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Ich weiß nicht, was ich wollen soll: Warum wir uns so schwer entscheiden können und und wo das Glück zu finden ist (German Edition)

Ich weiß nicht, was ich wollen soll: Warum wir uns so schwer entscheiden können und und wo das Glück zu finden ist (German Edition)

Titel: Ich weiß nicht, was ich wollen soll: Warum wir uns so schwer entscheiden können und und wo das Glück zu finden ist (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bas Kast
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Stück weit zu entkommen, besteht darin, es zu einer gewissen Prominenz zu bringen, also berühmt zu werden, was ja nichts anderes heißt, als die große, kalte Gesellschaft da draußen zu »verkleinern« und »intimer« zu machen. Die Anonymität hebt sich zumindest einseitig auf, der eisige Wind, der uns üblicherweise aus der Gesellschaft entgegenweht, weicht und wird milder: Jetzt kennt man unser Gesicht, man nimmt uns wahr, man behandelt uns nicht wie irgendjemand, sondern als Menschen, als Person, die einen Namen hat.
    »Denn welcher Absicht dient all die Mühseligkeit und all die lärmende Geschäftigkeit dieser Welt? Was ist der Endzweck von Habsucht und Ehrgeiz und der Jagd nach Reichtum, Macht und Vorrang? Ist es der, den natürlichen Bedürfnissen Genüge zu tun? Der Lohn des geringsten Arbeiters reicht aus, um diese zu befriedigen. […] Woher entsteht dann also jener Wetteifer, der sich durch alle verschiedenen Stände der Menschen hindurchzieht […]?«, fragte schon Adam Smith. Und seine Antwort lautete: »Dass man uns bemerkt, […] dass man mit Sympathie, Wohlgefallen und Billigung von uns Kenntnis nimmt, das sind die Vorteile, die wir daraus zu gewinnen hoffen dürfen. […] Der reiche Mann rühmt sich seines Reichtums, weil er fühlt, dass dieser naturgemäß die Aufmerksamkeit der Welt auf ihn lenkt […]. Der Arme auf der anderen Seite schämt sich seiner Armut. […] Unbeachtet kommt und geht der arme Mann, und inmitten einer Menschenmenge befindet er sich in der gleichen Verborgenheit, wie wenn er in seine Hütte eingeschlossen wäre. […] Dagegen wird der Mann von Rang und Distinktion von aller Welt beobachtet. […] Kaum ein Wort kann ihm entfallen, kaum eine Gebärde ihm entschlüpfen, die wirklich ganz und gar unbeachtet bleiben würde.« [132]  
    Um in einer modernen, namenlosen Massengesellschaft die Chance zu erhöhen, dass man von seiner sozialen Umwelt eine einigermaßen erträgliche Behandlung erfährt, bestehen drei vielversprechende Strategien darin, (1) einen hohen sozialen Rang zu erklimmen, (2) viel Geld zu verdienen und (3) bekannt zu werden (sich einen Namen zu machen ). Alle diese drei ersehnten Ziele aber, die hohe Position, das Vermögen sowie die Berühmtheit, gibt es üblicherweise nur um den Preis harter Arbeit und chronischer Rastlosigkeit.

3.
    Die Aufmerksamkeitsdefizitgesellschaft
    »Private Handyzeit ist die schwierigste Sache,
die du kriegen kannst«
    Nervt es Sie langsam auch? Eine der ersten Frage von Freunden, die mich besuchen, lautet häufig nicht mehr: Wie geht’s dir? Nein, die Frage lautet: Du, wie komm ich denn bei dir ins Internet? Mit anderen Worten: Kaum sind die Freunde bei mir angekommen, sind sie auch schon wieder weg, zumindest mit einer Hirnhälfte. Mit dem ganzen Gehirn bzw. der gesamten Aufmerksamkeit bei einer Person zu sein, in diesem Falle bei mir, reicht schon lange nicht mehr, da würde man allzu viel vom Rest der Welt verpassen. Also sind wir, neben dem Ort, an dem wir uns gerade physisch befinden, zugleich auch woanders, an anderen Orten, bei anderen Freunden, bei unserer Familie, im Büro, bei unseren E-Mails, auf Facebook, auf anderen Kontinenten … Wer gelegentlich in den Genuss einer zweigeteilten Aufmerksamkeit seiner Mitmenschen kommen sollte, kann sich nachgerade glücklich schätzen, oft genug müssen wir uns ja eher mit geviertelter, geachtelter oder gar keiner Aufmerksamkeit zufriedengeben. Die volle Aufmerksamkeit einer Person ist dagegen zu einem seltenen Luxus geworden.
    Freundlich unterstützt wird die Kultur der zerstreuten Aufmerksamkeit dadurch, dass jedes Gerät, das piept, blinkt, vibriert oder flimmert, eine magische, ja fast hypnotisierende Wirkung auf uns auszuüben scheint, jedenfalls haben unsere elektronischen Geräte einen eigentümlichen Vorrang vor der Person, mit der wir unmittelbar zusammen sind. Das Handy dudelt, das iPhone quengelt, und im selben Moment ist der Freund, mit dem ich eben noch in ein Gespräch vertieft war, verschwunden. Das heißt, ich bin für ihn verschwunden, er hingegen ist für mich sehr wohl noch präsent: Ich bin jetzt zur Geisel seines neuen Gesprächs, seiner abwesenden Anwesenheit, geworden. Das Einzige, was mir in der Situation übrigbleibt, ist nun, meinerseits zu meinem Gerät zu greifen und mich ebenfalls virtuell aus dem Staub zu machen.
    Da in unserer Gesellschaft jeder in viel höherem Maße als früher mit sich selbst beschäftigt ist, ist schon allein aus diesem Grund

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