Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Ich wollte Liebe und lernte hassen

Titel: Ich wollte Liebe und lernte hassen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fritz Mertens
Vom Netzwerk:
Deutschen Demokra-tischen Republik ist und er die von drüben immer so zu nennen pflegte. Pappa war natürlich angesoffen, und ich glaube Mutti dieses mal ebenfalls. Ich traute mich nicht aus dem Bett, denn ich war viel zu feige aufzustehen und dazwischen zu gehen. Ich hatte zwar Angst um Mutti, aber meine Angst oder Feigheit war größer. Pappa beschimpfte Mutti als Hure und mit weiß Gott was für Worten, und Mutti machte es genauso. Gegen Morgen muß ich dann eingeschlafen sein, denn das Ende von dem ganzen Streit habe ich nicht mehr mitbekommen.
    Am nächsten Morgen war wieder alles wie normal, und ich traute mich auch nicht Mutti auf den gestrigen Streit anzusprechen, denn wer weiß wie sie darauf reagieren würde.
    Ich ging wie immer zur Schule und da gab es dann für mich eine Überraschung. Der Lehrer verteilte Einladungen zum Elternabend, und die sollten wir unterschrieben wieder am nächsten Tag mit in die Schule bringen. Ich hatte zwar kein schlechtes Gewissen, aber bis jetzt gab es immer Ärger, wenn Mutti von so einem Elternabend nach Hause kam, denn so ein Lehrer hatte ja immer etwas auszusetzen. Naja, ich brachte die Einladung nach Hause, in der Hoffnung, daß Mutti keine Zeit dazu hat dort hinzugehen. Zu Hause legte ich dann Mutti die Einladung zum Unterschreiben hin, was sie auch ohne weiteres tat. Sie vermerkte sich das Datum und die Uhrzeit, und das war auch schon alles. Den Zettel gab ich dann wieder in der Schule ab und für mich war der ganze Mist erledigt, und da Mutti ja nichts gesagt hat, wird sie auch nicht hingehen, dachte ich mir.
    Ungefähr eine Woche später hatte Mutti einen freien Abend und sie machte sich zurecht, wahrscheinlich wollte sie ausgehen.
    »Du Mutti wo gehst du denn hin heute abend?« fragte ich.
    »Zum Elternabend«, gab sie mir zur Antwort, und es breitete sich ein komisches Gefühl in mir aus. Als Mutti dann fertig war, schickte sie uns ins Bett und sagte, daß sie bald wieder da wäre. Ich hörte noch die Haustüre, aber kurz darauf muß ich auch schon im siebten Himmel gewesen sein, denn ich hörte sie nicht nach Hause kommen.
    Ich wurde geweckt und wunderte mich, daß es noch dunkel war. Ich schlug die Augen auf und Mutti stand da. Sie forderte mich auf, ins Wohnzimmer zu kommen. Ich kroch aus dem Bett und schaute auf die Uhr, es war kurz nach einundzwanzig Uhr. Warum weckt mich Mutti bloß um diese Zeit, fragte ich mich, und da fiel mir dann auch gleich wieder der verdammte Elternabend ein. Sie mußte gerade erst vom Elternabend nach Hause gekommen sein, und wenn sie mich dann weckte, kann es nur Schlechtes bedeuten. In mir kroch gleich so ein Gefühl von Angst und Ungewißheit auf, und ich fragte mich, was jetzt wohl kommen wird.
    Ich ging dann also ins Wohnzimmer. Mutti saß auf dem Sofa und Pappa stand da mit einem Hosengürtel in der Hand. Als ich das sah, wäre ich am liebsten gleich weggelaufen. Pappa mußte nach Hause gekommen sein während ich schlief, denn vorher war er noch nicht da.
    »Na, ich komme gerade vom Elternabend. Hast du mir nichts zu sagen?« fragte mich Mutti.
    »Nein, ich wüßte nicht was«, erwiderte ich zögernd.
    »Dein Lehrer hat gesagt, du tatst dich nicht konzentrieren, auf den Unterricht, sondern Löcher in die Luft glotzen, einmal wärst du sogar während dem Unterricht fast eingeschlafen, und deine Hausaufgaben, die er dir aufgegeben hat, die hattest du auch ein paarmal nicht gemacht.«
    Ich konnte darauf nichts erwidern und so fing ich an zu schluchzen, ohne daß ich es wollte. Naja, ich kassierte halt meine Tracht Prügel, und diesmal war sie wahrhaftig nicht von schlechten Eltern, denn je mehr ich anfing zu schreien um so mehr Prügel bekam ich. Pappa schlug diesmal fürchterlich zu, denn er war besoffen.
    »Beim nächsten Elternabend will ich was anderes hören, wenn du wieder so einen Mist baust, dann kriegst du nicht nur von Pappa eine Abreibung, sondern von mir noch eine dazu.
    Ich hoffe wir haben uns verstanden?« sagte Mutti zu mir.
     
    »Ja«, gab ich sofort zur Antwort.
    »Und jetzt hau ab ins Bett, du Flegel«, gab mir Mutti den Befehl.
    Ich weinte immer noch und im Bett mußte ich mich auf den Bauch legen, da mir der ganze Arsch weh tat. Ich spürte nicht mehr den einzelnen Schmerz der Striemen, sondern nur einen einzigen Schmerz und das war mein ganzer Arsch. Ich heulte noch eine ganze Weile vor mich hin und wünschte Lehrer und alles was auf der Welt ist in die Hölle.
    Wenn die Lehrer gewußt hätten, daß ich für

Weitere Kostenlose Bücher