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Ich werde schweigen Kommissar Morry

Ich werde schweigen Kommissar Morry

Titel: Ich werde schweigen Kommissar Morry Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans E. Koedelpeter
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sitzen geblieben. Aber da sie nicht in die Zukunft sehen konnten, drückten sie sich gemächlich durch die Tür und verschwanden draußen in der Dunkelheit.
    „Wie ist es?“, fragte Rex Chapel. „Ich habe mein Geld zu Hause gelassen. Hast du die nötigen Silberlinge für die Taxe?“
    Ernest griff seufzend in die Tasche. Er holte einen zerknitterten Schein hervor und opferte ihn schweren Herzens für das Geschäft. Dicht hinter dem Fish Market stiegen sie in eine Taxe und ließen sich nach Kingsland fahren. Am Balls Pond mußte der Chauffeur halten. Die beiden traurigen Gestalten stiegen aus, bezahlten den Fahrpreis und ließen sich das Wechselgeld bis auf den letzten Penny zurückgeben. Dann schlichen sie auf ein vierstöckiges Herrschaftshaus zu, das unmittelbar zur Rechten gelegen war. Im Erdgeschoß wohnte Aaron Goldsmith. Die Fenster seiner Wohnung waren hell erleuchtet.
    „Ich möchte jetzt nicht in seiner Haut stecken", krächzte Rex Chapel mit diabolischem Grinsen. „Der Bursche wird Blut und Wasser schwitzen, weil er sich von seinem Kies trennen muß. Wir verlangen tausend. Kapiert? Wenn er nicht soviel im Haus hat, soll er den Rest morgen berappen.“
    Sie sperrten die Haustür auf und tappten durch den Flur auf die Wohnung zu. Sie läuteten. Sie horchten. Sie warteten in brennender Ungeduld. Nervös stierten sie durch die geriffelten Glasscheiben der Tür.
    Ein Schatten tauchte dahinter auf. Eine zittrige Hand drehte innen den Schlüssel um. Eine Sperrkette löste sich schleppend vom Haken. Im nächsten Moment tat sich die Tür auf.
    „Kommen Sie herein", sagte Aaron Goldsmith hüstelnd. „Sie sind also diese schäbigen Halunken, die wie Aasgeier die Not ihrer Mitmenschen ausnützen und..."
    „Sie hätten Prediger werden sollen“, höhnte Rex Chapel. „In einem Betsaal wären Ihre Worte vielleicht am Platze. Aber hier wirken sie lächerlich. Geben Sie den Weg frei.“
    Aaron Goldsmith trat schüchtern zurück. Er schloß die Tür hinter den beiden Gaunern und führte sie in sein Wohnzimmer.
    „Was wollen Sie also?“, fragte er kurz.
    Rex Chapel und Ernest Cropp blickten sich betreten an. Eine solche Sprache hatten sie nicht erwartet. Bestimmt wiar es wieder ein faules Ei, das sie da angefaßt hatten.
    „Schätze, Sie wissen bereits Bescheid“, knurrte Rex Chapel. „Sie werden sich glücklich fühlen, wenn wir Ihre Abenteuer in Brasilien nicht der Polizei ins Ohr flüstern. Glaube, daß Ihnen unser Schweigen tausend Pfund wert sein dürfte, Mr. Goldsmith. Na, machen Sie schon. Sperren Sie Ihre Kasse auf!“
    „Ich habe nur knapp vierhundert Pfund hier“, sagte Aaron Goldsmith achselzuckend. „Damit müssen Sie sich zufrieden geben. Andernfalls... “
    „Bringen Sie uns den Rest morgen um Mitternacht zur Brücke am Fish Market“, befahl Rex Chapel großspurig. „Und nun blättern Sie uns die Scheine auf den Tisch. Machen Sie ein wenig rascher. Unsere Zeit ist knapp bemessen.“
    Aaron Goldsmith schloß seine Schatulle auf und nahm vier Banknotenbündel heraus. Umständlich zählte er die Scheine ab.
    „Dreihundertzwanzig . . Dreihundertdreißig ..“
    Rex Chapel grinste. „Na, für den Anfang langt es“, meinte er gnädig. „Was meinst du, Ernest? Denke, wir werden nachher anständig feiern. Diesmal dürften uns die Hammelkeulen besser schmecken als das letzte Mal.“
    „Da ist erst noch eine Frage“, sagte eine jugendliche Stimme im Hintergrund. „Vielleicht sind Sie auch mit einer Kohlsuppe zufrieden, meine Herren! Etwas anderes können wir Ihnen leider im Wandsworth Gefängnis nicht bieten.“
    Rex Chapel und Ernest Cropp fuhren herum, als hätte sie eine Natter gebissen. Entgeistert starrten sie auf Kommissar Morry, der hinter einer Portiere auftauchte. In seiner Hand lag die großkalibrige Dienstpistole.
    „Legen Sie das Geld wieder auf den Tisch, Mr. Chapel“, sagte der berühmte Detektiv spöttisch. „In Wandsworth brauchen Sie nichts zu bezahlen. Sie erhalten dort alles frei und gratis. Freilich — auf Schnäpse und Zigaretten müssen Sie ein paar Jahre lang verzichten.“
    Rex Chapel ließ ächzend die Scheine los, die er bereits mit seinen Händen zusammengerafft hatte. Mit einem verzweifelten Blick stierte er zur Tür hin. Er schätzte die Entfernung ab. Vielleicht konnte er sich mit einem mächtigen Satz noch in Sicherheit bringen. Der Kommissar erriet seine Gedanken. Er blickte lächelnd in die verwüsteten Gesichter der beiden Gauner.
    „Bitte keine falschen

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