Ich will vergelten: Thriller (German Edition)
legen, Mr Cole«, erinnerte Daniels sie beide.
»Noch nicht«, sagte Gormley mit viel Nachdruck auf dem »Noch«.
Dieses Mal gewährte Daniels ihm die Befriedigung nicht. Sie dankte Cole und entschied, es dabei zu belassen … fürs Erste.
68
Autofahren war eine der Freuden in Daniels’ Leben. Sie konnte nicht genug davon bekommen. Aber es gab viel zu tun, und nicht einmal sie konnte gleichzeitig fahren und arbeiten, zumindest nicht an einem Laptop. Also tat sie das Unerhörte und bat Gormley, so schnell, wie der Toyota konnte, nach Mansion House zu fahren, und rief vom Wagen aus Naylor an, um ihn auf den aktuellen Stand zu bringen und seine Neuigkeiten zu hören.
»Lisa hat sich um Bryony Sharp gekümmert«, sagte er zu ihr. »Und sie hat auch ein wenig über den MAC -Fliegerclub recherchiert. Die stecken bis zu den Flügeln in der Scheiße, sind kurz davor bankrottzugehen – da haben wir ein mögliches Motiv.«
»Nur dass es keine Lösegeldforderung gibt und seit dem ersten Tag auch keine weitere Kontaktaufnahme von Jessicas Entführern …«
»Laut Finchs Angaben!«, erinnerte sie Naylor. »Bright hat mir gesagt, er sei ein Außenseiter. Sei es immer schon gewesen. Vielleicht versucht er, das allein zu regeln.«
»Das glaube ich nicht.« Daniels verstummte, erinnerte sich an ihr Gespräch mit Finch in der Anfangsphase des Falles. Und selbst wenn nicht: Ich lasse mich nicht erpressen! Er wollte sich nicht einschüchtern lassen, kam ihr wie jemand vor, der sich unter keinen Umständen den Forderungen anderer beugen würde. Nein. Er würde es als Schwäche ansehen, als etwas, dem man sich um jeden Preis widersetzen musste. »In der Nachricht, die er bekommen hat, ging es nie um Geld. Sie war eher dazu bestimmt, ihn zu quälen. Denk mal darüber nach: Er hatte kein gutes Verhältnis zu Jessica, und es kommt mir vor, als wäre sie ziemlich dickköpfig. Als sie verschwand, wusste er also nicht, ob sie aus freien Stücken gegangen war oder nicht.«
»Wenn es also die Nachricht nicht gegeben hätte, hätte er nie erfahren, dass sie entführt worden ist?«
»Genau! Dass er die Nachricht bekam – und die SMS von ihrem Handy –, garantiert, dass er permanent leidet. Mentale Folter, wenn man so will. Seine Vorstellungskraft wird so lange Überstunden machen, wie sie verschwunden ist. Ist sie noch am Leben? Erleidet sie einen schrecklichen, langsamen Tod? Was wollen diese Leute von ihm? Verstehst du, worauf ich hinauswill?«
»Da du es so beredt darstellst.«
Daniels ließ das Thema fallen. »Gibt es sonst noch was Neues?«
»Die Kollegen aus Durham haben Freek vernommen.«
»Haben sie irgendwas aus ihm rausbekommen?«
»Vielleicht. Sie sind nach Aykley Heads zurückgefahren, um ihre eigene Operation vorzubereiten. Er ist immer noch in Haft, aber er ist jetzt ihr Problem und nicht mehr unseres.«
Daniels schüttelte frustriert den Kopf, als Gormley gezwungen war, in einer langen Autoschlange vor einer Baustelle auf Schritttempo herunterzubremsen. Die Erwähnung des Hauptquartiers Durham erinnerte sie an das letzte Mal, an dem sie dort gewesen war, zu einer Bike-Wise-Veranstaltung, die von der Motorradstaffel der Polizei ausgerichtet worden war. Es war ein toller Tag im Freien gewesen, einer der wenigen, die sie in den letzten zwölf Monaten genossen hatte. Wenn sie jetzt auf ihrem Motorrad säße, würde die Baustelle, auf die sie durch das Autofenster starrte, einfach wegschmelzen.
Gormley spürte ihren Ärger, fuhr auf die Standspur und schoss an der Autoschlange vorbei. Ungehemmte Wut verzog die Gesichter der anderen Fahrer, als sie vorbeirasten.
Daniels gefiel sein Stil.
»Hat Andy es geschafft, an Finchs Armeeakten heranzukommen?«, fragte Daniels.
»Hat er, aber erst nach einem Riesenkampf mit dem Verteidigungsministerium.«
»Die von Pearce und Townsend auch, hoffe ich! Hat Lisa ihm gesagt, dass ich Coles auch wollte?«
»Ich denke schon. Wie läuft’s bei dir?«
»Wir haben Cole und Fairley vernommen, Chef.« Daniels kam es komisch vor, ihn Chef zu nennen. Irgendwie hörte es sich falsch an. Bright würde immer ihr Chef bleiben, trotz seiner schlechten Laune, seiner schlechten Manieren und trotz seines, wie sie kürzlich festgestellt hatte, spektakulären Fehlverhaltens den verdammten Adam Finch betreffend. Sie war immer noch richtig sauer auf ihn. »Ich muss sagen, es sah aus, als liefe das Geschäft gut. Ich bin jetzt auf dem Weg zu Finch.«
»Warum?«
»Ich will ihre Namen ihm
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