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Ich werde schweigen Kommissar Morry

Ich werde schweigen Kommissar Morry

Titel: Ich werde schweigen Kommissar Morry Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans E. Koedelpeter
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schon keine Nerven mehr.“
    Die Gefahr, daß man sie entdeckte, wuchs von Sekunde zu Sekunde. Zwei Konstabler machten sich im Treppenflur zu schaffen. Sie standen so nahe, daß man ihr Atmen hören konnte. Dann wandte plötzlich einer den Kopf und spähte die Bodentreppe herauf. Seine Blicke hefteten sich starr in das Dunkel. Lacy Acklam hatte das Gefühl, als würde ihm das Blut in den Adern gefrieren. Am liebsten wäre er die Treppe hinuntergestürmt und hätte alles umgerissen, was sich ihm in den Weg stellte. Besser  
    noch eine aussichtslose Flucht, als dieses zermürbende Warten. Die Sekunden schlichen unerträglich langsam. Es dauerte Ewigkeiten, bis die Beamten wieder aus der Wohnung kamen. Dann endlich gingen sie plaudernd die Treppe hinunter. Ihr Gemurmel verlor sich allmählich in der Ferne.
    „Uff!“, stöhnte Lacy Acklam und dehnte den verkrümmten Körper.
    „Lange hätte ich das nicht mehr ausgehalten. Das nächste Mal kannst du mir gestohlen werden mit deinen blödsinnigen Einfällen.“
    Fünf Minuten mußten sie noch warten. Dann war die Luft endlich wieder sauber. Jetzt konnten sie sich aus ihrem Versteck wagen. Sie flüchteten hastig die Treppe hinunter und drückten sich scheu durch die Tür. Niemand hielt sie auf. Die Polizeilimousinen waren weggefahren. Die Straße lag einsam im Schein der Laternen.
     
    13
     
    „Dieser Mord hätte vermieden werden können“, sagte Kommissar Morry am nächsten Morgen zu seinem Hilfsinspektor. „Ich kann mir den Vorwurf nicht ersparen, daß ich in der vergangenen Nacht versagt habe. Ich ahnte, daß Pancras Holm in Gefahr war. Ich belauschte ein Gespräch, das er in der Navarra Bar führte. Leider konnte ich seine Worte nicht genau verstehen. Ich hatte lediglich das unbestimmte Gefühl, daß er mit Rex Chapel und Ernest Cropp sprach.“
    „Wie kommen Sie ausgerechnet auf diese beiden?“, fragte Hilfsinspektor Puck verwundert.
    Morry zuckte mit den Achseln. „Gefühlssache“, brummte er. „Sie treiben sich auffällig oft um Mitternacht am Fish Market herum. Ich drückte ihnen gestern Nacht eine Visitenkarte in die Hand. Sie waren mächtig erschrocken, wie es schien.“ „Anscheinend haben sie auf Pancras Holm gewartet“, sagte Puck schüchtern. „Man sollte sie festnehmen, Sir!“
    Morry schüttelte den Kopf. „Das wäre verfrüht. Ich habe noch keine handfesten Beweise gegen sie. Wir müssen ihnen noch eine Frist von zwei oder drei Tagen lassen. Dann allerdings schlage ich zu. Ich spüre es in allen Fingern, daß diese Gauner längst wieder hinter Schloß und Riegel gehören.“
    Hilfsinspektor Puck blätterte in den Protokollen herum, die noch in der Nacht von der Mordkommission angefertigt worden waren.
    „Das war schon das dritte Opfer dieses blutgierigen Satans“, murmelte Puck niedergeschlagen. „Und wieder fand man diese teuflische Blume bei dem Toten. Wir aber stehen noch immer am Anfang, Sir! Oder haben Sie schon mehr in Erfahrung gebracht als ich?“
    Morry biß sich auf die Lippen. „Wir müssen Irving Bacon finden“, knurrte er ergrimmt. „Dieser Mann könnte das große Rätsel mit einem einzigen Wort lösen. Falls er nicht selbst der Mörder ist, weiß er bestimmt, von welcher Person die tödliche Gefahr ausgeht.“
    „Hm. Und wie wollen Sie an Irving Bacon herankommen?“, fragte Puck gespannt.
    „Durch seinen Stiefbruder Richard Donally. Ich bin felsenfest davon überzeugt, daß er das Versteck Irving Bacons kennt. Es steht weiterhin fest, daß er seinen Bruder ab und zu besucht. Ich ließ ihn auch schon beobachten, aber dieser gerissene Fuchs verstand es jedesmal, seinen Verfolgern ein Schnippchen zu schlagen.“
    „Soll ich mich einmal auf die Lauer legen?“, fragte Hilfsinspektor Puck diensteifrig.
    „No, das hat keinen Sinn. Dieser Richard Donally kennt uns. Er wittert jeden Polizisten auf drei Meilen Entfernung. Wir müssen es anders machen. Drücken Sie die Daumen, daß wir endlich ein bißchen Glück haben.“
    Als Hilfsinspektor Puck zur festgesetzten Stunde am Charing Croß erschien, stand der Dienstwagen des Kommissars bereits wartend neben der U-Bahn-Station.
    „Kommen Sie“, raunte Morry durch das offene Fenster. „Steigen Sie ein. Nur nicht unnötig hier herumstehen. Wir müssen jedes Aufsehen vermeiden, wenn der Schlag gelingen soll.“
    Morry gab Gas und fuhr rasch durch die belebten Straßen der City. Dann schlug er östliche Richtung ein. Es ging auf Stepney zu. Die Gassen wurden eng und ärmlich.

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