es könnte vielleicht ein wenig knifflig werden, deine Studiengebühren aufzubringen.«
»Ich komme schon klar«, erwiderte ich. »Ich habe bereits Studiendarlehen in Anspruch genommen.«
»Hat dein Dad dir etwas dazugetan?«
Ich nickte.
»Er war so stolz, dass du es auf eine Eliteuniversität geschafft hast, und würde sich sicher wünschen, dass du deinen Abschluss machst. Was ich damit sagen will: Ich helfe dir gern, wenn du etwas brauchst.« Er setzte sich auf die Armlehne eines Ledersessels.
»Ich kann kein Geld von dir nehmen, Hank.«
»Warum nicht? Elle hat ihren Abschluss und braucht keine Unterstützung mehr. Chris ist ein toller Junge, aber kein Gelehrter. Eine staatliche Schule reicht voll und ganz für ihn. Wenn er sich ranhält, schafft er vielleicht den MBA und kann meine Immobilienfirma übernehmen. Ich kann es mir also leisten, dir zu helfen. Und wenn dein Stolz dir zu schaffen macht, zahlst du es mir eben zurück, sobald du Chirurg und richtig reich bist. Oder noch besser, du tust das Gleiche für einenvielversprechenden jungen Menschen, der dir über den Weg läuft.«
In meinem Kopf drehte sich alles. Ich hatte mir natürlich schon das eine oder andere Szenario überlegt, aber noch nie darüber nachgedacht, dass es vielleicht nicht für einen Abschluss des Studiums reichen könnte.
Hank legte mir die Hand auf die Schulter. »Wir zwei schaffen das schon, keine Sorge. Dennis und Linney haben meine Familie gerettet, als ich alkoholabhängig war. Jetzt helfe ich eben deiner Familie.«
Ich nickte wieder.
»Gut«, sagte er. »Du wirst
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