Ida B ... und ihre Pläne, so viel Spaß wie möglich zu haben, Unheil zu vermeiden und (eventuell) die Welt zu retten
sauste aus dem Stall und
war schneller verschwunden, als Daddys Worte von den Wänden zurückprallten.
Selbst Daddy schaute überrascht. Seine Augen wurden groß, dann schloss er sie ganz fest. Er legte seine Hände auf die Stirn und ließ sie dort einen Moment liegen, danach zog er sie über den Kopf, bis sie hinten einander fassten. Er stieß einen Luftschwall aus, so als hätte er den Atem für immer und ewig angehalten gehabt, und die Scheune war still.
Mit geschlossenen Augen und gesenktem Kopf erzählte Daddy dem Boden: »Mama ist krank und ich habe zu tun und du gehst am Montag zur Schule. Und dabei bleibt es.«
Dann drehte er sich um, verschwand aus der Scheune und ging zurück auf die Felder, als ob nichts geschehen wäre.
12. KAPITEL
Als Daddy ging, tat mir alles weh, so als ob jeder Teil von mir in Stücke geschnitten oder gerissen worden wäre. Aber am meisten schmerzte mein Herz.
Ich konnte nichts tun, außer mich auf dem Boden zusammenrollen wie ein Ball, daliegen und weinen. Tränen, die in den Augen brennen, und Schluchzer, die so schmerzen, dass du ganz sicher bist, jeden Moment zerreißt es dir die Brust. Und als die Schluchzer schließlich aufhörten, rollten die Tränen weiter, deshalb lag ich mit weit offenem Mund da, aber ich machte fast kein Geräusch. Es gab nur die Luft, die in mich eindrang, und einen schweren Atemstoß voller Trauer, der wieder hinauswehte.
Aber während ich weinte, wurde mein Herz verwandelt. Es wurde immer kleiner in meiner Brust und hart wie ein Stein. Je kleiner und härter mein Herz wurde, desto weniger weinte ich, bis ich schließlich ganz aufhörte.
An dem Punkt war mein Herz schon ein scharfkantiger schwarzer Stein, klein genug, um auf meine Handfläche zu passen. Es war so hart, dass es niemand brechen konnte, und so kantig, dass es jeden verletzen würde, der es berührte.
Ich blieb in der Scheune und starrte bloß geradeaus, auf nichts und mit fast nichts mehr in meinem Innern.
Und dann verkündete mein neues Herz einen Entschluss. Denn wenn sich dein Herz verändert, veränderst auch du dich, und du musst neue Pläne machen. Der Entschluss betraf mein neues Ich, die neue Ida B.
In Ordnung, Daddy, dachte ich, ich werde tun, was du sagst. Ich werde in die Ernest-B.-Lawson-Grundschule zurückgehen. Aber ich werde sie nicht mögen. Ich werde die Leute nicht mögen, die das Land kaufen, ich werde meine Lehrerin nicht mögen oder die Kinder in meiner Klasse und die Busfahrt auch nicht. Und dich und Mami werde ich ebenfalls nicht mögen.
Ich entschloss mich zu tun, was ich tun musste - nur den Tod und die Zerstückelung unseres Landes scheuend -, um den Wahnsinn zu bekämpfen, der meine Familie befallen hatte und mein Tal heimsuchte. Ich würde einen Plan entwickeln, und sie würden bedauern, jeder Einzelne von ihnen, dass sie es mit Ida B zu tun bekamen.
Ich konnte spüren, wie sich die Härte meines Herzens in Arme, Beine und meinen Kopf ausbreitete, und es war ein gutes Gefühl. Ich würde gewinnen.
An dem Abend stieg ich den Berg hinauf und stellte mich vor den kahlen, alten weißen Baum. »Vielen herzlichen
Dank für deine freundlichen Worte der Weisheit neulich«, sagte ich so klebrig süß wie Maissirup. »Ich muss sagen, ich habe sie mir wirklich zu Herzen genommen.
Ja«, fuhr ich wie Honig, brauner Zucker und Melasse zusammengerührt fort. »Ich muss dir sagen, ich habe mich nach unserem kleinen Gespräch gleich viel besser gefühlt. Ich hatte sogar, dank deiner Beteuerung, große und wundervolle Dinge erwartet.« Einen Moment stand ich noch lächelnd da, um dem Baum die Möglichkeit zu geben, das, was ich sagte, zu glauben.
Dann schrie ich: »Du dummer alter Baum!«, und trat ihm so fest gegen den Stamm, wie ich nur konnte, sodass mein Fuß ziemlich wehtat, aber ich wimmerte nicht mal. Ich hinkte den Berg hinab und ging ins Bett, ohne irgendjemandem Gute Nacht zu sagen.
Und das war für lange Zeit das letzte Mal gewesen, dass ich auf irgendwen oder -was hörte, außer auf mich selbst und mein neues Herz.
13. KAPITEL
Danach ging alles ziemlich schnell. Am Sonntagabend legte ich die Anziehsachen für den nächsten Morgen heraus: schwarze Jeans, schwarzes T-Shirt, schwarze Socken. Und wenn ich schwarze Unterwäsche gehabt hätte, hätte ich auch die ausgewählt. Daddy packte mein Mittagessen ein, und Mama fragte mich, ob sie mir am Morgen Bänder ins Haar flechten sollte.
»Nein, danke«, sagte ich, ohne sie auch nur anzusehen, denn ich
Weitere Kostenlose Bücher