Ich versprach dir die Liebe: Roman (German Edition)
nicht.«
Die Barkeeperin stellte den Drink vor Hank hin, lächelte mich an und zog sich wieder zurück.
Hank schnüffelte an dem Glas und setzte es ab. »Und ichwar so betrunken, dass Elle nicht mit mir reden konnte. Du hast recht. Ich war ein mieser Vater.«
»Das warst du nicht.« Ich klopfte Hank auf die Schulter. »Aber eine Zeit lang warst du eben ständig besoffen.« Ich nahm einen tiefen Schluck von meinem Bier. Mich jetzt volllaufen zu lassen wäre zwar hirnrissig, aber eine verführerische Vorstellung. Einfach nur vergessen, wenigstens für ein paar Stunden. Aber ich hatte auch so schon genug Probleme. Ich zog meine Geldbörse hervor und legte genug Geld auf den Tresen, um seine und meine Zeche zu begleichen und mir das Schweigen des Rotschopfs zu erkaufen. »Komm, lass uns gehen.«
»Vielleicht haben Linney und Christopher recht«, sagte Hank nachdenklich. »Vielleicht sollten wir Elle wirklich gehen lassen.«
Ich starrte auf den schwarzen Eichenboden, wie in einen Abgrund. Natürlich konnte ich sie gehen lassen. Friedlich. So wie jetzt hätte sie ohnehin nicht leben wollen. Und dann könnte ich es ihr gleichtun. Man würde uns zusammen begraben, und selbst wenn es keinen Himmel und keine Hölle gab, so müsste ich doch zumindest nicht die Qual eines Lebens ohne sie ertragen. Mein Gott! Wie konnte ein barmherziger Gott das zulassen, was mit meiner schönen Frau geschehen war?
Erst drei Wochen war es her. Wie sollte ich drei Monate oder gar drei Jahre überleben? Unmöglich! Ich konnte es nicht!
Aber da war noch das Baby. Wie hatte sie noch an jenem Nachmittag gesagt: Das Leben ist es wert, ein Risiko auf sich zu nehmen. Und unser Baby lebte.
»Nein«, antwortete ich, »ich kann sie nicht gehen lassen.«
»Aber du siehst doch, was du deiner Familie damit antust. Darüber habe ich nachgedacht – nicht darüber, was ich eben erst erfahren habe. Irgendwie war uns allen klar, dass ihr früher oder später ein Paar werden würdet. Das macht euer Verhaltenzwar nicht besser, aber wir haben schon damit gerechnet. Und auch, wenn es zum jetzigen Zeitpunkt gemein klingt: Matt, du bist dabei, die Sache ebenso vor die Wand zu fahren wie ich.«
Ich fuhr herum. »Ich besaufe mich nicht.«
»Wahrscheinlich habe ich diese Reaktion verdient, aber das meine ich nicht.« Hank seufzte. »Chris liegt vielleicht gar nicht so falsch. Er bat mich, zu versuchen, dich umzustimmen. Linney ist schlicht am Ende. Wenn es wirklich keine Hoffnung mehr gibt, sollten wir Elle gehen lassen.«
»Oh, das werde ich tun. Und wenn es noch so schmerzt – ich lasse sie gehen. Nur das Baby nicht. Jetzt noch nicht. Es hat eine Chance. Es ist das Einzige, was ich noch für Elle tun kann, und ich denke, ich schulde es ihr. Ich schulde ihr dieses Kind. Und davon kann mich niemand abbringen. Wenn dieses Baby überlebt, wäre alles …« Ich hätte beinahe »in Ordnung« gesagt, aber das entsprach nicht der Wahrheit. »Dieses Baby ist meine Familie.« Es war nicht nur Elles, sondern auch mein Kind. Und ich wollte, dass es lebte.
Hank betrachtete angelegentlich schweigend seine Schuhspitzen. Was hätte er auch sagen sollen? Ich nickte ihm zu und wandte mich zur Tür. Als ich die Klinke berührte, spürte ich ihn neben mir.
»Du bist nicht allein, mein Sohn. Ich bin auch deine Familie. Und ich glaube, dass auch ich Elle etwas schulde. Gehen wir zurück in die Klinik.«
Nachdem ich neun Stunden nicht bei Elle gewesen war, schockierte mich ihr Zustand so sehr, dass meine Knie zu zittern begannen.
Hank zog einen Stuhl heran. »Setz dich, Matt. Sie sieht wirklich aus wie Alice damals«, fügte er düster hinzu.
Ich nickte. Bisher hatte sich mein Unterbewusstsein geweigert, diese Ähnlichkeit zu erkennen, aber schließlich war ich nicht blind.
»Wahrscheinlich fühlst du dich im Augenblick, als ob du am liebsten sterben möchtest.«
Ich blickte zu Hank auf.
»So habe ich mich auch gefühlt, als meine Frau im Sterben lag. Und ich kann nicht behaupten, dass es je einfacher wird. Ich habe Alice wirklich geliebt.« Er schluckte schwer. »Und zwar genau so, wie du meine Tochter liebst. Es hat eine Weile gedauert, ehe mir klar war, dass sie immer noch hier …« Er legte seine Hand auf sein Herz. »Geh nach Hause, und schlafe einmal eine Nacht durch, Matt. Ich bleibe hier und passe auf mein kleines Mädchen auf.«
Ich schüttelte den Kopf. »Ich war schon den ganzen Tag wegen der Verhandlung nicht hier.«
»Ja, und weil du mich gesucht hast.
Weitere Kostenlose Bücher