Ich will endlich fliegen, so einfach ist das - Roman
finden.«
Ich lache. »Ja, das würde sie garantiert beruhigen!«
Siljas heiseres Lachen und meins treffen sich im Hörer.
»Was weiß denn ich! Mich kennen sie nicht, aber Svens Vater ist Anwalt, oder? Und die Stadt ist ja nicht allzu groß, vielleicht kennt dein Versicherungsvater ihn sogar.«
»Keine Ahnung, aber ist ja auch egal.«
Erneuter Seufzer im Hörer. »Okay. Wir sehen uns morgen. Mit Betonung auf sehen . Ich gelobe hoch und heilig, deine und Tonjas heilige Vibrations nicht mehr zu stören.« Sie lacht wieder. »Sich mit dir zu treffen ist ungefähr so schwierig wie ein Verhältnis mit einem verheirateten Typen!«
Ich schüttele den Kopf. »Du hast sie nicht alle, Silja.«
»Nein, zum Glück! Bis morgen.«
»Hm.«
Ich drehe die Lautstärke wieder hoch und strecke mich auf dem Bett aus.
Das war es. Bedacht und vernünftig. Wie Tonja. Wer nicht hoch fliegt, kann nicht tief fallen. Aussicht hat man dann zwar keine, aber was hat man von der schönsten Aussicht, wenn man platt wie ein Pfannkuchen auf dem Boden liegt?
So where did you see me go
It’s not the right way, you know
Where did you see me go
No, it’s not that I don’t know
I just don’t want it to grow
It’s not that I don’t know
I’ve changed my mind
I take it back
Ob er wohl eine Freundin hat?«, flüstert Madeleine.
»Und wenn nicht, angelst du ihn dir, oder was?«, fragt Ellen.
Tonja, Madeleine, Ellen und ich sitzen im Biologiesaal um einen Vierertisch, die nur für die Tests auseinandergestellt werden. Weder Tonja noch ich haben die Fete bei Svens Cousin noch einmal mit einer Silbe erwähnt und es fühlt sich fast an wie immer. Kann sein, dass Tonja etwas wachsamer als sonst ist. Als würde sie mir nicht recht trauen. Aber vielleicht bilde ich mir das auch nur ein.
Madeleine schickt Emil, der vorne vorm Whiteboard mit Björn ins Gespräch vertieft ist, einen schmachtenden Blick.
»Quatsch, du bist ja blöd, das interessiert mich einfach«, murmelt sie.
»Natürlich hat der eine Freundin«, sagt Ellen. »So ein Typ läuft doch nicht solo durch die Welt.«
Eigentlich ist Gruppenarbeit über Nervenzellen und das Nervensystem angesagt. Wir sollen mit Hilfe des Buches eine Reihe Fragen beantworten, aber Ellen und Madeleine verbringen mehr Zeit mit der Beobachtung des Referendars als mit der Beantwortung der Fragen.
Die Stunde ist bald zu Ende und Björn wendet sich wieder an die Klasse. »So, gehen wir jetzt die Antworten zusammen durch! Wie funktioniert die Kommunikation zwischen Nerven- und Muskelzellen? Clara?«
Clara starrt auf ihr Blatt, und ihre Lippen bewegen sich in Zeitlupe, als könnte sie nicht lesen, was sie geschrieben hat. Sie sitzt mit Emelie, Lovisa und Camilla an einem Tisch.
»Ein anderer aus der Gruppe?«, fragt Björn ungeduldig, worauf Camilla sich an einer vagen Erklärung über elektrische Impulse und chemische Substanzen versucht.
Emelie sieht unendlich gelangweilt aus und fährt mit ihrem Stift über die Perforation ihres Kollegblocks. Björn gibt sich mit Camillas Antwort zufrieden und fügt selber noch einige Ergänzungen hinzu, denen keiner richtig zuhört. Es ist Nachmittag, alle sind müde und die Stimmung ist ziemlich angespannt. Alle scheinen zu warten. Keiner kann sich auf etwas andres konzentrieren als das Warten.
Sven, Leo, John und Linnéa bilden eine Gruppe und hinter ihnen sitzt eine bunt zusammengewürfelte Gruppe aus Silja, Ingela, Sofia und Line. Als Nils und Lukas vorhin an unserem Tisch vorbeigekommen sind, meinte Nils, die vier wären wie ein Teller mit Hering, Preiselbeermarmelade, Vanillesoße und Pfefferkuchen. Nils und Lukas sitzen an einem Tisch mit Oskar und Paul.
Björn und Emil gehen weiter die Ergebnisse der Gruppenarbeit durch und kommen zum Gehirn und seinen Zellfunktionen. Die erste Frage bezieht sich auf Reflexe, die zweite auf Intelligenz.
»Mit welchem Teil des Gehirns denkt man?«, fragt Björn. »Kannst du das beantworten, Silja?«
Silja sieht ihn verdutzt an. Offensichtlich war sie gerade mit den Gedanken ganz woanders.
»Was?«
»Mit welchem Teil des Gehirns denkt man?«, wiederholt Björn die Frage.
Da hebt Emelie den Blick. »Geben Sie’s auf«, sagt sie. »Wie soll man auf Hirnrinde kommen, wenn man keine hat!«
Silja funkelt sie an. »Du musst es ja wissen.«
Vereinzeltes Kichern ist zu hören, aber es traut sich keiner, laut zu lachen, solange nicht klar ist, über wen eigentlich gelacht wird. Jetzt funkelt Lovisa Silja an.
»Deine hohle Birne
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