Ich will nur dein Glück: Roman (German Edition)
du dich aber auch um deinetwillen aufregen. Oder zumindest zugeben, dass du auch enttäuscht warst.« Nash stützte sich mit einer Hand an der Wand hinter ihr ab und wünschte, sie würde sich nicht derart abweisend und verschlossen verhalten, als ihm ihr mittlerweile vertrauter, verführerischer Duft in die Nase stieg.
Sie errötete und straffte die Schultern. »Dafür haben wir jetzt wirklich keine Zeit.«
»Stimmt, aber ich werde auf jeden Fall darauf zurückkommen.«
»Tess wird sich sicher eine Weile zieren, ehe sie bereit ist, dir zu verzeihen«, stellte Kelly fest, um das Thema zu wechseln.
Nash nickte. »Ich weiß bereits, dass ich mich bei ihr ordentlich ins Zeug legen muss.« Bei Kelly offenbar auch. »Ein Problem mehr oder weniger fällt da nun wirklich nicht mehr ins Gewicht«, fuhr er mit sarkastischem Unterton fort, und es war nur halb im Scherz gemeint.
»Ihr könnt jetzt reinkommen«, rief Annie in diesem Moment von drinnen.
Die Tür schwang auf, und eine Krankenschwester kam heraus. Sie blieb kurz stehen. »Beeilen Sie sich, und sehen Sie zu, dass er sich nicht aufregt. Er muss jetzt bis zur Operation ganz ruhig und gelassen bleiben.«
Bei ihren Worten – und bei der Vorstellung, gleich ein Krankenzimmer betreten zu müssen – kehrten auf einen Schlag Nashs Ängste zurück. Seine Gefühle für Richard waren von komplexer Natur, schließlich war dieser für ihn weit mehr als bloß der Ex-Schwiegervater. Nash liebte ihn wie einen Vater und bewunderte ihn für seine Fähigkeiten als Anwalt, und vor allem stand er tief in seiner Schuld. Richard hatte sich nach dem Tod ihrer Eltern um ihn und Dare sowie um sämtliche Familienangelegenheiten gekümmert, denn Nash war damals noch ein Teenager und nicht dazu in der Lage gewesen, über sein Schicksal oder das seines Bruders zu bestimmen.
Richard hatte für sie alles in seiner Macht Stehende getan, und Nash hoffte inständig, es würden ihm noch viele Jahre bleiben, um Richard seine Dankbarkeit weiterhin zu beweisen.
Kelly trat ein und war verstört, als sie Richard Kane, den sie bislang nur mit Anzug und Krawatte gekannt hatte, in einem Krankenhausbett liegend erblickte. Er trug einen Patienten-Kittel, sein Gesicht war blass, sein grauweiß gesprenkeltes Haar zerzaust. In den paar Wochen, die sie jetzt für ihn gearbeitet hatte, war er ihr richtig ans Herz gewachsen, und da sie ihm auch sonst so einiges zu verdanken hatte, war er für sie weit mehr als nur ihr Arbeitgeber.
»Was machst du denn für Sachen? Hat man sich zu Hause etwa nicht genug um dich gekümmert?«, scherzte Nash mit gespielter Fröhlichkeit und einem gezwungenen Lächeln und trat näher.
Kelly tat es ihm nach und blieb am Fußende des Bettes stehen.
Richard legte die Stirn in Falten. »Wart’s nur ab, bis du in meinem Alter bist«, brummte er.
»Benimm dich, Dad«, rügte ihn Annie scherzhaft, aber ihre Stimme zitterte. Offenbar wollte sie sich in der Gegenwart ihres Vaters nicht anmerken lassen, wie beunruhigt sie war. Sie rückte das Wasserglas zurecht, das auf dem Nachttisch stand, dann zupfte sie an seiner Bettdecke herum und strich sie immer wieder glatt.
»Das wird schon wieder«, sagte Nash mit stählerner Stimme, als könnte er den Verlauf der Ereignisse auf diese Weise beeinflussen.
»Das behauptet meine Göttergattin auch.« In Richards Stimme schwang eine Zuneigung mit, die nun schon über Jahrzehnte Bestand hatte, und Kelly verspürte unwillkürlich einen Anflug von Neid, wenn sie daran dachte, wie lange die Liebe der beiden schon währte.
Annie nickte. »Und Mom ist der Boss. Sie hat immer das letzte Wort.«
»Amen«, fügte Richard hinzu.
»Wo steckt Mary eigentlich?«, fragte Nash.
»Ich habe ihr aufgetragen, Kaffee zu holen, damit ich mit euch übers Geschäft reden kann«, antwortete Richard mit einem Blick zur Tür.
Das klang für Kelly schon wieder etwas mehr nach dem Richard, den sie kannte.
Annie legte ihm mahnend eine Hand auf die Schulter. »Vergiss die Geschäfte, Dad. Du hast fünf Minuten, um den beiden ein paar Anweisungen zu geben, und denk daran, du darfst dich nicht aufregen.«
Er tätschelte ihr den Kopf. »Dasselbe könnte ich zu dir sagen. Und jetzt hör auf, dir Sorgen zu machen. Geh lieber runter und kümmere dich um deine Mutter. Wir sehen uns dann vor der Operation noch einmal. Versprochen.«
Annie konnte kaum den Blick von ihrem Vater abwenden und machte sich nur zögernd auf den Weg. Die beiden schienen sich sehr nahezustehen.
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