Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Ich wollte Liebe und lernte hassen

Titel: Ich wollte Liebe und lernte hassen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fritz Mertens
Vom Netzwerk:
gestern was Falsches getrunken oder auch zuviel.« »Was und wieviel ich trinke, das geht dich einen Scheißdreck an, kümmere dich lieber um deine eigenen Sachen.«
    Ich freute mich irgendwie über ihren Zustand, aber ich konnte ihr auch nicht sagen, daß sie ihre eigenen K.o.-Tropfen gestern geschluckt hatte. Ich hatte ihr eine schöne Ladung verpaßt und auf Alkohol sind die Dinger ganz schön extrem, stellte ich fest.
    Mutti war den ganzen Tag nicht in der Lage, etwas zu arbeiten, und nicht einen Schluck Alkohol rührte sie an, das machte mir am meisten Freude. Mir war es egal, ob sie etwas arbeitete an dem Tag, sie machte sowieso nicht viel und öfters sogar gar nichts außer rumzukommandieren. Das Ende vom Lied war dann, daß sie den ganzen Tag auf dem Sofa lag und schlief, und wenn sie ab und zu aufwachte, verlangte sie etwas zu trinken. Einmal kam ich schon in Versuchung, ihr nochmal die Tropfen zu verabreichen, denn dann hätte ich meine Ruhe für den nächsten Tag ebenfalls gesichert. Den Gedanken verwarf ich aber und ließ die Tropfen stehen, wo sie waren.
    Mutti dachte immer noch, daß sie so kaputt wäre vom Saufen, und das war auch gut so, denn wenn sie dahintergekommen wäre, daß ich ihr ihre eigenen Tropfen verabreicht hätte, hätte sie mich bestimmt totgeschlagen.
    Der Tag verlief sagenhaft. Kein Geschrei, kein Gemotze, keine Schläge, keine Anschisse, einfach Spitze. Ich machte meine Arbeit und hatte meine Ruhe.
    Eines Morgens stellte ich fest, daß ich in letzter Zeit immer mehr zu den Aufputschtabletten griff, und daß ich, wenn ich so weitermache, vielleicht noch tablettensüchtig werde. So legte ich die Tabletten, die ich noch hatte, in den letzten Winkel vom Schrank und sagte mir, daß ich mit dem Zeug aufhören muß.
    Die ganzen nächsten Tage stellte ich fest, daß ich mich öfters dabei ertappte, wie ich dachte, so eine Tablette würde mich jetzt fit machen, und ich sollte mir eine genehmigen. Aber ich ließ es sein und ich dachte, ich sei schon süchtig. Zum Glück war ich es noch nicht, und so nahm ich die Tabletten auch nicht mehr, auch wenn ich müde war, verzichtete ich darauf und trank lieber einen starken schwarzen Kaffee.
     
    Silvester verbrachten wir mit einem großen Saufgelage. Es waren ein paar einsame Stammgäste, Sieglinde und wir. Auf dem Tisch stand ein großer Rumtopf, im Kühlschrank waren Wein und Sekt kalt gestellt, und für den Hunger hatten wir einiges Futter fein hergerichtet. Für Musik sorgte ich mit meinem neuen Plattenspieler, und da ich zu wenig Platten hatte, nahmen wir aus der Musikbox noch einige heraus. Wir waren ungefähr zusammen zwölf Mann, und die ganze Mannschaft vernichtete den Alkohol, als sei’s ein Wettbewerb.
    Ralf, Uwe und ich tranken ebenfalls Alkohol und sogar von dem Rumtopf. Die paar Schluck, die ich trank, spürte ich auch schon, und ich glaube, ich war beschwipst, aber nicht besoffen.
    Ich fühlte mich erleichtert und mir gefiel der Zustand sogar.
    Um zwölf Uhr machten wir vor dem Haus ein Feuerwerk und wünschten uns alle ein frohes neues Jahr. Die Sauferei ging noch bis in die Frühe, aber ich selber ging gegen zwei Uhr ins Bett, genauso meine Brüder, morgen mußten wir ja wieder arbeiten. So verbrachten wir sogar ein gutes Silvester und das freute mich, als ich am nächsten Tag daran dachte.
    Es lag noch eine ganze Menge Schnee, aber ich bin in diesem Jahr nicht einmal zum Schlittenfahren oder Skifahren gekommen, zu gar nichts in der Richtung.
    Nach der ersten Januarwoche ließ das Geschäft nach, und wir hatten weniger zu tun, trotzdem gab es genug Arbeit wie zum Beispiel Holzhacken, Aufräumen und halt noch die Gäste.
    An einem freien Tag ist Pappa nach Villingen gefahren, um dort seine Eltern zu besuchen, und auch ein paar Freunde wieder zu treffen.
    Mittags rief er dann an aus einer Kneipe und sagte Mutti, daß er jetzt nach Hause fahren würde und ungefähr in einer halben bis dreiviertel Stunde zu Hause sei. Nach einer Stunde war Pappa noch nicht da und Mutti rief in der Kneipe an. Dort sagte man zu ihr, daß er das Lokal mit ein paar Freunden schon seit fast einer Stunde verlassen hatte. Sie wurde nervös und knallte den Hörer auf die Gabel. Nach fast drei Stunden stand dann Pappa in der Haustüre. Neben ihm stand eine schöne Frau, die interessiert durch die Gegend blickte.
    Als Mutti das sah, kochte sie schon vor Wut. Pappa setzte sich mit der Frau ins Lokal und rief mich zu sich an den Tisch.
    Er stellte mich der Frau als

Weitere Kostenlose Bücher