Ich werde schweigen Kommissar Morry
sie in recht guter und zuversichtlicher Stimmung.
„Dieser Mack Towarin“, sagte Kommissar Morry, „wird uns bestimmt ein Stück weiter bringen. Ich kenne ihn. Er ist der gerissenste Spitzel, den 'jwir haben. Er arbeitet schon seit zehn Jahren für uns, und niemals hat er sich bis jetzt überfahren lassen. Er ist raffinierter als wir alle zusammen.“
Sie hatten kaum das baufällige Haus in der dunklen Sackgasse erreicht, da rollte alles Schlag auf Schlag ab. Die erste Enttäuschung erlebten sie, als sie an die Tür klopften. Sie bekamen keine Antwort. Drinnen blieb alles still. In der Schusterecke, wo sonst auch tagsüber eine helle Lampe brannte, war es jetzt völlig dunkel.
„Da stimmt doch etwas nicht“, murmelte Kommissar Morry in banger Ahnung.
Hastig drückte er die Klinke nieder. Sie gab sofort nach. Die Tür schwang knarrend auf.
Schon auf der Schwelle wußte Morry, daß hier ein gräßliches Verbrechen geschehen war. Der Hauch einer Bluttat hing irgendwie in der Luft, man konnte ihn beinahe riechen. Das Dämmerdunkel in dem schweigsamen Raum war lähmend und beklemmend. Kommissar Morry tappte an der Wand entlang und suchte nach dem Schalter. Eine Sekunde später hatte er ihn gefunden. Er machte Licht.
„Mein Gott, Sir“, schrie Hilfsinspektor Puck in diesem Moment erschrocken auf. „Wir kommen wieder einmal zu spät. Sehen Sie sich das an! Es ist einfach unfaßbar . . .“
Obwohl sie es nun schon gewöhnt waren, vor regungslosen Männern zu stehen, denen eine Kugel genau abgezirkelt das Herz durchschlagen hatte, waren sie auch diesmal wie gelähmt von der furchtbaren Entdeckung. Zögernd und niedergeschlagen trat Kommissar Morry an das verwüstete Lager heran. Kopfschüttelnd betrachtete er den toten Spitzel. Es war alles wie sonst. Das gleiche blutleere Gesicht, dieselben stumpfen, anklagenden Augen, die verkrallten Hände. Nur die Blume fehlte. Die rote Tungasblüte war nirgends zu sehen.
„Er hat das Versteck gefunden“, murmelte Morry zwischen den Zähnen. „Er hätte uns Irving Bacon in die Hände spielen können. Aber das war einem gewissen Herrn zu gefährlich. Er handelte rasch und kaltblütig . . .“
„Das finde ich merkwürdig, Sir“, sagte Hilfsinspektor Puck gedehnt. „Nehmen wir an, daß er das Versteck gefunden hat. Nehmen wir weiterhin an, daß Irving Bacon durch den Zettel stutzig wurde, den er an seinen Bruder geschrieben haben sollte.“ „Machen Sie doch nicht soviele Worte“, knurrte Morry gereizt.
„Was wollen Sie sagen? Fassen Sie sich kurz!“ „Ich wollte sagen“, stotterte Puck, „daß außer uns beiden nur noch Richard Donally und Irving Bacon den Plan des Spitzels durchschauen konnten. Ich nehme doch an, daß Mack Towarin verschwiegen war. Sicher hat er keinem Menschen etwas von seinem gefährlichen Auftrag erzählt. Folglich kann nur Richard Donally oder Irving Bacon der Mörder dieses Mannes sein.“
Morry nickte zerstreut. Er blickte sich unruhig in der Kammer um. Dann sah er nervös auf seine Uhr. „Verständigen Sie die Mordkommission“, sagte er ungeduldig zu seinem Hilfsinspektor.
„Kehren Sie dann sofort wieder hierher zurück. Sie warten, bis die Kommission eintrifft und geben den Herren die notwendigen Erklärungen. Mich brauchen Sie nicht dazu. Ich habe etwas anderes zu tun.“
Er stürmte mit raschen Schritten aus der Werkstatt, hastete durch die Salmon Lane und fuhr seinen Dienstwagen aus dem versteckten Hof, in dem er ihn vor zehn Minuten abgestellt hatte. Er nahm sich lediglich die Zeit, eine Zigarette zwischen die Lippen zu stecken. Dann fuhr er auch schon los. Sein Ziel war der Holland Park in Kensington.
Er brauchte knapp zehn Minuten für die verhältnismäßig weite Strecke. Als er aus dem Wagen kletterte, blickte er grimmig an dem Haus empor, in dem Richard Donally seit Jahren wohnte. Dieser Bursche, dachte er, ist ein zäher und hartnäckiger Gegenspieler. Er macht einfach den Mund nicht auf. Anscheinend hat er seinem Bruder das Versprechen gegeben, auf alle Fragen zu schweigen. Dieses Versprechen hält er mit eiserner Konsequenz. Freiwillig wird er sicher nie eine Silbe verraten. Man muß ihn einschüchtern und bedrohen und langsam mürbe machen . . .
Mit diesem energischen Vorsatz läutete Kommissar Morry an der Wohnungstür. Er mußte eine ganze Zeitlang warten. Dann endlich tat sich vor ihm die Tür auf.
Richard Donally erschien im Rahmen. Sein straffes Gesicht wirkte furchtlos und unerschütterlich. Kommissar Morry
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