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Ich will dir glauben

Ich will dir glauben

Titel: Ich will dir glauben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elisabetta Bucciarelli
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welchem Zusammenhang seine Tätigkeit in Luxemburg mit seiner Klinik hier in Italien steht.«
    »Lass es mich dann wissen.« Bevor sie sich erhebt, fällt ihr noch etwas ein. »Wie ist eigentlich die Sache mit der Anrufliste für deine Hauptkommissarin ausgegangen? Weißt du schon was?«
    »Nein, noch nicht. Danke noch mal, du hast mir da wirklich weitergeholfen.«
    »Ach, keine große Sache. Die Person, mit der du gesprochen hast, ist ein wirklich guter Freund von mir.«
    »War da mal was zwischen euch?«
    »Ewig her.« Sie grinst und verabschiedet sich, nicht ohne ihn mit einer Spur gesunder Eifersucht zurückzulassen.

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    »Das eigentliche Problem besteht darin, dass ich Wünsche mit Bedürfnissen verwechsle.« Inga spricht mit gedämpfter Stimme. Ihr Sohn schläft zufrieden in seinem Bettchen, was ein absoluter Sonderfall ist. Sie fährt in ihrem Gespräch fort, während Maria Dolores vor ihrem Computer sitzt. »Doris, jetzt frag mich mal, was ich wirklich brauche.«
    »Was brauchst du wirklich?« Mechanisch, während ihre Augen vom Bildschirm zur Fensterscheibe wandern, hinter der noch immer weiße Schneeflocken vom Himmel fallen.
    »Also: Schlaf, ein intelligentes und flexibles Kindermädchen – was sich gewissermaßen von vornherein ausschließt –, eine verfügbare Freundin, die Betonung liegt auf v-e-r-f-ü-g-b-a-r, die mit mir mal ausgeht, so wie in guten alten Zeiten …«
    Maria Dolores unterbricht sie. »Die du dann irgendwann sitzenlassen würdest, weil du für nichts mehr Zeit hast. Ich würde das so formulieren: eine Freundin, die dich ab und an besucht. So ist es glaubhafter.«
    »So, und jetzt frag mich mal, was ich mir wirklich wünsche.«
    Maria Dolores hat keinen blassen Schimmer, auf was Inga hinauswill, aber sie hat genug Zeit. »Also los, was wünschst du dir wirklich?«
    »Urlaub machen, weit weg von hier; mindestens zwei Tage lang nur für mich allein sein; mich nach Belieben in einer Schönheitsfarm einschließen. Siehst du?«
    »Was denn, Inga. Was soll ich sehen?«
    »Schon allein meinen Bedürfnissen nachzukommen ist so schwierig, dass für meine Wünsche nie Zeit bleibt.«
    Schweigen. Dann setzt Maria Dolores ein leichtes Grinsen auf und bemerkt: »Und ich?«
    »Was meinst du, deine Bedürfnisse oder Wünsche?«
    »Ich bin mir nicht sicher, ob deine Unterscheidung mich so wirklich überzeugt. Sei’s drum, ich jedenfalls kann im Augenblick das eine vom anderen nicht wirklich trennen. Alles, was mich im Moment interessiert, ist die Wahrheit. Sonst nichts. Das ist mein Bedürfnis und mein Wunsch.« Dann kommt ihr ein Satz in den Sinn, den sie einmal von Don Paolo gehört hatte, dem Priester aus dem Ayas-Tal, der sich das Leben genommen hatte, vielleicht aufgrund der Anschuldigungen, Kinder entführt zu haben. So hatte damals alles begonnen. Er hatte einmal gesagt: »Ich wünsche dir nicht das, was du dir erhoffst, sondern das, was gut ist.« Ein einfacher Gedanke, den sie nun laut ausspricht. »Was denkst du, was gut für mich ist?«
    »Wenn man das nur immer so genau wüsste!«, ruft Inga am anderen Ende des Hörers aus, während im Hintergrund schon das Schreien ihres Sohnes zu vernehmen ist. »In deinem Fall: diese Sache endlich zu beenden und wieder frei zu sein. Das ist gut für dich und auch für alle anderen, die dir nahestehen. Dann kannst du dich auch wieder fangen und zu der rationalen, vernünftigen Person zurückfinden, die du einmal warst.«

88
    »Was ist eigentlich mit Hauptkommissar Corsari?« Er hat ihn schon seit einigen Tagen nicht mehr zu Gesicht bekommen, und mit einer einfachen Frage an einen seiner Kollegen bricht er sich keinen Zacken aus der Krone. Der Kollege jedoch weiß auch nicht mehr und antwortet mit einem desinteressierten Schulterzucken. Er habe sich einen Tag frei genommen. Vielleicht hat er private Dinge zu klären. Familiäre Probleme, wie man für gewöhnlich zu sagen pflegt, wenn man keine Lust hat, näher auf die Einzelheiten einzugehen. Kurze Zeit später findet Achille Funi auf seinem Schreibtisch die Erklärung für die Abwesenheit Corsaris. Ein Dossier mit Fotos und eine Anzeige mit einem gelben Post-it oben draufgeklebt: Für Funi. Und eine Kopie: Zur Kenntnisnahme .
    Beginnen wir mit dem Unwichtigen , denkt Funi bei sich, und fängt an, die Unterlagen zu überfliegen.
    Erstens. Er nimmt zur Kenntnis, dass das litauische, noch nicht volljährige Mädchen, mit Namen Alina und unaussprechlichem Nachnamen, die Wohnung seines Kollegen Corsari

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