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Ich werde immer da sein, wo du auch bist

Ich werde immer da sein, wo du auch bist

Titel: Ich werde immer da sein, wo du auch bist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nina Lacour
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wird ganz rot im Gesicht.
    »Äh, danke.«Dann fügt er noch hinzu: »Sir.«
    Als wir die Tür hinter uns zugemacht haben, sagt er: »Oh Mann. Dein Vater kann mich nicht ausstehen. Er denkt, ich mach bloß Ärger. Ich hätte nie dieses blöde Sex-Shirt kaufen sollen. Ich hab gleich gewusst, dass es blöd war.«
    »Du könntest dir ein neues kaufen. Auf dem könnte stehen:
Mach mehr für die Schule.
«
    Er grinst. »Glaubst du, das würde wirken?«
    »Vielleicht.«
    »Soll ich’s versuchen?«
    Er steht ganz nahe bei mir, sein Atem riecht nach Pfefferminz. Mir wird ganz komisch, deshalb antworte ich wieder: »Vielleicht.«
    Wir stehen beide da und wissen nicht, was wir jetzt sagen oder tun sollen, bis Taylor den Rucksack absetzt und seine Sachen herausholt. Ich setze mich an meinen Schreibtisch. Dann stehe ich auf und setze mich auf mein Bett. Ich stehe wieder auf und setze mich im Schneidersitz auf den Teppich.
    Taylor hat bereits alles ausgepackt, was wir brauchen, um anfangen zu können, aber er macht immer noch weiter. Neben ihm liegt ein Haufen aus Stiften, Papiertaschentüchern, Büroklammern und Schulbüchern.
    »Suchst du was Bestimmtes?«, frage ich.
    »Was? Oh. Nein, ich mach nur Inventur.« Er schmeißt wieder alles zurück. Danach betrachtet er die Bilder an meinen Wänden.
    »Hübsches Zimmer«, sagt er.
    Eine Sekunde später sagt er: »Oh.« Es klingt schockiert, als hätte er das nicht sagen sollen. Ich sehe ihn an und folge seinem Blick. Es ist ein Foto von Ingrid. Sie sieht hübsch aus, wie sie da lächelnd auf der Wiese am Stausee steht.
    »Sie muss dir schrecklich fehlen.«
    Ich kriege nichts raus, sondern zupfe am Teppich herum.
    »Du musst nicht darüber reden, wenn du nicht willst.«
    Ich zupfe weiter am Teppich und hoffe, dass ich nicht wieder losheule.
    Taylor schiebt das Gummiband von der zusammengerollten Landkarte und breitet sie zwischen uns aus.
    »Okay. Das hier ist Nizza, wo Jacques DeSoir seine Kindheit verbracht hat. Hier sollten wir den ersten Pin reinstecken. Wo ist er dann hingegangen? Ich seh mal nach.«
    Er schlägt ein Buch auf und blättert darin. Ich will nicht über DeSoir reden, ich will einfach nur nahe bei jemandem sein. Ich weiß, dass ich nur ein paar Zentimeter von ihm entfernt bin. Ich weiß, dass meine Eltern nur eine Treppe weit weg sind.
    Trotzdem bin ich ganz allein.
    Wortlos ziehe ich mir das Hemd über den Kopf.
    Mein Herz schlägt mir bis in die Kehle.
    Er schaut immer noch in das Buch und sagt: »Also, es sieht so aus, als wäre er dann zu diesen griechischen Inseln gesegelt.«
    Kein Junge hat mich jemals im BH gesehen. Ich warte darauf, dass er hochsieht.
    Dann tut er es.
    Sein Gesicht wird rot, und er schluckt krampfhaft. Ich bewege mich vorwärts, über tausend pastellfarbene Länder bis zu seinem Schoß, schlinge meine Beine um seine Taille und küsse ihn.
    Sein Mund fühlt sich kalt an, und meine Zunge streift seinen Pfefferminz-Kaugummi. Er legt seine warmen Hände auf meinen Rücken, und ich wüsste gern, ob er von so was schon mal geträumt hat, ob er jemals so an mich gedacht hat. Ich hoffe, er hat es getan, denn ich bin gar nicht so mutig. Wir küssen uns immer weiter. Ich warte darauf, dass er an meinem BH -Verschluss rumfummelt wie die Jungs in Filmen, aber das tut er nicht. Seine Hände gleiten sanft über meinen Rücken, und ich fühle mich, als wäre ich weit weg.
    Ich bin immer noch allein.
    Dann höre ich diese Wörter in meinem Kopf:
Du sollst mich berühren, du sollst mich ausziehen
, wie einen Refrain, bevor mir klar wird, dass das Ingrids Worte sind, dass ich fühle, was Ingrid gefühlt hat, und in diesem Augenblick kriege ich panische Angst. Ich höre nicht mit dem Küssen auf. Ich höre mit gar nichts auf. Ich weiß nicht, was ich tun werde, wenn dieser Augenblick vorbei ist und ich Taylors Blick standhalten muss.
    Aber dann geschieht es.
    Taylors Körper spannt sich an. Er hört auf mich zu küssen. Ich gehe auf Abstand, setze mich hin und halte einen Arm vor meine Brust. Ich schaue auf seine Turnschuhe, auf den ausgefransten Saum seiner Jeans, überallhin, nur nicht in sein Gesicht. Ich sehe seine Hand, wie sie mein Tanktop vom Fußboden aufhebt und mir reicht. Ich ziehe es wieder an.
    Wir sitzen schweigend da.
    Dann sagt Taylor: »Ich geh wohl besser.«
    Ich schließe die Augen und warte auf das Ende der Welt, nicke und flüstere: »Okay.«
    Ich höre, wie er seine Bücher wieder in den Rucksack steckt, wie er die Karte zusammenrollt.

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