Ich will nur dein Glück: Roman (German Edition)
würde es ohnehin nicht tolerieren; sie ließ niemanden nahe genug an sich heran. Und falls er es doch versuchte, würde sie Reißaus nehmen, sobald es ihr wieder besser ging. Dieser Gedanke beruhigte ihn ein wenig.
»Wer hat hier etwas von Babysitten gesagt? Ich greife dir lediglich ein bisschen unter die Arme, bis du wieder auf den Beinen bist, und dann erwarte ich eine Entschädigung für heute Abend.« Damit trug er sie zum Bett, auf dem noch die Tagesdecke lag, und setzte sie ab. Wie es aussah, war Annie sogar zu müde gewesen, sich zuzudecken.
Er ging auf die andere Seite, um die Daunendecke zurückzuschlagen und das Kissen zurechtzurücken, damit sie es auch ja bequem hatte. Dann kehrte er wortlos zu ihr zurück, hob sie noch einmal hoch, legte sie in die Mitte des Bettes und deckte sie zu.
Annie murmelte etwas Unverständliches, rollte sich auf die Seite und schlief auf der Stelle ein, sodass er sie nicht einmal mehr fragen konnte, wann und was sie zuletzt gegessen hatte.
Nun, solange sie ein paar Grundnahrungsmittel in der Küche hatte, würde er schon etwas für sie zusammenschustern. Übung hatte er ja reichlich – er hatte oft genug für seine Mutter gekocht.
Er betrachtete sie. Ihr Atem ging langsam und gleichmäßig, ihre überraschend langen, dunklen Wimpern hoben sich deutlich von ihren blassen Wangen ab. Er strich ihr eine Haarsträhne aus dem Gesicht, dann begab er sich nach unten in die Küche.
Kelly hatte das gemeinsame Essen abgesagt, aber Nash würde sich nicht so einfach abspeisen lassen. Sie hatte argumentiert, sie hätte Kopfschmerzen und deshalb keine Lust, auswärts zu dinieren, und außerdem wollten Tess und sie den letzten Abend vor der Rückkehr von Faith und Ethan lieber zu Hause verbringen. Aber Nash hatte den dumpfen Verdacht, dass diese Gründe nur vorgeschoben waren.
Nun, er würde bald Gewissheit haben. Falls Kelly tatsächlich Kopfschmerzen hatte, würde er nicht lange bleiben, falls ihre Absage auf etwas anderes zurückzuführen war – etwas, das mit ihm zu tun hatte – dann würde er es herausfinden. Wie auch immer, er hatte vorgesorgt. Wer zwei Frauen einen Überraschungsbesuch abstattete, tat gut daran, ihnen Geschenke mitzubringen.
Er klingelte und war froh darüber, dass er künftig nicht mehr hierherkommen musste, wenn er Kelly sehen wollte. Andererseits musste er sich ab morgen wieder mit Ethan herumschlagen, wann immer er Zeit mit Tess verbringen wollte.
Die Tür schwang auf, und er schob diesen unerfreulichen Gedanken beiseite. Ethans Haushälterin begrüßte ihn mit schmalen Augen und den Worten: »Ich dachte, Miss Kelly hat geändert ihre Pläne für heute Abend.«
»Ihnen auch einen wunderschönen guten Abend, Rosalita«, sagte Nash und bedachte die stets misstrauische Frau mit einem Lächeln. »Nun, da es Kelly nicht gut geht, habe ich für sie und Tess etwas zu essen besorgt. Ich hoffe, Sie mögen Mexikanisch. Es ist genug für alle da.«
Er deutete auf die zahlreichen Tüten, die rechts und links von ihm standen. Er hatte dreimal gehen müssen, bis er alles aus dem Auto geholt hatte.
Ihre Miene hellte sich auf. »Oh, Mister Nash! Ich wusste gar nicht, dass Sie können so charmant sein.«
»Es gibt so einiges, was Sie nicht über mich wissen«, erwiderte er und freute sich wie ein Schneekönig, weil es ihm gelungen war, der bärbeißigen Haushälterin eine freundliche Bemerkung zu entlocken.
»Warten Sie, ich helfe Ihnen.«
Nash nahm die schwereren Tüten; die mit dem Essen überließ er Rosalita. Er folgte ihr ins Haus, das erfüllt war von ohrenbetäubend lauter Musik. Der Krach kam von oben, vermutlich aus Tess’ Zimmer.
»Wie halten Sie bloß diesen Lärm aus?«, fragte er Rosalita.
»Ach, inzwischen ist nicht mehr so schlimm. Am Anfang es war so laut, die Wände haben gewackelt!« Sie gluckste. »Miss Tess liebt eben Musik.«
Diese Lautstärke war also »nicht mehr so schlimm«? Nash schauderte.
»Reden Sie mit mir, Rosalita?«, tönte es da aus dem Wohnzimmer.
Die betagte Haushälterin drehte sich abrupt zu Nash um. »Gehen Sie zu ihr. Ich bringe das Essen in die Küche. Sie wird sich freuen über die Überraschung«, versicherte sie ihm und unterstrich ihre Worte mit einem Nicken. »Sie wollte gerade etwas bestellen; ich kann nämlich heute nicht kochen, ich muss früher weg.«
Nash fand Gefallen an dieser neuen, liebenswürdigen Rosalita. »Dann gehen Sie doch einfach, sobald Sie fertig sind. Das Aufräumen kann ich ja übernehmen,
Weitere Kostenlose Bücher