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Ida B ... und ihre Pläne, so viel Spaß wie möglich zu haben, Unheil zu vermeiden und (eventuell) die Welt zu retten

Ida B ... und ihre Pläne, so viel Spaß wie möglich zu haben, Unheil zu vermeiden und (eventuell) die Welt zu retten

Titel: Ida B ... und ihre Pläne, so viel Spaß wie möglich zu haben, Unheil zu vermeiden und (eventuell) die Welt zu retten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katherine Hannigan
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auf halbem Weg fand ich eine Bank für mich allein. Dort blieb ich die ganze Fahrt über sitzen und blinzelte mit Laseraugen die Rückwand des Vordersitzes an, den Mund jederzeit bereit zu knurren, meine Hände wie scharfe Krallen die Schultasche auf meinem Schoß umklammernd, und ich dachte nichts, außer nur immer wieder: Ich hasse es.
    Zehn weitere Kinder bestiegen den Bus, ehe wir an der Schule ankamen, doch niemand setzte sich neben mich. Ich muss eine gemeine Bösartigkeit der allerschlimmsten
Sorte ausgestrahlt haben. Als würde mich eine dunkle Wolke ekliger, stinkender Luft umgeben, die niemand durchdringen wollte aus Angst vor unerträglichen Schmerzen und quälender Verletzung.
    Als wir an der Schule ankamen, stieg ich aus dem Bus und marschierte mit allen andern in das Gebäude. Dann folgte ich den Zeichen zum Sekretariat und stellte mich vor eine große hölzerne Theke.
    »Kann ich dir helfen?«, fragte eine Frau, von der ich vielleicht angenommen hätte, sie sähe nett aus, wenn ich zugelassen hätte, dass überhaupt jemand an der Schule nett wäre, und wenn ich sie tatsächlich hätte erkennen können, denn meine Augen waren ja immer noch schmale Schlitze.
    »Ich bin Ida Applewood«, antwortete ich.
    »Und was kann ich für dich tun, Ida Applewood?« Selbst mit meinem verschwommenen Blick wusste ich genau, dass sie lächelte. Man konnte es am Klang ihrer Stimme erkennen. Ich hasste es.
    »Ich bin neu«, sagte ich, und du hättest am Klang meiner Stimme erkennen können, dass ihre Fröhlichkeit mich nicht angesteckt hatte.
    »Dann wollen wir mal sehen, wo du hingehörst.«
    Ich gehöre nach Hause, wollte mein Kopf antworten, bevor mein hartes Herz eine Chance bekäme, ihn zum Schweigen zu bringen. Plötzlich sah ich mein Zuhause, roch es und konnte es fühlen und ich vermisste es schrecklich. Aber bevor ich anfangen konnte, ihr alles vorzublubbern und vorzuplappern, bremste mich mein Herz aus und erinnerte mich daran, dass ich, selbst wenn
ich nicht in die Ernest-B.-Lawson-Grundschule gehörte, auf jeden Fall auch nicht mehr nach Hause gehörte. Und ich wurde wieder ganz böse.
    »Da steht’s«, sagte sie, als würde sie mir etwas Angenehmes erzählen. »Du bist in der Klasse von Miss Washington. Das ist Raum einhundertdreißig.
    Und um in dein Klassenzimmer zu kommen«, redete sie sofort weiter, »gehst du hier aus dieser Tür, wendest dich nach links und dann ist es die dritte Tür auf der rechten Seite. Findest du das?«
    »Ja, Madam«, sagte ich mit bloß ein bisschen Ekligkeit in der Stimme.
    Denn genau in dem Moment, als ich mich umdrehte und über den Flur auf das »Verlies tödlicher Dumpfheit« zugehen wollte, das mich ganz bestimmt in Raum 130 dieser Schule erwartete, überschwemmte mich plötzlich das Elend. Ich musste unbedingt ein bisschen wieder loswerden, ehe es einen gefährlichen Pegel erreichte, in Form einer üblen Gemeinheit aus mir herausbräche und auf alles einschlüge, was ihm im Weg stünde, unschuldige Vorschüler inbegriffen.
    »Hab einen tollen Tag, Ida!«, rief die Frau hinter mir her.
    Aber ich antwortete nichts. Je weniger Worte, dachte ich, desto besser für alle.

15. KAPITEL

    Ich blieb einen Moment an der Tür zu Raum 130 stehen und nahm ihn nur in mich auf, damit ich mich verhalten konnte wie Soldaten vor einer Schlacht: den Feind einschätzen, einen Plan machen, sich bewaffnen und dann angreifen.
    Einige Kinder hingen noch ihre Mäntel auf, redeten miteinander, holten ihre Bücher hervor und gaben freudige Laute von sich. Draußen kam die Sonne heraus und schien durch die Fenster. Am schwarzen Brett gab es Regenbogen und Bilder und große bunte Wörter. Am hinteren Ende des Raums, dort, wo keine Pulte standen, sondern nur Regale mit Büchern, die tatsächlich aussahen wie richtige Bücher, nicht wie Schulbücher, lag sogar ein schöner Teppich. Das Einzige, was fehlte, waren ein paar Rotkehlhüttensänger, die meine Lieblingsvögel sind, und fröhliche Musik.
    Und das da ist wohl Miss Washington, überlegte ich. Sie saß auf einem Kinderstuhl, stützte das Kinn in ihre
Hand und hörte einem Mädchen zu, das an seinen Fingern zog und gleichzeitig sprach.
    Ich sah, dass es ein Ort der Wärme war. Nicht weil eine warme Zimmertemperatur herrschte, sondern weil einem innerlich warm wurde. Einem Teil von mir war das klar, aber mein Herz weigerte sich, es zu spüren.
    Deshalb schaute ich mich weiter um, listete im Kopf alles auf, damit ich es bei Bedarf für meinen Plan

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