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Ich wollte Liebe und lernte hassen

Titel: Ich wollte Liebe und lernte hassen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fritz Mertens
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Wohnzimmer, ein großes Schlafzimmer, eine geräumige Küche, zwei Toiletten, eine mit Bad, ein Abstellraum und ein großer Flur. Also die Wohnung war schon enorm, aber der Balkon war um die Hälfte kleiner als unser alter. Die Möbelpacker trugen alles gleich in die Wohnung. Mutti gab Anweisungen, wo die einzelnen Teile hingestellt werden sollten, da sie schon eine gewisse Vorstellung hatte, wie die Wohnung eingerichtet werden sollte. Die Möbelpacker folgten ihren Anweisungen, und als alles aus dem Möbelwagen in der Wohnung stand, fingen sie auch gleich an, die Möbel wieder zusammenzubauen. Die Arbeiter legten mehrere Pausen ein, und Mutti spendierte ihnen auch einen Kasten Bier. Das Bier war zwar in Windeseile ausgetrunken, aber die Arbeiter schwankten nicht und führten sich auch nicht wie die Wilden auf.
    Am Abend stand dann alles an seinem Platz, so wie es Mutti haben wollte.
    »Na Fritz, wie gefällt dir unser neues Zuhause?« fragte mich Mutti.
    »Nicht schlecht, am meisten gefällt mir, daß wir jetzt zwei Kinderzimmer haben und wir nur noch zu zweit in einem Zimmer schlafen müssen.«
    Das war auch schon alles, wir aßen noch zu Abend und dann gingen wir ins Bett. Es war ein herrliches Gefühl, nur zu zweit in einem Zimmer zu sein. Es war nicht so eng, und man konnte auch viel besser reden, da mein kleiner Bruder nicht bei uns im Zimmer lag, sondern Ralf, der Zweitälteste, und der quatschte nicht so viel bei Mutti oder besser gesagt er verquatschte sich nicht so oft.
    Am nächsten Morgen, als ich aufwachte, wußte ich im ersten Moment gar nicht wo ich bin, aber mir kam dann gleich die Erinnerung. Draußen hörte ich schon das Geschirr klappern, und so stieg ich gleich aus dem Bett. Das Frühstück war schon gemacht und kurz darauf waren wir alle um den Frühstückstisch versammelt.
    Mutti schärfte uns beim Frühstück ein, daß wir die Tür nicht aufmachen dürften, wenn Pappa draußen stehen sollte. Er dürfte nicht in die Wohnung kommen, sonst müssen wir hier wieder ausziehen.
    Naja, wir versprachen alle, Pappa nicht in die Wohnung einzulassen, und der Fall war dann für alle klar.
    Die ganze Woche hatten wir auch mit Aufräumen und Saubermachen zu tun, und da wir genug Arbeit hatten, gab es auch keine Langeweile. Die neuen Nachbarn waren alle sehr freundlich bis auf eine. Das war eine alte Ziege mit Namen Jendritschek und dazu hatte sie auch noch einen kleinen giftigen Pudel. Sie konnte keine Kinder leiden und regte sich bei der kleinsten Kleinigkeit auf. Sie mußte sich immer gleich beim Vermieter beschweren, und so hatten wir schon nach den ersten zwei Tagen eine Beschwerde weg. Aber der Vermieter meinte nur, daß wir das nicht so ernst zu nehmen brauchen.
    Am Wochenende war aber dann schon der Teufel los.
    Am Samstagmittag klingelte es an der Haustüre. Mutti schaute durch den Spion und stellte fest, daß es Pappa war. Sie machte natürlich nicht auf, und wir verhielten uns alle ruhig, damit er nicht merkte, daß wir zu Hause waren. Nach ein paarmal Klingeln gab er es dann auf und verschwand wieder.
    Ich dachte mir, na wenn das alles war, dann gibt es ja keinen Ärger mehr.
    Am Abend gegen elf Uhr klingelte es aber wieder und Pappa stand total betrunken unten vor der Haustüre. Da wir ja Parterre wohnten, hatten wir die Rolläden alle unten, damit keiner in die Wohnung kommen und etwas stehlen konnte. Trotzdem hörten wir Pappa noch grölen. Er wollte in die Wohnung und vor allen Dingen seine Kinder sehen. Mutti kippte das große Fenster im Kinderzimmer, damit es einen Spalt breit aufstand, und zog den Rolladen ein paar Zentimeter nach oben. Dann sagte sie zu Pappa, wobei sie schreien mußte: »Du kannst gleich wieder verschwinden, du hast hier nichts mehr verloren, und am besten du läßt dich nicht mehr hier blicken. Die Kinder brauchst du auch nicht besuchen, und in die Wohnung kommst du auch nicht rein. Also scher dich zum Teufel!«
    Plötzlich war nur noch ein gewaltiger Knall zu hören. Die Fensterscheibe flog mit einem lauten Klirren auseinander und Mutti fiel zu Boden. Im ersten Moment blieb ich wie angewurzelt stehen, denn ich wußte nicht, was ich machen sollte. Dann, als ich mich wieder gefangen hatte, rannte ich zu Mutti, die am Boden lag und stöhnte. Am Hinterkopf bei ihr, oder besser gesagt am Hals, war eine kleine Schramme, aus der Blut sickerte. Mutti kam wieder auf die Beine und sie stellte fest, daß ihr außer der Schramme nichts weiter fehlte. Dann schauten wir uns die

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