Ich will vergelten: Thriller (German Edition)
verlassen hatte. Dass er Finchs offensichtliche Flugerfahrung nicht preisgegeben hatte, ärgerte sie. Als sie sich trennten, war sie wütend, eine Laune, die sich nur noch verschlechterte, als ihr Vater anrief, um ihre Verabredung zu bestätigen, und sich weigerte, eine Absage zu akzeptieren.
Ed Daniels spürte, dass sie in Gedanken woanders weilte, und lächelte die Frauen am Nebentisch an, obwohl er sie nicht kannte. Daniels hasste seinen unechten Charme. Solange er einen nicht kannte, hatte man seine ungeteilte Aufmerksamkeit. Sie waren halb mit dem Essen fertig und versuchten krampfhaft, die Anspannung zwischen ihnen zu ignorieren. Obwohl die gebratene Meeräsche auf ihrem Teller wundervoll zubereitet war und verlockend roch, hatte sie trotzdem keinen Appetit.
Ed Daniels nahm sein Rib Eye in Angriff, war sich der Gegenwart seiner Tochter nicht bewusst, zumindest schien es so. Er legte sein Besteck hin, betupfte sich den Mund mit der Serviette und hob die Weinflasche hoch. Daniels schüttelte den Kopf und bereute es, ihm nicht abgesagt zu haben. Er hatte sich große Mühe gegeben, ihren Geburtstag zu feiern, und sie war nicht mit dem Herzen dabei. Die Vorkommnisse der letzten Zeit hatten die Dinge in die richtige Perspektive gerückt. Er war alles, was sie noch an Familie hatte. Sie war es ihnen beiden schuldig, es wenigstens zu versuchen. Allerdings behauptete niemand, dass es einfach werden würde.
»Kannst du nicht mal ein Gläschen trinken?«
»Nicht mal eines. Ich hab dir gesagt, dass ich nicht den ganzen Abend bleiben kann.« Sie sah auf die Uhr. Es war bereits nach neun. »Ich hab noch was zu erledigen.«
»Es ist dein Geburtstag!«
Daniels sah ihn an. War er wirklich zu dumm, um zu verstehen, was es bedeutete, einen Job wie den ihren zu haben? Oder tat er einfach nur so? Das machte er manchmal, nur um sie zu ärgern. Ihre beruflichen Verpflichtungen als Detective Chief Inspector und leitende Ermittlerin in diesem besonderen Mordfall schlossen keine Familienfeste irgendwelcher Art mit ein.
»Ich habe viel zu tun.« Sie log ihn nicht an, obwohl sie genau wusste, dass ihr Team inzwischen wohl Feierabend gemacht hatte, nach Hause gefahren war, um die Batterien aufzuladen und sich wenigstens für ein paar Stunden aufs Ohr zu legen. »Sei froh, dass ich es überhaupt geschafft habe.«
»Ich bin überrascht, dass du es geschafft hast.« Ed hob sein Weinglas. »Ich hab schon gehört, dass du zu tun hast.«
Daniels ging in die Luft. »Hank spioniert mir immer noch nach, stimmt’s?«
»Er will nur dein Bestes, Kate. Sei nicht so hart mit ihm.«
»Das bin ich nicht!«
»Es hört sich aber so an.«
»Soll es auch!« Daniels blitzte ihn an.
»Warum bist du so wütend?« Ed sah auf sein halb aufgegessenes Essen hinunter, stellte das Weinglas ab und nahm Messer und Gabel zur Hand. Daniels sah zu, wie er ins Fleisch schnitt, das blutrot war und perfekt zubereitet. Er sah nicht auf. »Ist es wegen Jo?«
Daniels faltete ihre Serviette zusammen und legte sie auf den kleinen Teller. Das war eine Warnung, nicht weiterzumachen, sie sollte ihn darauf vorbereiten, dass sie gehen würde. Als sie Ed zum ersten Mal von ihrer Beziehung mit Jo Soulsby erzählt hatte, hatte er nichts davon hören wollen. Es war ihm sicher egal, dass sie zu Ende war. Wenn überhaupt, dann war er wahrscheinlich froh darüber. Erwartete er tatsächlich von ihr, dass sie sich ihm jetzt anvertraute? Nun, das würde nicht geschehen.
»Ich muss los.«
»Heikles Thema?«
»Lass uns ein andermal weitermachen.«
»Mit der Unterhaltung oder dem Essen?« Er ließ sie einfach nicht in Frieden. Die Frauen am Nebentisch sahen zu ihnen herüber. Ihr Vater lächelte ihnen wieder zu. Um ihm eine Blamage zu ersparen, stand sie auf und ging um den Tisch herum. Sie küsste ihn kurz auf die Wange, entschuldigte sich, versprach, es wiedergutzumachen. Auf dem Weg aus dem Restaurant zahlte sie die Rechnung, was sie schon bereute, bevor sie ihre PIN -Nummer eingetippt hatte.
Ihr Vater würde fuchsteufelswild sein.
Noch etwas, worüber er sich beschweren konnte.
Sie verließ das Restaurant und ging schnell zu ihrem Toyota. Sie fuhr los, fühlte sich plötzlich einsam und traurig. Was für eine Art und Weise, ihren Geburtstag zu verbringen! Sie legte Musik ein, eine Dixie-Chicks- CD , die Jo für sie gekauft hatte, als sie noch zusammen waren. Das fünfte Lied war dran: You Were Mine . Der Text berührte sie, und sie stellte ab.
Sie sah auf die Uhr, eine
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