Ich will vergelten: Thriller (German Edition)
ihn, aber es war nicht der richtige Augenblick. Er musste oft zum Tierarzt, und ich konnte mich nicht sofort um ihn kümmern, nach dem Unfall, der Untersuchungshaft und so weiter. Und da haben sie ein anderes Zuhause für ihn gefunden.«
»Und wie hast du ihn wiederbekommen?«
»Sein neuer Besitzer ist plötzlich gestorben, da haben sie mich wieder angerufen.«
»Das muss Schicksal gewesen sein.« Daniels wollte noch hinzufügen »wie wir«, hielt sich aber zurück. Sie beugte sich vor, um dem Hund den Kopf zu streicheln. Nelson wedelte mit dem Schwanz und pinkelte dann auf die Zeitung, auf der er stand. »Tolle Art, mich zu begrüßen!«
Jo lachte laut auf. »Er ist nur peinlich. Ich kann ihn nirgendwohin mitnehmen. Du hast noch Glück, dass er nicht neben deinen Füßen auf dem Boden saß. Ich hab schon so viele nasse Schuhe, dass ich darüber nachdenke, nur noch Flip-Flops zu tragen!«
»Bekomme ich Besuchszeit?«, fragte Daniels.
Jo nickte mit einer Spur Traurigkeit in den Augen. »Ich muss los.«
Daniels hielt Jo die Tür auf, als sie einstieg, dann sah sie zu, wie sie wegfuhr. Sie kehrte ins Büro zurück, froh darüber, dass sie immer noch Freundinnen waren. Als sie noch mehr als das gewesen waren, hatten sie oft darüber gesprochen, sich einen Hund anzuschaffen. Nur auf die Rasse hatten sie sich nicht einigen können. Während Jo einen Labrador wollte, hätte Daniels lieber einen Border Terrier wie den ihrer Oma gehabt.
Am Ende hatten sie gar keinen bekommen.
Im Einsatzraum waren alle schwer beschäftigt, als Daniels hereinkam. Nach einer Flugblattaktion hatte sich das Paar, das dabei gesehen worden war, wie es sich nah am Tatort verdächtig verhalten hatte, freiwillig gemeldet. Ronnie Raine war ein guter Zeuge gewesen, und DC Maxwell sah selbstzufrieden aus, als er seinen Mantel auszog und ihn über die Stuhllehne hängte.
»Lass mich raten.« Robson tat, als konzentriere er sich. »Ich wette, es war ein turtelndes Paar, das es an der frischen Luft getrieben hat. Es geht schließlich nichts über einen guten Fick auf ein oder zwei Kuhfladen.«
»Bist du schon mal bei Tagesanbruch da draußen gewesen?«, fragte Maxwell und rieb sich die Hände. »Es ist verdammt kühl da, das kann ich dir sagen.« Er setzte sich an seinen Computer und loggte sich ein. »Es war auch keine außereheliche Affäre.«
»Römische Soldaten?«, schlug Brown witzelnd vor.
»Grenzräuber?«, rief jemand von hinten.
»Sehen wir aus, als könnten wir hellsehen?« Gormley gab seinen Senf dazu. »Hör auf herumzudrucksen und spuck’s aus.«
»Hank hat recht, Neil«, sagte Daniels. »Passen sie ins Raster oder nicht?«
»Nein«, sagte Maxwell entschieden und schwang seinen Stuhl herum, sodass er sie ansah. »Beverly und Alec Wilkinson sind Vater und Tochter, die versuchen, sich etwas dazuzuverdienen, indem sie mithilfe eines Metalldetektors römische Münzen ausgraben. Er war begeistert, sie nicht. Sie hatten den Landbesitzer nicht um Erlaubnis gefragt, daher der Streit, von dem Raine berichtet hat.«
»Hat er nicht gesagt, sie sei irgendwie verletzt gewesen?«
»Ist in einen Fuchsbau getreten und hat sich das Knie verrenkt.«
»Beweise?« Daniels wollte absolut sichergehen.
Maxwell wedelte mit einem Anmeldeformular in der Luft herum. »Aus der Notaufnahme des Hexham General Hospital, nicht mehr und nicht weniger.«
»Gute Arbeit!« Daniels dachte einen Moment lang nach. »Ich erinnere mich allerdings nicht daran, dass von irgendwelcher Ausrüstung die Rede war, Sie etwa?«
»Das liegt daran, dass sie das Zeug in einem unbenutzten Kuhstall gelagert hatten, um nicht zu viel Aufmerksamkeit zu erregen. Als Amys Leiche gefunden wurde und wir hordenweise auftauchten, haben sie sich nicht mehr getraut, es abzuholen.«
»Haben Sie nachgeguckt?« Wieder Daniels.
»Nicht persönlich. Ich habe den Gemeindepolizisten hingeschickt, der als Erster am Tatort war – er kennt die Gegend wie seine Westentasche.«
»Ich erinnere mich an ihn. Und?«
»Es ist noch dort. Das war’s, würde ich sagen.«
»Hundertprozentig«, fügte Brown hinzu.
Daniels stimmte zu.
»Was soll ich tun?«, fragte Maxwell. »Wir könnten sie wegen unerlaubten Betretens anzeigen, aber das ist alles.«
»Ist den Papierkrieg nicht wert«, sagte Daniels. »Schreiben Sie es auf und speichern Sie es als NFA im System.«
Maxwell nickte. Ein No-further-Action war genau das, worauf er gehofft hatte.
»Boss?« Carmichael hob die Hand. »Das Zeug, das Sie
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