Ich will vergelten: Thriller (German Edition)
gegenüber erwähnen und das Weiße in seinen Augen sehen, wenn ich das tue.«
»Interessant.« Naylors Stimme wurde von einem internen Telefon übertönt, das irgendwo in der Nähe klingelte. »Kate, ich muss auflegen …«
»Verdammt!« Gormley fluchte verhalten. »Wir haben ihn verpasst.«
Gormley trat aufs Bremspedal und sah in den Rückspiegel. Daniels bat Naylor dranzubleiben. Sie drehte sich in ihrem Sitz um, gerade noch rechtzeitig, um einen Jaguar XJ Portfolio um die Kurve verschwinden zu sehen.
»Willst du, dass ich wende?«, fragte Gormley.
»Sicher, dass er es war?«
»Positiv.« Gormley hieb vor Ärger mit der Hand aufs Armaturenbrett. »Was für eine verdammte Zeitverschwendung! Hab ich’s nicht gesagt, wir hätten vorher anrufen sollen!«
»Fahr weiter, Hank.« Daniels war ruhig. »Mein Wahnsinn hat Methode. Eigentlich möchte ich nämlich mit Brian Townsend sprechen.«
Gormley zog die Augenbrauen zusammen. »Warum?«
»Sagen wir einfach, er ist ein bisschen ehrlicher und viel gefügiger als der Rest.«
»Kate?« Naylor war wieder in Daniels’ Ohr. »Ist alles in Ordnung?«
»Alles prima, Chef. Ich ruf dich später wieder an.«
Naylor bat sie, vorsichtig zu sein, und sie legte auf.
69
Mrs Partridge öffnete die getäfelte Eingangstür, bevor sie auch nur Gelegenheit hatten zu klingeln. Ihrem Gesichtsausdruck war deutlich abzulesen, dass sie jemand anderen erwartete. »Oh, Sie sind es, Inspector!« Sie lächelte. »Ich habe einen Wagen gehört. Ich dachte, Mr Finch hätte etwas vergessen. Ich fürchte, Sie haben ihn gerade …«
»Verpasst. Ich weiß.« Daniels zeigte ins Haus. »Können wir Ihnen noch ein paar Fragen stellen, wo wir schon mal hier sind?«
»Selbstverständlich, kommen Sie rein.«
Die Haushälterin trat zur Seite und lud Daniels und Gormley ein, in die Bibliothek durchzugehen und es sich dort bequem zu machen. Daniels fühlte sich alles andere als behaglich, als sie den Raum betrat und Jessicas Augen von dem Porträt auf sie hinabblickten, auf dem ihr Selbstvertrauen so kraftvoll von einer ebenso furchterregenden Frau dargestellt worden war: Fiona Fielding. Furchterregend auf eine gute Art , dachte Daniels schuldbewusst, und diese rätselhaften Augen folgten ihr noch, als sie sich an den höhlenartigen Kamin setzte.
»Sagen Ihnen die Namen Donald Fairley und Stewart Cole etwas, Mrs Partridge?«, fragte Daniels. »Von jetzt oder von früher.«
Die Haushälterin schüttelte den Kopf. »Ich glaube nicht.«
»Mr Pearce ist mit Mr Finch unterwegs, nehme ich an? Ich konnte nicht sehen, wer am Steuer saß, als der Wagen an uns vorbeifuhr.«
Mrs Partridge nickte. »Kann ich Ihnen etwas zu trinken anbieten?«
»Nein, danke«, sagte Daniels.
Gormley schüttelte nur den Kopf. »Sie haben meinen Kollegen gesagt, dass Mr Pearce Mr Finch schriftlich um Arbeit förmlich angebettelt hätte, stimmt das?«
»Ich habe nie das Wort ›betteln‹ benutzt, Sergeant. Aber ja, das war wohl so. Es ist nicht leicht, als Zivilist wieder Fuß zu fassen, wenn man vom Militär kommt. Ich finde es schrecklich, wie die Regierung von Soldaten und Soldatinnen erwartet, für unser Land zu kämpfen, und sie dann nicht unterstützt, finden Sie nicht? Wenigstens tut Mr Finch das Seine. Er stellt ehemaliges Militärpersonal an, weil er weiß, dass er ihnen trauen kann.«
Daniels erinnerte sich an Mr Finchs Kälte seiner Haushälterin gegenüber, als sie sich zum ersten Mal getroffen hatten, und fand es merkwürdig, dass sie einem Mann so ergeben war, dem es nicht nur gefiel, Leute vor den Kopf zu stoßen, sondern der, wenn ihm danach war, auch einfach grob wurde.
»Sind Sie glücklich hier, Mrs Partridge?«, fragte sie.
»Im Vertrauen?« Die Frau nahm Daniels’ Nicken auf. »Ich würde nicht hierbleiben, wenn ich nicht ein Dach über dem Kopf bräuchte …«
»Sie wohnen hier?«, unterbrach Gormley.
»Eine Voraussetzung für die Stelle, fürchte ich. Um sicherzustellen, dass ich rund um die Uhr zur Verfügung stehe, falls er etwas braucht. Die Arbeit ist nicht das Problem, aber manchmal vertragen Mr Finch und ich uns nicht.«
»Nicht gerade wie in Meine Lieder – meine Träume !«, witzelte Gormley.
Mrs Partridge kicherte. »Er kann manchmal ein bisschen schwierig sein.«
»Wem sagen Sie das!« Gormley sah kurz in Daniels’ Richtung, neckte sie beide und sorgte dafür, dass sich die Haushälterin entspannte. »Sehen Sie Mr Townsend oft oben am Haus?«
»Eigentlich nicht. In letzter Zeit
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