Ich will mehr von dir!
wenn er über sie sprach, war einfach zu viel für sie. Viel zu viel.
Obwohl Russ ähnliche Worte andauernd gebrauchte. Doch Russ war ja auch nicht real. Mit Russ war es ungefähr so, als wäre ihr Computerbildschirm plötzlich zum Leben erwacht und würde mit ihr reden. Real, und doch seltsam irreal.
Russ stand ihr nicht von Angesicht zu Angesicht gegenüber. Mit hinreißend blauen Augen und mit festen Muskeln, die sich unter seinem kurzärmeligen Seidenhemd abzeichneten. Russ hatte keine dunkle, kraftvolle Stimme, die Frauen dazu bringen konnte, aufzuspringen und den Mond anzuheulen.
Russ war nicht Mack. So unglaublich real. Und so unglaublich nahe.
Mack lächelte. »Schmutzig ist also nicht dein Stil? Bis jetzt jedenfalls noch nicht.«
Wenn sie bereit gewesen wäre, ehrlich zu sein – was sie nicht vorhatte –, hätte sie zugeben müssen, dass es ihr gefiel, wenn er so redete. Aber nichts würde sie dazu bringen, das einzugestehen. Nicht in der Öffentlichkeit. Doch wenn er sich zu Hause wirklich anstrengen und all seine Energie und nackte Überzeugungskraft in die Waagschale werfen würde, wäre sie eventuell dazu bereit, in diesem Punkt ein Zugeständnis zu machen.
Die Bedienung balancierte ein paar Teller an ihren Tisch.
»Oh, schau mal, unser Essen ist da!« Kindra strahlte den Kellner an und nahm dann einen großen Schluck von ihrem Eistee.
Vielleicht hätte sie doch den Wein nehmen sollen, den Mack ihr stattdessen angeboten hatte. Sie fühlte sich ein wenig angespannt.
Als die Bedienung die dampfenden Fajitas serviert und sich wieder entfernt hatte, widmete Kindra ihre gesamte Aufmerksamkeit dem Essen und füllte andächtig eine Tortilla, die sie anschließend sorgfältig zusammenrollte.
Mack, der ebenfalls einen der köstlichen Maisfladen belegte, fragte unvermittelt: »Wie alt bist du eigentlich?«
Mit einer aufgespießten Peperoni auf der Gabel hielt Kindra inne und sah ihn an. Er blickte sie nicht an, sondern zerteilte ungerührt das Hühnchenfleisch. Es war eine harmlose Frage.
Also hob sie die Achseln und antwortete: »Ich bin sechsundzwanzig.«
»Seit wann arbeitest du für
MicroDesign?
«
»Seit vier Jahren.« Kindra biss von ihrer Fajita ab und genoss den würzigen Geschmack.
»Bist du Besitzerin des Hauses oder wohnst du dort zur Miete?«
War dies vielleicht ein Gespräch für einen Darlehensantrag?
Sie schluckte den Bissen herunter und entgegnete argwöhnisch: »Warum fragst du?«
Er zuckte die Schultern und lehnte sich auf seinem Stuhl zurück. »Ich versuche einfach nur, dich besser kennenzulernen. Das ist alles.«
Tja, dann hör damit auf.
Das war das Letzte, was sie wollte.
Das hier sollte eigentlich so etwas wie die Live-Version von Russ werden. Anonym. Sex, nur purer Sex. Mack würde versuchen, seinen Standpunkt klarzumachen, für sie würde ein Wunschtraum, den sie jahrelang gehegt hatte, endlich Wirklichkeit werden, und alles würde in bester Ordnung sein. Am Montag würden sie so tun, als wäre das alles nicht geschehen, und ihr Leben würde weitergehen wie bisher.
Statt ihm genau das zu erklären, hörte Kindra sich selbst sagen: »Vor sechs Monaten habe ich das Haus gekauft. Ich war es leid, in einem Apartment zu wohnen.«
»Ich weiß, was du meinst. Ich habe Nachbarn, die sich andauernd anbrüllen. Und ich hätte so gern einen Hund, aber die Hausordnung verbietet das. Man darf in der Wohnung kein Tier halten, das mehr als zehn Pfund wiegt. Welcher Hund bitte schön wiegt unter zehn Pfund?« Er schüttelte den Kopf. »Kein Hund jedenfalls, den ich gern haben würde.«
Das Bild von Mack mit einem niedlichen kleinen Pudel tauchte vor ihrem inneren Auge auf. Sie konnte sich ein leises Lachen nicht verkneifen.
Mack hatte gerade die Gabel zum Mund führen wollen, hielt jetzt jedoch abrupt inne und blickte sie an. »Was?«
»Nichts.« Kindra tat so, als würde sie sich mit der Serviette die Lippen abtupfen, damit er ihr Lächeln nicht sehen konnte.
»Sag es mir.«
»Okay.« Sie ließ die Serviette sinken. »Ich habe mir dich nur dabei vorgestellt, wie du deinen Hund Gassi führst. Eine süße kleine Pudeldame mit Zierschleifchen im Haar und einem pinkfarbenen Pullover.«
Macks Lippen zuckten verdächtig. »Hey! Das wird niemals passieren.«
Kindra lachte. »Du könntest sie Bitsy nennen. Sie könnte dann mit deinem Laptop zusammen im Rucksack überallhin mitkommen.«
Mack sah sie belustigt an. Er grinste und sagte: »Das würde dir gefallen, oder?«
»Sehr
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