Ich will nur dein Glück: Roman (German Edition)
und eilte auf sie zu.
»Hey. Ich bin eben erst gekommen«, sagte Kelly.
»Danke, dass du hier bist.« Annie schloss sie kurz in die Arme; und Kelly drückte sie an sich.
Sie konnte Annie einfach nicht böse sein, zumal sie nicht den Eindruck hatte, dass Annie sie angelogen hatte, was ihre Gefühle für Nash anging. Was jedoch Nashs Gefühle betraf …
»Hi«, sagte er.
»Hi«, antwortete Kelly.
»Tut mir leid, dass ich euch versetzt habe. Ich war schon auf dem Weg zu euch, als mich Annie angerufen hat«, fuhr er mit zerknirschter Miene fort.
Kelly nickte nur kurz. Jetzt war nicht der geeignete Zeitpunkt für einen Vortrag über gute Manieren. Stattdessen erkundigte sie sich, zu Annie gewandt: »Wie geht es deinem Vater?«
»Die Ärzte haben einen Belastungstest durchgeführt und ihn praktisch auf der Stelle wieder vom Laufband runtergeholt. Er könnte schon bei der geringsten Anstrengung einen massiven Herzinfarkt erleiden. Das OP -Team steht quasi schon in den Startlöchern, aber wie gesagt wollte er vorher noch mit euch beiden über seine Kanzlei reden«, erklärte Annie.
Richard hatte Nash hergebeten? Als Kelly das hörte, war ihr aus unerfindlichen Gründen gleich etwas leichter ums Herz.
»Gehen wir«, sagte Annie. »Die Krankenschwestern bereiten ihn in seinem Zimmer vor, und sobald der Chirurg da ist, kann es losgehen. Seht zu, dass ihr das Gespräch möglichst rasch über die Bühne bringt.«
Kelly nickte, dann folgte sie ihr, flankiert von Nash zu einer Reihe von Aufzügen und weiter in Richards Zimmer.
***
Während der Fahrt im Aufzug stellte Nash mit zunehmender Frustration fest, dass Kelly seinem Blick hartnäckig auswich und ihm auch keine Gelegenheit gab, ihr etwas ins Ohr zu flüstern. Und er musste dringend mit ihr reden, denn kaum hatte er sie vorhin erspäht, da war ihm klar geworden, wie vertraulich die Situation für einen Außenstehenden aussehen musste. Dabei hatte er nur versucht, Annie zu trösten und sie über Richards Zustand auszufragen. Aber Kelly hatte bereits Vorurteile, was ihn und Annie anging. Sie betrachtete sie nach wie vor als ein Paar.
Und er hatte bislang nichts getan, um ihre Zweifel zu zerstreuen, ganz im Gegenteil.
Sie konnte ja nicht ahnen, dass sie die einzige Frau war, an die er zurzeit dachte. Auf dem Weg zu ihr und Tess hatte er sogar beinahe eine rote Ampel übersehen, weil er sich das Hirn zermartert hatte, wie er sich ihr gegenüber beim Essen verhalten sollte.
Und dann hatte Annie angerufen und ihm atemlos und mit zitternder Stimme von Richards Gesundheitszustand berichtet und ihn gebeten, ihm vor der Operation noch einen Besuch in der Klinik abzustatten.
Sogleich waren seine Hände feucht geworden, der kalte Schweiß war ihm ausgebrochen und ein nur allzu vertrautes ungutes Gefühl hatte sich in seinem Magen breitgemacht. Seit dem plötzlichen Tod seiner Eltern jagten ihm derartige Anrufe eine Heidenangst ein und versetzten ihn jäh wieder in die Vergangenheit, sodass ihm die Gegenwart ganz unwirklich erschien.
Vor Richards Zimmer blieb Annie stehen. »Wartet hier. Ich sehe kurz nach, ob er angezogen ist.«
Nash und Kelly nickten.
Annie klopfte an und wartete auf das »Herein«, ehe sie die Tür öffnete und eintrat.
Nash wusste, dass er keine Zeit zu verlieren hatte. Er drehte sich zu Kelly um. »Bitte sag doch etwas. Du bist wütend, aber was sich da vorhin zwischen mir und Annie abgespielt hat … «
»Geht mich überhaupt nichts an«, vervollständigte Kelly seinen Satz. »Tess dagegen geht mich sehr wohl etwas an, und du hast sie versetzt. Versteh mich nicht falsch – ich weiß, es ist ein Notfall, aber du hättest sie anrufen sollen.«
Nash zog den Kopf ein. Sie hatte natürlich recht. Doch die Nachricht von Richards Operation hatte ihn völlig aus der Bahn geworfen, und dann waren all die schrecklichen Erinnerungen über ihn hereingebrochen, und er hatte es ganz einfach vergessen. Aber das war weder eine Entschuldigung noch eine Rechtfertigung für sein Verhalten.
Und das galt auch für sein Verhalten gegenüber Kelly, wenngleich sie mit keinem Wort erwähnte, dass er sie ebenfalls versetzt hatte. Sie tat, als ginge es hier nur um Tess und ließ ihre eigenen Gefühle völlig unter den Tisch fallen. Nun, auf die würde er später noch zurückkommen.
»Du hast recht, und es tut mir leid. Das habt ihr beide nicht verdient.«
»Ich habe mich nicht um meinetwillen aufgeregt, sondern weil du Tess enttäuscht hast.«
»Vielleicht solltest
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