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Ich werde schweigen Kommissar Morry

Ich werde schweigen Kommissar Morry

Titel: Ich werde schweigen Kommissar Morry Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans E. Koedelpeter
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die sich langsam näherschob, war kaum zu erkennen. Sie verschmolz mit der Schwärze der Nacht.
    „Hallo!“, fragte Rex Chapel unruhig. „Sind Sie‘s, Mr. Holm?“
    „Ja“, klang es leise zurück. Im nächsten Augenblick war die dunkle Gestalt bei ihnen angelangt.
    Ernest Cropp bekam etwas in die Hand gedrückt, dann war der gespenstische Besucher auch schon wieder verschwunden. Seine Schritte entfernten sich in ruhigem Gleichmaß.
    „Verdammt, heute hatte er es aber eilig“, knurrte Rex Chapel. „Hoffentlich will uns der Bursche nicht übers Ohr hauen. Stimmt denn das Geld überhaupt? Wollen mal nachzählen.“
    Er knipste sein Feuerzeug an und schirmte es mit der Hand vorsichtig gegen den peitschenden Wind ab. Das blaue Flämmchen hüpfte. zitternd um den Docht. Es verbreitete kaum Helligkeit.
    „Eh, was hast du dir denn da aufdrehen lassen, du Holzkopf“, zischte Rex Chapel im nächsten Moment. „Soll das ein Scheck sein, he? Oder eine Bankanweisung?“
    Seine Stimme zerriß, als hätte sie der Wind ausgeblasen. Entgeistert stierte er auf die schmale Visitenkarte nieder, die Ernest Cropp in seinen zitternden Händen hielt. „Kommissar Morry, Kriminalkommissar“, stand darauf zu lesen.
    Ernest Cropp fuhr an den Hals, als hinge er in einer drosselnden Schlinge. Er stöhnte und ächzte wie ein Verrückter. Beinahe wäre er über das Geländer in den Bach gekippt.
    „Das ist das Ende“, keuchte er verstört. „Es ist aus mit unseren Geschäften, verstehst du? Wir werden keinen Penny mehr erben. Statt dessen wird man uns noch heute Nacht verhaften und in den Bunker sperren. Das haben wir nun davon. Ich wußte ja, daß es schiefgehen würde.“
    „Hör endlich auf mit deinem Gejammer“, krächzte Rex Chapel erbost. „So kommen wir nicht weiter. Müssen überlegen, wie wir uns aus der Falle retten können. Vielleicht haben wir doch noch eine Chance.“
    Ihr Gespräch verstummte augenblicklich, als sie wieder einen leisen Schritt in der Nähe hörten. Sie krochen eng aneinander, als könnten sie sich gegenseitig gegen den neuen Feind schützen.
    „Hallo?“, fragte Rex Chapel mit dünner Stimme.
    „Ich bins“, klang es dumpf durch den Wind. „Ben Hopkins. Möchte nur die fünfhundert Pfund abholen. Sonst vergeßt ihr am Ende wieder das Teilen.“
    „Gib ihm die Karte“, schrie Rex Chapel erbost. „Er kann sich die Hälfte davon abschneiden. Warum soll er nicht auch eine Freude haben.“
    Ben Hopkins kam verdutzt näher. „Was ist denn los?“, fragte er unsicher. „Wollt ihr mich veralbern? Macht etwas rascher, Boys! Gebt den Mammon her!“
    Ein Feuerzeug blitzte auf. Das zuckende Flämmchen war gerade hell genug, um Ben Hopkins die Visitenkarte erkennen zu lassen. Stammelnd las er die wenigen Worte. Dann war es eine Weile still zwischen den dreien.
    „Eh, warum auf einmal so schweigsam?“, höhnte Rex Chapel. „Dir hat es wohl die Rede verschlagen, wie?“
    Ben Hopkins war in der Tat so durcheinander, daß er zunächst keine Silbe über die Lippen brachte. Er war bleich wie eine Käsemade. Seine Augen liefen gehetzt hin und her. Aber dann erinnerte er sich auf einmal daran, daß er wieder das große Wort führen mußte, wenn er hier nicht überfahren werden wollte.
    „Kommt mit zu Tante Pattison“, brummte er rau. „Lacy wartet dort auf uns. Werden ihm reinen Wein einschenken und die nächsten Schritte beraten.“
    Rex Chapel und Ernest Cropp schlossen sich ihm wortlos an. Noch vor zöhn Minuten waren sie mutig und zuversichtlich vom Mitternachtssaloon abmarschiert. Jetzt schlichen sie dahin wie müde Kameltreiber.
    „Was ist denn mit euch los?“, fragte die Witwe Pattison spöttisch, als sie an ihrer Küche vorbeischlichen. „Euch ist wohl das Hirn eingefroren?“
    Die drei stoffelten wortlos an ihr vorüber. Sie schlichen bedrückt in die Gaststube und bängten ihre Mäntel an den Haken. Dann spähten sie lauernd und unstet durch das Lokal, ob sie nicht vielleicht schon von diesem verdammten Kommissar erwartet würden.
    „No, die Luft ist sauber, Boys“, brummte Ben Hopkins nach einer Weile. „Dort sitzt Lacy. Wollen ihm mal die peinliche Geschichte ins Ohr flüstern.“
    Als sie an den Tisch kamen, grinste ihnen Lacy Acklam vergnügt entgegen. „Habe alles schon zur Feier vorbereitet“, wieherte er.
    „Setzt euch, Freunde! Es wird gleich gebratene Hammelkeulen und gemischten Salat geben . . .“
    „Nichts wird es geben“, schrie Rex Chapel wütend. „Du wirst dich wieder

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