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Ich weiss, wie du tickst: Wie man Menschen durchschaut (German Edition)

Ich weiss, wie du tickst: Wie man Menschen durchschaut (German Edition)

Titel: Ich weiss, wie du tickst: Wie man Menschen durchschaut (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Betschart
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Verfolger, indem er brutal alle politischen Gegner beiseiteräumt, die sich ihm in den Weg stellen. Der Verfolger setzt alles daran, seine eigenen politischen Interessen durchzusetzen und seine Macht weiter auszubauen. Stabilität und Ordnung bleiben natürlich auf der Strecke, denn sie waren ohnehin nur ein Vorwand, um an die Macht zu kommen.
    Ein Sonderfall des Retters, der das Opfer mimt, ist der Hofnarr, der Tolpatsch oder Clown. Er spielt die Opferrolle nur, denn er ist nicht wirklich Opfer und weiß dies auch. Durch seine komische Verzerrung und dramatische Überspitzung nimmt er mit Humor allen Ängsten und Sorgen die Spitze, zeigt Auswege und gibt anderen Kraft.
«Alle Fehler sind verzeihlicher als die Mittel, welche man anwendet, um sie zu verbergen.» (Francois La Rochefoucauld)
    Typische Spiele
    Der Psychologe Dietmar Friedmann hat herausgefunden, dass es je nach Dominanz ganz typische Spiele gibt, zu denen Blau-, Rot- und Gründominante neigen. Vereinfacht gesagt, neigen Gründominante zu Retterspielen, während Rotdominante eher zu Verfolgerspielen und Blaudominante eher zu Opferspielen neigen. Dies geschieht immer dann, wenn ein ausgeprägtes Defizit bei einem Farbanteil vorliegt.
    Der blau-grün-dominante Christian, der ein ausgesprochenes Rot-Defizit hat, soll in der Universität ein Referat vortragen. Er wirkt bemüht und angestrengt. Gelegentlich redet er halblaut mit sich selbst: «Wo habe ich jetzt diese Overheadfolie?», «Jetzt wird es schwierig, ich muss aufpassen.» Zwischendurch entstehen in seinem Vortrag Pausen, während er in seinen Unterlagen kramt. Er spricht Fachbegriffe falsch aus und muss immer wieder seine Unterlagen ordnen, die durcheinandergeraten sind. Als er etwas an der Tafel erklärt, bleibt er auf dem Stuhl sitzen und stützt den Kopf mit dem Arm ab, wobei sein Ellenbogen auf dem Tisch liegt .
    Das alles wirkt auf die Zuhörer, denen er wie ein «zerstreuter Professor» vorkommt, ungewollt komisch. Immer mehr kämpfen sie mit dem Lachen, wollen ihn aber nicht verletzen und unterdrücken, darum ihre Regungen. Die merkwürdigen Zuckungen und Geräusche, die aus dem unterdrückten Lachen entstehen, reizen wieder andere im Raum zu Lachanfällen. Christian bekommt von all dem nichts mit, denn er ist ganz auf seinen Vortrag konzentriert. Als er fertig ist, sind alle erleichtert und klatschen Beifall. Christian stellt fest, dass er sich «geschafft» fühlt .
    Christian hat sich in der Opferrolle inszeniert und den unfreiwilligen Tolpatsch gespielt, der sich unsicher, umständlich und unpraktisch gibt. Es fehlte ihm auch an Improvisationstalent, um schwierige Situationen zu überbrücken. Statt aktiv zu handeln, gibt er sich Mühe und versucht, etwas zu tun. Spiele wie die von Christian folgen oft unbewusst inneren Antreibern – Sätzen wie: «Gib dir Mühe!», «Streng dich an!», «Sei vorsichtig!», «Sei perfekt!», «Fühl (dich) nicht!», «Mach's anderen recht!» usw. Solche Antreiber haben wir fast alle in unserem Elternhaus mit auf den Weg bekommen. Leider führen sie aber nicht zu einem authentischen Verhalten, sondern zu einer Fremdbestimmung.
    Der Blau-Grün-Dominante, der zu Opferspielen tendiert, provoziert andere durch sein hilfloses, ungeschicktes und unsensibles Verhalten zu Mitleids- und Ärgerreaktionen. In Situationen, in denen es darauf ankäme, sich zu entscheiden, zuzupacken und Verantwortung zu übernehmen, bemüht er sich um noch mehr «Klugheit». Dadurch übernehmen die anderen fast automatisch die Verantwortung und treffen die Entscheidungen. Oft kann der Blaudominante mit den Ratschlägen der anderen nichts anfangen, und seine anfängliche Offenheit schlägt in Ablehnung und Rebellion um.
    Der Rotdominante neigt zu Verfolgerspielen, um seine eigene Identität abzusichern. Zunächst lässt er die Gefühle und Bedürfnisse der anderen zu und lockt sie mit einem fürsorglichen und großzügigen Verhalten. Dann macht er jedoch den anderen klar, dass er die geweckten Wünsche nicht erfüllen kann, und verweist sie auf die Realität, auf Regeln und Normen.
    Verfolgerspiele lassen sich hinter ethischen Grundsätzen wie Pflichterfüllung, Tüchtigkeit, Fleiß, Prinzipientreue, Moral, Gehorsam usw. gut verstecken. Das «Spiel» besteht darin, dass es nicht um bewusste Entscheidungen für diese Werte geht, sondern dass es sich um unbewusste Zwänge handelt. Man entscheidet sich nicht für Moral und verhält sich dann moralisch, sondern die Freude am Leben wird

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