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Ich war der Märchenprinz

Ich war der Märchenprinz

Titel: Ich war der Märchenprinz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arne Piewitz
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anzugleichen, sondern umgekehrt. Jedenfalls, wenn wir voraussetzen, daß diese sogenannte Männerfreiheit etwas Erstrebenswertes und auf dem Weg zu einer größeren Freiheit ist. — Beschneide ich ihr die Freiheit? Das brauche ich gar nicht, das besorgt sie selbst, indem sie ständig etwas von mir will. Wir haben uns beide eine Darmgrippe eingefangen. Flitzkacke. Es soll schon vorgekommen sein, daß Leute bei der Gelegenheit vor Anstrengung beim Orgasmus das Bett vollgeschissen haben. Das wollen wir doch vermeiden.
    Ich sage, »es ist wohl besser, wenn wir uns ’ne Zeit lang nicht küssen, wegen der gegenseitigen Ansteckung immer wieder.«
    Sie ist überrascht, guckt, als könnte sie nie im Leben auf so einen aberwitzigen Gedanken verfallen, faßt sich, sagt cool: »Ja, da hast du wohl recht.«
    Wir küssen uns also nicht mehr. Aus gesundheitlichen Gründen. Das kommt mir sehr entgegen, die Lust, sie zu küssen, hat ganz bedenklich nachgelassen, gestern erst schoß mir dabei der Gedanke durchs Hirn, »was soll das, ich habe heute schon gefrühstückt.« Nicht sehr freundlich, ich weiß, aber was soll ich machen? Der Gedanke war eben da, ich konnte mir nicht verbieten, ihn zu denken. Wir küssen uns nicht. Wir ficken auch nicht.
    Wir liegen nur einfach nebeneinander, Streicheleinheiten wechseln den Besitzer, aber sehr zurückhaltend — Handrücken oder Oberarm — damit wir uns nicht anmachen.
    Meine Darmgrippe war nur ein kurzlebiger 24-Stunden-Dünnpfiff. Ich klage trotzdem weiter: Renne oft auf’s Klo (onanier da mal fix), klage über Schwächegefühl, habe Bauchschmerzen. Passe mein Wehklagen ihrem Krankheitsverlauf an. Eher geht es mir noch schlechter als ihr. Nein, in so einem Zustand ist Beischlaf nicht möglich.
    Ich werde diese »Darmgrippe« so lange pflegen, wie es geht. Trotzdem: wir kommen dem Ende immer schneller entgegen. Ich erzähle ihr ein bißchen von meiner letzten »Beziehung«, von Sabine. Sage »es war eigentlich immer sehr schön mit ihr« — M. zuckt kaum: »So? Ich werd’ mich mal mit ihr unterhalten, ob sie’s auch immer sehr schön mit dir gefunden hat.«
    Weiter geht sie auf die Provokation nicht ein. Aber ich sehe, wie es in ihr arbeitet. Sie ist wütend, stinkwütend.

    Aber klug. Sie weiß, wenn sie mit ihrer Säuernis einschläft, ist das Ding gelaufen. Wenn sie noch was von mir will, muß sie initiativ werden, muß vorführen, daß es mit ihr nicht nur »sehr schön«, sondern »noch viel schöner« ist. Und richtig: kaum liegen wir unter der Decke, dringt ihre Zärtlichkeit auf meine Poren ein. Aber ich spüre sehr deutlich das Metall darunter — feinstes Stahlblech. Sie spürt es wohl noch deutlicher. Als ich ihr über die Haare streiche, dreht sie sich auf die andere Seite.
    Wir reden nichts. Ich liege lange wach...
    Ich muß mir was einfallen lassen. Es hat keinen Sinn, neben der Frau im Bett zu liegen und nichts daraus zu machen.
    Ich kann sie mir schön saufen. Saufen fördert die Geilheit, wenn man das rechte Maß kennt, und bumsen kann ich dann stundenlang. Wenn er erstmal steht, ist er nicht mehr kleinzukriegen. Nur geeignet für brutale Bumsereien bis zum frühen Morgen, wenn brüllende Vögel dir Kopfschmerzen verursachen. Ganz besonders ekelhaft, wenn die Frau nüchtern ist. Bei der anschließenden Pinkelei ist es einfacher, durch das zwei Meter hohe Fenster zu pissen als ins Klobecken. Im Sitzen geht’s schon gar nicht. Ich wüßte gern, wie oft sich Frauen ihre Männer schönsaufen. Aber Frauen sind da ziemlich diskret....
    Schönsaufen ist ein Akt der Vorbereitung auf Vergewaltigung. Darauf läuft es letztendlich immer hinaus. Selbst beim Resteficken, wenn man sich die allerletzte Amateurnutte im Laden schöngetrunken hat: Vergewaltigung.
    Schönsaufen kommt nur im äußersten Notfall in Frage.
    Dies ist kein Notfall, dies ist trotz allem ein Fall von Interesse. Ich werde sie mir schön rauchen. Gras aus dem Kongo, ganz hervorragend, dröhnt einen nicht völlig zu, turnt einen aber mächtig an, ist außerdem extrem sexualfreundlich.

    Es geht gewaltig los. Jede Zärtlichkeit kommt mit vielfacher Stärke an, das Gras hat die Konsistenz des Metalls verändert, jede Pore hat jetzt einen extra Sensor, nie kann ein Unbekiffter diese Intensität beim Beischlaf erreichen und erleben. Das macht süchtig, diese Kombination Cannabis/Coitus, dagegen ist der ordinäre Bierbums ein nasser Furz.
    M. weiß nicht, daß ich geraucht habe. Sie weiß nicht, daß ich gar nicht mit

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