Ich will vergelten: Thriller (German Edition)
»Probleme?«
»Weiß ich noch nicht«, sagte Daniels und ging weg.
In einem plötzlichen Drang, Jo zu finden, bevor sie das Gebäude verließ, eilte sie aus dem Büro und machte sich auf die Suche. Sie rannte den Flur entlang, nahm die Treppe nach unten und lief zum Hinterausgang. Als sie um die Ecke kam, sah sie, wie Jo sich in der Liste für berufliche Besucher austrug, die am Hinterausgang lag. Das war eine neue Marotte, eine Initiative der Abteilung Arbeitsmedizin, die von irgendeinem namen- und gesichtslosen Zivilisten aus der Verwaltung eingeführt worden war, der nicht begriffen hatte, dass Polizisten es eilig hatten, wenn sie gerufen wurden. Sie hatten keine Zeit dafür, sich ordentlich anzuziehen, geschweige denn dafür, in einer Warteschlange zu stehen, um ihren Namen zu schreiben, bevor sie das Haus verließen, um sich um das Chaos auf der Straße zu kümmern.
Jo steckte ihren Stift ein, hob die Aktentasche vom Boden auf und legte sich den Burberry-Regenmantel über den Arm. Dann sah sie über die Schulter zurück, als sie die näher kommenden Schritte hörte.
»Hallo!«, sagte sie. »Suchst du mich?«
Daniels grinste. Natürlich suchte sie nach ihr. »Hast du kurz Zeit für ein Gespräch?«
»Leider nicht, tut mir leid.«
»Ich dachte, du wolltest mit mir sprechen.«
»Das wollte ich, aber es eilt nicht.« Jo sah zur Seite. »Wer ist denn deine neue Freundin?«
Daniels errötete. »Sie ist keine Freundin, sie ist eine Zeugin.«
»Ach ja?« Jo ging los. »Ich bin nicht blind, Kate. Da drinnen lief was zwischen euch. Aber, hey, das geht mich nichts an.«
»Da hast du verdammt recht«, sagte Daniels und bereute ihre Worte sofort. Warum in Teufels Namen endete immer alles in einem Streit? Sie blieben stehen, als eine Gruppe uniformierter Beamter die Station durch die Hintertür betrat. Sie traten beiseite und standen sich in eisigem Schweigen gegenüber. Daniels wartete, bis die Gruppe außer Hörweite war, und zeigte dann auf den Ausgang. »Ich bringe dich zu deinem Wagen. Netter Untersatz übrigens. Ungewöhnliche Wahl für dich, oder? Ich dachte, du hasst Spritschlucker.«
»Zeiten und Umstände ändern sich.« Jo nahm die Schlüssel aus ihrer Tasche. »Du bist nicht die Einzige mit einer neuen Freundin. Ich habe auch jemanden in meinem Leben, jemand Energischen, der gern draußen ist; jemanden ohne Komplexe, Regeln oder blöde Vorschriften, auf die ich Rücksicht nehmen muss; jemanden, mit dem ich so Spaß haben kann, wie wir ihn mal hatten, erinnerst du dich?«
Ein Kloß bildete sich in Daniels’ Kehle. »Kirsten?«
» NEIN .« Jo reagierte, als wäre auch nur die Vermutung lächerlich. »Eindeutig nicht Kirsten. Manchmal bist du verrückt, Kate. Ehrlich.«
»Wer dann? Wenn ich fragen darf.«
»Komm mit, ich stelle dich vor. Ich fände es schön, wenn ihr euch anfreunden würdet.«
Wer auch immer es war, Daniels wollte sie bestimmt nicht kennenlernen. Sie hasste sie jetzt schon aus vollstem Herzen und wollte sich ganz sicher nicht mit ihr anfreunden. Sie folgte Jo über den Parkplatz zu etwas, was ihr gefiel: dem neuen Land Rover der Profilerin, dem größten, neuesten und glänzendsten Fahrzeug weit und breit.
Es sah toll aus, wie die Sonne sich in dem Metalliclack spiegelte.
Daniels musste an den Suchtrupp denken, wie er in seinen Land Rover Defenders im strömenden Regen aufgereiht an der Straße gestanden hatte. Es gab noch immer keine Nachricht von Weldon oder dem Geologen, wie ihr gerade einfiel, aber das Wetter besserte sich, was eine gute Nachricht war. Sie betete, dass es dabei bliebe. Ein Hupen unterbrach ihre Gedanken, als ein Streifenwagen vorbeizischte. Die Verkehrsstreife fuhr zu schnell, als dass sie hätte herausfinden können, wer am Steuer saß, aber sie winkte trotzdem zurück. Und als sie sich wieder dem Land Rover zuwandte, stand Jo am hinteren Ende und hatte den Kofferraum geöffnet.
»Das ist Nelson«, sagte sie.
Interessiert blickte Daniels hinein. Jos neuer bester Freund war ein Welpe, ein brauner Labrador.
»Ich habe ihn Mandela zu Ehren so genannt.« Jo grinste. »Ist er nicht süß?«
»Mein Gott, er ist ganz und gar hinreißend!«
»Er wurde aufgelesen, als er im Stadtzentrum nach Nahrung suchte, und am zwanzigsten Jahrestag von Mandelas Freilassung aus dem Gefängnis ins Tierheim gebracht. Ich stehe da schon seit einer Ewigkeit auf der Warteliste, also haben sie mich angerufen.« Jos fröhlicher Ausdruck verblasste ein wenig. »Natürlich wollte ich
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