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Ich werde schweigen Kommissar Morry

Ich werde schweigen Kommissar Morry

Titel: Ich werde schweigen Kommissar Morry Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans E. Koedelpeter
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waren schweigsam geworden. Die kommenden Minuten beschäftigten alle ihre Gedanken.
    Als sie das zweite Stockwerk erreicht hatten, warfen sie sich einen raschen Blick zu. Sie hatten beide das gleiche beklemmende Gefühl irgendetwas stimmte hier nicht. Das Haus war viel zu unruhig für diese späte Nachtstunde. Hinter den Wohnungstüren hörte man Schritte und Stimmengemurmel. Irgendwo gab ein Radio die letzten Nachrichten durch.
    Lacy Acklam und Ben Hopkins stiegen zaudernd die letzten Stufen zum dritten Stock hinauf. Vor ihnen lag die Wohnung Pancras Holms. Die Tür war nur angelehnt. Ein Luftzug bewegte sie knarrend hin und her. Lacy Acklam blieb unschlüssig stehen. Seine Schritte wurden stockend und unsicher.
    „Was hat das zu bedeuten?“, fragte er gedämpft. „He, sollen wir nicht lieber umkehren? In diesem Laden ist doch etwas faul.“
    „Warum denn?“, raunte Ben Hopkins ungerührt. „Sei doch froh, daß uns Pancras Holm die Tür aufgelassen hat. Wir können uns damit eine Menge Arbeit ersparen.“
    Sie horchten noch eine Weile in die stille Wohnung hinein, dann traten sie vorsichtig über die Schwelle. Im Korridor war es dunkel. Auch vom Treppenhaus fiel kaum Licht herein. Aber durch eine Türritze sahen sie matte Helligkeit schimmern. „Er ist noch auf“, flüsterte Ben Hopkins erleichtert. „Es wird tadellos klappen. Laß mich nur machen.“
    Er ging voraus und öffnete die Tür. Zoll um Zoll drückte er sie auf. Das Wohnzimmer lag hell erleuchtet vor ihm. Na also, wollte er sagen. Aber die Worte erstickten ihm .auf den Lippen. Er wich entsetzt einen Schritt an die Tür zurück. Unmittelbar vor ihm lag Pancras Holm. Er lag auf dem Teppich und regte sich nicht. Das wächserne, ausgeblutete Gesicht war der Decke zugewandt. Die gebrochenen. Augen stierten gläsern nach oben. Die linke Hand hatte sich in den Teppich verkrallt, in der Rechten lag eine rote Blume mit sichelförmigen Blütenblättern. Unter der Lampe schwebte noch immer ein dünner Schleier von Rauch und Pulverschleim. Ben Hopkins blickte fassungslos auf das versengte Loch im Mantel des Toten. Der Schuß mußte genau ins Herz getroffen, haben. Er war sicher und kaltblütig gezielt gewesen.
    „Diesem Schützen möchte ich nicht in die Hände geraten“, murmelte Ben Hopkins fröstelnd. „Er scheint der perfekte Mörder zu sein. Bisher haben seine Kugeln noch immer ihr Ziel gefunden.“
    Lacy Acklam machte einen weiten Bogen um den Toten herum und näherte sich dem Schreibtisch. Er behielt seine Handschuhe an, als er die erste Schublade aufzog. Gierig glitten seine Blicke über die gebündelten Papiere und Schriftstücke hin.
    „He“, zischte Ben Hopkins plötzlich. „Was ist das?“
    Sie huschten beide ans Fenster und spähten zwischen den Vorhängen auf die Straße hinunter. Zwei blaue Limousinen hielten unmittelbar vor dem Haus. Fünf, sechs Männer stiegen aus den Autos und gingen: rasch auf die Haustür zu. Zwei Uniformierte sicherten die Straße ab. Auf der gegenüberliegenden Seite wurden zahlreiche Fenster hell.
    „Diesmal sitzen wir im Eimer“, stöhnte Lacy Acklam entsetzt.
    „Hätten wir nur auf Rex Chapel gehört. Er hat diese Pleite geahnt. Auch Ernest hat sie vorausgesehen. Aber wir . . .“
    Sie hörten die Schritte der Beamten schon unten im Haus. Da flüchteten sie verstört aus der gespenstischen Wohnung und hasteten auf den Treppenflur hinaus. Was jetzt? Ihre Augen spähten verzweifelt nach einer Fluchtmöglichkeit aus. Hinunter ging es nicht mehr, also mußten sie nach oben. Vielleicht gelang ihnen die Flucht über die Dächer. Es war ihre einzige Chance. Auf leisen Sohlen stiegen sie die Bodentreppe hinauf. Ihre Herzen schlugen in rasendem Trommelwirbel. Ihre Gedanken jagten blind durcheinander.
    Kurz hinter der Treppenbiegung stießen sie auf die verschlossene Bodentür. Sie war mit einem Vorhängeschloß gesichert. Es wäre eine Kleinigkeit für sie gewesen, dieses Schloß aufzubrechen. Aber im Augenblick war das unmöglich. Sie mußten jedes Geräusch vermeiden. Der geringste Laut hätte sie verraten. In fiebernder Erregung warteten sie ab, bis die Beamten in die Wohnung Pancras Holms traten. Sie hörten jedes Wort, das sie miteinander wechselten. Wenn sie sich vorbeugten, konnten sie ihre Gesichter sehen. Sie sahen strenge Mienen und forschende Augen.
    „Wenn sie das Haus durchsuchen, können wir packen“, raunte Lacy Acklam gefoltert. „Wenn das noch lange dauert, werde ich verrückt. Ich. habe jetzt

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