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Ich war Hitlerjunge Salomon

Ich war Hitlerjunge Salomon

Titel: Ich war Hitlerjunge Salomon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sally Perel
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Kreuzung zwischen
    Pferd und Eselin –, seien auf menschliches Eingreifen zurück-
    zuführen. Aber auch in solchen Fällen mache die Natur ihre
    Grenzen deutlich und verhindere, daß sich solche Hybriden
    fortpflanzten. Die Natur widersetze sich der Vermischung von
    Artfremdem und bestrafe den Bastard mit Sterilität.
    Auch der Mensch unterliege diesem Prinzip. Nähme er
    fremdes Blut in sich auf, weihe er sich dem Untergang, wie
    der Fall der griechischen und römischen Zivilisationen zeige.
    Die Mischlinge lebten in einem schizophrenen Zustand. Ihre
    nationalen Besonderheiten und Merkmale vermischten sich,
    ihr Denken und Fühlen entartete, und zu guter Letzt sänken
    sie zu minderwertigen Wesen herab. Daher müsse sich das
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    deutsche Volk nach den Naturgesetzen richten und unemp-
    findlich und unerbittlich werden.
    In diesem Zusammenhang fällt mir ein Wahlspruch ei-
    nes unserer Lehrer ein: »Wir brauchen keine Gelehrten, wir
    brauchen möglichst viele Vaterlandsverteidiger.« Und auf ei-
    nem Plakat in einem Klassenzimmer verkündete der Führer :
    »Dein Körper gehört der Volksgemeinschaft, deine Pflicht ist
    Gesundheit.«
    Man lehrte uns auch, daß die Bewahrung der Reinblütigkeit
    in Deutschland Tradition habe. Über viele Generationen hinweg
    habe die deutsche Rasse als unantastbar gegolten. Nachdem
    im 19. Jahrhundert im Gefolge der Französischen Revolution
    jedoch die Devise »alle Menschen werden frei und gleich
    geboren« auch vom deutschen Volk angenommen worden sei,
    seien al e Barrieren gefal en und der Weg zur Blutvermischung
    geebnet gewesen. Da habe sich dann hauptsächlich jüdisches
    Blut mit reinem deutschen Blut vermischt.
    Die Juden hätten sich dies natürlich zunutze gemacht, um
    ihren Plan der Unterjochung der arischen Rasse zu verwirk-
    lichen. Sie wollten sie knechten und ausbeuten. Zum Beweis
    der jüdischen Weltverschwörung wurden in der Klasse »die
    Originaldokumente« des Protokol s der Weisen von Zion verteilt.
    Jeder könne selbst den verheerenden jüdischen Einfluß auf
    Politik, Wirtschaft und Kultur feststellen. Zu allem Übel ent-
    stamme die jüdische Rasse einer Mischung aus Mongolen,
    Asiaten und Negern.
    Gewiß ähnele der Jude, biologisch gesehen, einem Menschen,
    da er Mund, Augen, Gliedmaßen und so etwas wie ein Gehirn
    besitze. Geistig und moralisch gesehen stünde er aber unter
    jedem Tier und würde von bösartigen Instinkten beherrscht.
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    Allgemein könne man sagen: »Die Schamlosigkeit des Juden
    wuchs und kannte bald keine Grenzen mehr.« Niemand dürfe
    sich also darüber wundern, daß das deutsche Volk in ihm
    den leibhaftigen Teufel auf Erden sehe.
    Ich bekam einen Schock, als uns unser Lehrer in einer dieser
    Stunden eine Passage aus dem Stürmer vorlas. Ein junges Mäd-
    chen aus einem deutschen Dorf hatte ihrem Gemeindepfarrer
    einen Brief geschrieben, in dem sie ihn fragte: »Wurden denn
    die Juden nicht auch nach dem Ebenbild Gottes geschaffen?«
    Die Antwort der Zeitung auf die mutige Anfrage dieses
    unbekannten Mädchens war erschütternd: »Sie sagen, auch
    die Juden seien nach dem Ebenbild Gottes geschaffen worden.
    Wir antworten darauf, daß auch blutsaugendes Ungeziefer und
    Zecken, die Krankheiten übertragen, von der Natur geschaffen
    wurden. Zum Schutz der menschlichen Gesundheit haben
    wir aber die Pflicht, sie mit Stumpf und Stiel auszurotten.«
    Ist es da noch ein Wunder, daß die Männer, die mit der
    Vernichtung beschäftigt waren, Kinder und Säuglinge in dem
    Gefühl ermordeten, eine Mission zu erfüllen? Diese grauen-
    hafte Lehre verschaffte ihnen die Rechtmäßigkeit ihres Tuns.
    Aber auch ich fühlte, wie ich mich al mählich in den Schlin-
    gen dieser verkommenen »Wissenschaft« verfing, zumindest, was
    manche Aspekte betraf. So leuchtete mir schließlich ein, daß
    ein höherstehendes Volk ein Recht auf Oberherrschaft habe,
    oder daß man erbkranken Nachwuchs durch das Fortpflan-
    zungsverbot, das man den Schwachen auferlegte, zu verhin-
    dern suchte, damit ein gesundes, tüchtiges Volk heranwachsen
    könne. Daß ich dieser Ideologie anhing, rief in mir weder
    Zweifel noch Erstaunen hervor. Salomon entschwand Jupp
    zunehmend aus dem Gedächtnis.
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    Eines Tages indes erinnerte sich die deutsche Ordnungsliebe
    meiner. Ich wurde aufgefordert, im Werksbüro vorstellig zu
    werden. Sofort überfiel mich Panik. Ich sah schon Vernehmung
    und Verhaftung über mich hereinbrechen und meine letzte
    Stunde näherrücken. Sorglos

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