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Ich zähle bis drei

Ich zähle bis drei

Titel: Ich zähle bis drei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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    »Ruhe !« donnerte ich, und Amanda sank finsteren Gesichts in ihren Stuhl zurück. »Ross
ist noch nicht fertig .«
    »Dann war da Marvin .« Sheppard blickte Reiner mit seinen kalten blauen Augen
abschätzend an. »Ich bin nie ganz dahintergekommen, was du haben
wolltest, Marvin. Genauer gesagt, ich habe den ganzen Mist, den du uns so
sorgfältig über dein fernöstliches Empire aufgetischt hast, nie geglaubt. Jetzt
wäre eigentlich ein günstiger Zeitpunkt, uns darüber zu berichten. Wo liegen
denn all die Warenlager und Stapelplätze, über denen so stolz Reiners
Hausflagge weht? Wo genau in Macao steht dein palastartiger Besitz eigentlich?
Als ich das letztemal dort war und deinen Namen bei
ein paar Leuten erwähnte, hatte keiner von ihnen je von dir gehört .« Seine Augen funkelten grausam. »Raus mit der Sprache,
Marvin« — seine Stimme glich einem Sägeblatt, das Metall zersägt —, »wir warten
auf eine Antwort .«
    Die gebogenen Nasenflügel
vibrierten einen kurzen Augenblick, dann produzierte der schmallippige Mund das
rituale Grinsen. »Der einzige Aspekt meiner geschäftlichen Unternehmungen, der
hier überhaupt interessieren kann, ist jener, der Charlie betraf«, sagte Reiner
fest, »und natürlich hatte er mit Geld zu tun. Ich beabsichtigte, eine Kette
von...«
    Er servierte uns eine lange, weitschweifige
und zusammenhanglose Geschichte über technische Schwierigkeiten und dergleichen
Gewäsch mehr. Ich hörte gar nicht mehr hin, sondern beobachtete sein Gesicht
und erinnerte mich an den Abend im Wodu-Club. Zurückdenkend, konnte ich
auch scheinbar unerhebliche Details einordnen. Reiner war absolut überzeugt
gewesen, daß der Manager Rutley jeden seiner Befehle
genau ausführte. Und der völlig aus der Fassung geratene Rutley hatte zugegeben, daß er nicht zögern werde, mich in die Themse zu schmeißen,
wenn Reiner es forderte. Lediglich Reiners übersteigertes Selbstvertrauen hatte
es mir so verdammt leichtgemacht, schon zehn Minuten nach meinem unfreiwilligen
Auftritt in Rutleys Büro den Laden wieder verlassen
zu können. Reiner hatte sich aufgeführt wie ein Admiral an Bord seines eigenen
Schlachtschiffes, wie ein König auf seinem Schloß...
    »...Und Charlie war die ganze
Zeit zu betrunken, um überhaupt zu begreifen, wovon ich redete«, schloß Marvin
kummervoll.
    Ich betrachtete mir die
gelangweilten Gesichter um den Tisch und fand es an der Zeit, ein bißchen Leben
in die Bude zu bringen. »Ach, Ross«, sagte ich beiläufig, »mir ist gerade
eingefallen, wie das Emblem auf Marvins Hausflagge aussieht .«
    »Erzählen Sie !«
    »Eine nackte Hure, sprungbereit
vor einem Hintergrund fernöstlicher Empireträume!«
    »Erzählen Sie, Danny, alles !« Sorchas Augen flackerten plötzlich vor Interesse.
    Ich servierte ihnen eine knappe
Schilderung meines Besuchs im Wodu-Club und legte besonderes Gewicht auf
jene Einzelheiten, die mich inzwischen auf eine handfeste Spur gebracht hatten.
Reiner saß mit hölzernem Gesicht da, bis ich fertig war.
    »Keine Warenlager, Marvin ?« stichelte Ross hämisch. »Kein Palast in Macao? Nicht mal
ein nebbich kleines Lager mit Blick aufs Chinesische Meer?«
    »Nur eine Kette von Bordellen,
weit gestreut über Groß-London vielleicht ?« Sorcha gurgelte vor Lachen. »Wie nennen wir denn unseren
Potentaten jetzt ?«
    » Superluis !« kreischte Amanda, und alle platzten vor Lachen.
    »Diese Behauptungen sind so
total absurd, daß ich es ablehne, sie ernst zu nehmen«, sagte Marvin gepreßt,
nachdem das Lachen verebbt war. »Boyd braut euch eine fabelhafte Geschichte
zusammen, die zu neun Zehnteln Auswuchs seiner Phantasie ist, und ihr glaubt
sie ihm unbesehen! Das ist...«
    »Sorcha ?« unterbrach ich seinen Redeschwall. »Sind Sie bereit, so um die fünftausend
Dollar zu riskieren, um der Geschichte auf den Grund zu gehen ?«
    » Mmm !« Sie leckte sich langsam die Lippen. »Gut, abgemacht,
Danny !«
    »Das ist etwa der Jahresbeitrag
eines Klubmitglieds. Stimmt das ?« Ich sah Marvin
fragend an, der brüsk nickte. »Würde also der Klub heute
abend plötzlich geschlossen, brauchte das Klubmitglied Marvin keine
finanziellen Einbußen hinzunehmen, weil Sorcha bereit ist, ihm den
Jahresbeitrag zu ersetzen .«
    »Und weiter ?« fragte Sorcha ungeduldig.
    »Ganz einfach«, erklärte ich
ihr. »Ross ruft in ein paar Minuten Scotland Yard an, nennt Name und Adresse
des Klubs und sagt, er sei bereit, einen Eid zu schwören, daß der Klub ein
Bordell ist. Dann kann

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